Hamburg. Schulen, Betriebe, Gewerbegebiete und ländliche Räume: Wie nachhaltige Mobilität in Hamburg und Umgebung künftig funktionieren soll.
Autofahrten zum Arbeitsplatz sollen in der Metropolregion Hamburg von klimafreundlichen Formen der Mobilität abgelöst oder ergänzt werden. Mit dem Projekt „Mobilitätsmanagement“ will die Organisation einen Beitrag zur nachhaltigen Verkehrswende leisten. Sie vertritt mehr als 1000 Kommunen in Hamburg, Schleswig-Holstein, Mecklenburg-Vorpommern und Niedersachsen und damit 5,4 Millionen Einwohner.
„Mit dem Projekt initiiert die Metropolregion Hamburg einen ganzheitlichen und länderübergreifenden Ansatz zum Mobilitätsmanagement und fördert so eine nachhaltige Verkehrsmittelwahl in der Region“, sagte Projektkoordinatorin Christina Röll vom Hamburger Verkehrsverbund zum Start der Aktion am Donnerstag. Vier sogenannte Reallabore in Hamburg, Pinneberg, Harburg und Cuxhaven arbeiten in den nächsten beiden Jahren an Lösungen für Betriebe, Gewerbestandorte, Schulen und ländliche Räume.
Verkehr Hamburg: Anruf-Sammeltaxis denkbar
Vor welchen Problemen gerade die dörflichen Regionen stehen, macht Olaf Krüger, Vorstand der Süderelbe AG, deutlich. Wo das Angebot an Bahnen und Bussen begrenzt ist, bleibt das eigene Auto oft die einzige Alternative. Doch immer mehr junge Leute besäßen gar keinen Führerschein und kein Auto, so Krüger. Das habe Auswirkungen auf die Erreichbarkeit der Arbeitsorte. Betrieben drohe daher womöglich die Standortverlegung.
Tatsächlich sinkt die Zahl junger Menschen mit Führerschein. Während im Jahr 2010 bundesweit noch fünf Millionen Menschen zwischen 17 und 24 Jahren einen Führerschein besaßen, waren es 2019 nur noch 4,4 Millionen, die Pkw, Roller und Motorrad fahren dürfen. Beispielhaft soll nun in drei Kommunen des Landkreises Cuxhaven nach Wegen für eine nachhaltige Mobilität gesucht werden. Denkbar seien unter anderem Anruf-Sammeltaxis, sagte Jasmin Weißbrodt, ÖPNV-Expertin im Landkreis Cuxhaven. Im ländlichen Raum sei zurzeit das Nachfragepotenzial oft zu gering, um ein adäquates ÖPNV-Angebot zu finanzieren.
Gewerbegebiete noch von Autos dominiert
Die Mobilitätswende soll auch die Gewerbegebiete erfassen. Sie werden traditionell von Autos und Lastkraftwagen dominiert. Dass Mobilität auch künftig nachhaltig funktionieren kann, wird nunmehr am Beispiel der Schnackenburgallee in Hamburg erarbeitet. Dort befindet sich das drittgrößte Gewerbegebiet der Stadt mit 12.000 Beschäftigten in 1500 Betrieben auf einer Fläche von 250 Hektar. Laut einer Umfrage unter 1100 Beschäftigten aus 15 Unternehmen nutzen rund 50 Prozent im Sommer wie im Winter täglich oder fast täglich den Pkw auf dem Arbeitsweg.
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Fahrgemeinschaften sind kaum verbreitet. Als Grund für die Pkw-Nutzung wird überwiegend die mangelhafte Bus- und Bahnanbindung genannt. Nur etwa jeder fünfte Beschäftigte greift auf den ÖPNV zurück. Elias Olshausen vom Bezirksamt Altona möchte das ändern und mit den Firmen am Standort Schnackenburgallee ins Gespräch kommen. Das Bezirksamt arbeitet inzwischen an einem Konzept für diesen Industrie- und Gewerbestandort.
Verkehr Hamburg: Auch Schulen im Visier
Es brauche Lösungen für eine nachhaltigere Verkehrsanbindung auf den letzten zwei Kilometern. Außerdem gibt es erhebliche Defizite für den Rad-‐ und Fußverkehr, heißt es im Grundlagenbericht „Nachhaltiges Entwicklungskonzept Schnackenburgallee“.
Elias Olshausen hofft zum Beispiel auf Radwege, Sammeltaxis und Fahrgemeinschaften von Pendlern in diesem Gewerbegebiet. Das neue Mobilitätsmanagement der Metropolregion Hamburg will auch Schulen ins Visier nehmen und 200 von ihnen zum Thema Mobilität befragen. Es müssten Alternativen zum viel gescholtenen „Elterntaxi“ gefunden werden.