Harburg. Behörde und Hochbahn präsentieren ambitionierten Zeitplan für Großbaustelle. Politik fürchtet Verzögerungen. Was dann droht.

In Kürze geht es richtig los an Harburgs wohl meist befahrener Kreuzung. Der große Umbau beginnt. Und mit ihm voraussichtlich eine lange Zeit der Sperrungen, Staus und Umleitungen – die bis über das Jahr 2025 hinaus reichen.

Genau genommen ist der Umbau des Harburger „Doppelknotens“, dem Kreuzungskomplex Moorstraße/Hannoversche Straße/B 73 schon seit Jahren im Gang. Der Neubau der Hannoverschen Brücke von 2017 bis 2019 nahm bereits einen kleinen Teil der Kreuzungsarbeiten vorweg. Die derzeitige Sanierung der Neuländer Straße erfolgt auch unter dem Gesichtspunkt, hier eine leistungsfähige Umleitungsstrecke zur Verfügung zu stellen. Genau übrigens, wie die über die letzten Jahre verteilte Grundsanierung der Harburger Stadtautobahn.

Ab Spätsommer soll in neun Phasen Kreuzung grundsaniert werden

Ab dem Spätsommer wird es allerdings ernst: In neun Phasen aufgeteilt wollen der Landesbetrieb Straßen, Brücken und Gewässer (LSBG) sowie die Hamburger Hochbahn AG (HHA) die Kreuzungen von Grund auf sanieren sowie den Harburger ZOB vergrößern und ebenfalls in seiner Substanz grundsanieren. Fast zweieinhalb Jahre sind dafür angesetzt. Das wird für Harburgs Autofahrer schwierig. In Panik verfallen muss allerdings noch niemand: Viele Fahrbeziehungen der beiden Kreuzungen bleiben zunächst offen. Wirklich eng wird es erst ab dem Sommer 2024 – wenn der Zeitplan eingehalten werden kann.

Einschrän kungen gibt es ab sofort. Vorbereitende Leitungsarbeiten neben den Fahrbahnen haben bereits begonnen und betreffen vorerst hauptsächlich Fußgänger und Radfahrer, auf deren Wegen immer mal wieder kurz Baustellen eingerichtet werden. Für Harburgs Autofahrer beginnt der Spaß im Spätsommer: Dann wird die Hannoversche Straße von der Schlachthofbrücke bis zum Busbahnhof saniert. Damit die Straße nicht ganz gesperrt werden muss, ist das in zwei Phasen aufgeteilt, jeweils eine Straßenseite wird behandelt. Die Hannoversche Straße wird in diesem Abschnitt zur Einbahnstraße in Richtung Moorstraße. Das Phoenix-Center und der ZOB bleiben erreichbar. Busse in Richtung Wilstorf werden auf die Wilstorfer Straße umgeleitet.

In der Draufsicht wird das Ausmaß des geplanten Umbaus der Bahnhofskreuzung und des ZOB sichtbar.
In der Draufsicht wird das Ausmaß des geplanten Umbaus der Bahnhofskreuzung und des ZOB sichtbar. © HHA | Visu-L

Ab Frühjahr 2023 wird dann die HHA-Busanlage auf die Hannoversche Straße erweitert. Der Busbahnhof ist dann geschlossen und die Hannoversche Straße wird zeitnah voll gesperrt. Sie soll als Zufahrt zum Phoenix-Center aber möglichst lange offen bleiben. Dies sind die Bauphasen drei und vier.

Ab Herbst 2023 muss die Hälfte der Fahrspuren gesperrt werden

In der Bauphase 5, ab Herbst 2023 wird begonnen, die Fahrbahn der Walter-Dudek-Brücke zu sanieren. Dafür wird die östliche Hälfte der Fahrspuren gesperrt. Ab der Bauphase 6 wird es enger: Jetzt werden die südliche Seite der Buxtehuder Straße und die Moorstraße gesperrt. Die Moorstraße bleibt dann bis Bau-Ende geschlossen. In Bauphase 7 wird die Westseite der Walter-Dudek-Brücke erneuert und in Bauphase 8 die Hannoversche Brücke gesperrt. Dann werden hier die Anschlüsse neu geordnet. Die neunte Phase, im Winter 2024/25 steht für Restarbeiten und Abbau der Baustelle zur Verfügung. Der neue ZOB wird zwar schon vorher fertig sein, aber erst in Betrieb gehen, wenn die Kreuzungssanierung abgeschlossen ist.

„Es sind für uns, aber auch für die Fahrgäste zu viele Unwägbarkeiten mit der Straßenbaustelle verbunden“, sagte Hochbahn-Verkehrsplaner Felix Brittling bei der Vorstellung der Pläne im Harburger Stadtentwicklungsausschuss. Er präsentierte die Planungen gemeinsam mit Verena Troschke vom LSBG und Daniel Reinke vom Ingenieurbüro Münster, das die Gesamtmaßnahme plant. Der Busverkehr wird ab Bauphase drei für fast zwei Jahre den Bahnhof meiden und der S-Bahnhof Harburg Rathaus wird in dieser Zeit der zentrale Umsteigepunkt zwischen verschiedenen Buslinien sowie zwischen Bus und S-Bahn sein (wir berichteten).

Umleitungsempfehlungen für den Autoverkehr gaben die Referenten nicht

Umleitungsempfehlungen für den Autoverkehr gaben die Referenten nicht, allerdings wurden in den vergangenen Jahren im weiten Umfeld der Harburger Innenstadt fast alle Straßen vorsorglich ertüchtigt. Fußgänger und Radfahrer, so sagt Verena Troschke, würden die ganze Bauzeit über die Baustelle passieren können. Dass zumindest für Fußgänger am Phoenix-Center auch Wege neben der Baustelle vorhanden sind, schien ihr dabei gar nicht bewusst.

Die FDP-Abgeordnete Viktoria Ehlers fragte, ob die Planer auch einen Plan B hätten, falls ihr enger Zeitplan aus den Fugen gerät. Auch der SPD-Verkehrsexperte Frank Wiesner hält den Plan für ambitioniert: „Damit die Haupt-Bauphasen in die verkehrsarmen Ferienzeiten fallen, wie vorgesehen, darf nichts dazwischenkommen. Das wäre aber ungewöhnlich!“ Der Ausschussvorsitzende Frank Richter (SPD) ist zufrieden mit der Arbeit der Planer. „Schön ist das nicht, aber es ist nun mal notwendig“, sagt er. „Und wenn es so läuft, wie es geplant ist, wird der Verkehr so wenig wie möglich eingeschränkt!“

Ihre Präsentation aus dem Ausschuss wollten die Referenten den Politikern und der Öffentlichkeit zugänglich machen „nachdem Kleinigkeiten, nachkorrigiert wurden“, wie es hieß. Bis Redaktionsschluss am Mittwoch war dies nicht geschehen.