Hamburg. Manche Verbrechen beschäftigen Ermittler jahrelang. Dazu gehören die Morde an Maria A. und einem syrischen Geschäftsmann in Harburg.
Der Mord an der Prostituierten „Rosa“, deren zerstückelte Leiche verstreut über die Stadt in Gewässern entdeckt wurde, oder die Tötung des Apothekers Mohamed J. in Harburg sind Fälle, die den Ermittlern des Landeskriminalamtes in Hamburg seit Längerem unter den Nägeln brennen. Noch immer sind sie ungeklärt, auch wenn mit größtmöglichen Aufwand ermittelt wurde. Das Abendblatt hat die wichtigen ungelösten Fälle zusammengestellt.
Polizei Hamburg: Fast 500 Hinweise zu „Rosa“
Es war der 1. August 2017, als die 48 Jahre alte Maria A. das letzte Mal lebend gesehen wurde. Das war in St. Georg, wo die Äquatorialguineerin, die mit ihren Kindern in Spanien lebte, regelmäßig unter dem Namen „Rosa“ oder „Lucy“ der Prostitution nachging.
Damals, so erinnerten sich Zeugen, ging sie gegen 14 Uhr mit einem Mann über den Hansaplatz. Danach verlor sich ihre Spur. Am 3. August um 8.25 Uhr entdeckte ein Spaziergänger in Rissen in Höhe Leuchtfeuerstieg einen Körperteil. Polizisten stießen auf ein weiteres Leichenteil. Es waren Überreste der 48-Jährigen.
Im Laufe des Monats wurden weitere Körperteile, insgesamt zwölf, an verschiedenen Stellen in Hamburger Gewässern entdeckt. Die Mordkommission übernahm gleich am Anfang den Fall. Zeitweise war das Bundeskriminalamt beteiligt, das in der Heimat der Toten ermittelte. Es gingen fast 500 Hinweise zu dem Fall ein. Doch die sogenannte „heiße Spur“ war nicht dabei.
Strömungsversuche im Goldbekkanal
Auch ein T-Shirt in XXXL, dass bei C&A verkauft worden war und an dem DNA-Spuren eines Mannes entdeckt wurden, sowie mehrere Öffentlichkeitsfahndungen, unter anderem in Fahndungssendungen im Fernsehen, brachten die Ermittler nicht weiter. Im Mai dieses Jahres führte die Polizei sogar Strömungsversuche im Goldbekkanal durch. Dort waren ebenfalls Leichenteile der Frau entdeckt worden. Ermittler erhofften sich neue Erkenntnisse. Die Lösung des Falls brachten sie jedoch nicht.
Auch die brutale Tat, die sich im Januar 2019 in einem in Umbau befindlichen Mehrfamilienhaus mitten in der Harburger Fußgängerzone ereignete, ist weiterhin ungeklärt. Mit einem Hammer und einem Beil schlugen zwei Männer auf den 48 Jahre alten Mohamed J. ein. Der Mann, der mehrere Immobilien in der Straße besaß und eine Apotheke gegenüber des Tatortes betrieb, schleppte sich noch vor die Tür. Dann brach er blutüberströmt zusammen und starb.
Noch keine Spur zum Mörder in Harburger Innenstadt
Bis heute sind die Hintergründe unklar. Der 48-Jährige Syrer engagierte sich politisch. In seinem Umfeld wurde gemutmaßt, er sei Opfer des Regimes geworden, das Killer geschickt habe. Konkrete Hinweise darauf gab es nicht.
Geschäftlich war er ein nicht unumstrittener Mann. Der Familienvater prozessierte oft, wenn es um Geld ging. Geschäftliche Streitigkeiten – auch sie könnten ein Auslöser für die Tat gewesen sein. Laut Zeugen könnten zwei Männer, einer auffallend groß, der andere eher klein, mit der Tat zu tun haben. Sie waren Zeugen am Tattag aufgefallen. Vielleicht Handwerker, mit denen der 48-Jährige in seinem Haus in Streit geraten war?
Eißendorf: Angeblicher Polizist betrügt ältere Frau
Stellvertretend für viele Täter, die nach demselben Muster vorgehen, steht ein 20 bis 25 Jahre alter Mann, nach dem die Polizei seit Anfang Januar vergangenen Jahres fahndet. Er hatte sich im Stadtteil Eißendorf gegenüber einer älteren Frau als Polizist ausgegeben und ihr vorgelogen, dass er das Geld aus ihrem Bankschließfach für Ermittlungen benötige, weil sich darauf Fingerabdrücke gesuchter Gangster befänden.
Die Masche wird in Hamburg jedes Jahr tausendfach versucht. Angebliche Polizisten rufen gezielt ältere Menschen an und geben sich als Polizisten aus, denen aus verschiedensten Gründen das Geld oder Schmuck übergeben werden soll. In der letzten Zeit sind es vermehrt sogenannte „Schockanrufe“, durch die die Täter ihre Opfer in einen Ausnahmezustand versetzen und zu unüberlegten Handeln bringen wollen. Meistens wird vorgegaukelt, dass das Enkelkind einen tödlichen Verkehrsunfall verursacht habe und das Geld als Kaution benötigt werde, damit es nicht in Haft müsse.
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Sehr häufig verschwinden die Täter unerkannt. Und bei den allermeisten Fällen kommt es gar nicht erst zu einer Geldübergabe. Trotzdem sind es immer wieder große Summen, oft das Ersparte eines ganzen Lebens, die die Täter mit ihrer „miesen Masche“ erbeuten, so die Polizei. Im Eißendorfer Fall hatte die Polizei zumindest Fotos aus einer Überwachungskamera, die den Gesuchten zeigen. Das ist ein Ausnahmefall. Bislang blieb die Fahndung nach ihm aber trotzdem ohne Erfolg.
„Wildwest-Manier“ – Überfall auf Paketfahrzeug
Ein anderer ungeklärter Fall brennt der Kripo unter den Nägeln, auch wenn es kein ganz großer ist. Am 4. August dieses Jahres wurde um kurz nach 16 Uhr an der Liebigstraße das Fahrzeug eines Paketlieferdienstes in „Wildwest-Manier“ gestoppt. Ein Fahrzeug stellte sich vor dem Wagen quer. Der Beifahrer sprang mit einer Waffe in der Hand heraus und wollte die Fahrertür am Paketfahrzeug aufreißen. Doch die war bereits automatisch verriegelt.
Daraufhin schoss der Täter in Richtung der Scheibe – allerdings offenbar mit einer Schreckschusspistole, die keinen Schaden anrichtete. Die Täter flüchteten anschließend ohne Beute. „Die Tatausführung zeugt von einer hohen kriminellen Energie und von großer Gewaltbereitschaft“, sagt ein Beamter. Der eine Täter wurde vom Opfer als 25 bis 30 Jahre alter, knapp 1,80 Meter großer Schwarzafrikaner beschrieben, der eine dunkle Kapuzenjacke trug. Er entkam nach der Tat mit seinem Komplizen.