Hamburg. Eine Beamtin und ein Beamter fanden einen Flyer in ihrem Briefkasten, auf dem sie verunglimpft wurden. Die Gewerkschaft ist alarmiert.
Ein oder mehrere Anhänger der „Querdenken“-Bewegung gegen die Corona-Auflagen haben offenbar zwei Hamburger Polizisten an ihrem privaten Wohnort bedrängt. Die Polizeisprecherin Sandra Levgrün bestätigte auf Anfrage, dass in die Briefkästen einer Beamtin und eines Beamten jeweils ein Flyer geworfen wurde, auf denen die Beamten als Helfer eines „kriminellen Regimes“ verunglimpft werden. Zuvor hatte die „Bild“-Zeitung über den Vorfall berichtet.
Der Flyer wurde offenbar auch bei Nachbarn des betroffenen Polizisten eingeworfen. Anlass, von einer konkreten Bedrohung für die Beamten auszugehen, gibt es aber offenbar nicht. Wie der oder die Absender die Privatadresse der Betroffenen erfuhren, ist unklar.
Polizeigewerkschaft befürchtet Radikalisierung der Querdenker-Szene
Der Landesvorsitzende der Deutschen Polizeigewerkschaft (DPolG) in Hamburg, Thomas Jungfer, zeigte sich besorgt. „Ich hoffe, dass die unbekannten Täter schnell ermittelt werden und geklärt wird, wie sie an die Privatadressen von Polizeibeamten gekommen sind. Diese Art der Auseinandersetzung ist inakzeptabel. Ich befürchte allerdings, dass hinsichtlich der Diskussion um die allgemeine Impfpflicht mit einer weiter zunehmenden Radikalisierung der Querdenker-Szene gerechnet werden muss.“
Vergleichbare Schreiben an staatliche Institutionen sind laut Marco Haase, Sprecher beim Verfassungsschutz, keine Seltenheit. „Ich bekomme regelmäßig selbst welche“, sagte er. Oft seien es immer die gleichen Absender mit kruden Thesen. Auch selbst gemachte „Abmahnungen" der „Haftbefehle“ würden verschickt.
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„Man sollte prüfen, ob so ein Schreiben strafrechtlich relevante Inhalte hat, und es gegebenenfalls zur Anzeige bringen“, so Haase. „Die beiden jetzt festgestellten Fälle gehören zu den Aktivitäten, die wir mit Blick auf eine mögliche weitere Radikalisierung und Militanz aufmerksam registrieren.“