Hamburg. In der Abendblatt-Serie werden die wichtigsten Projekte der Bezirke vorgestellt. Große Bauvorhaben stehen in der Innenstadt an.
Wenn es um große Bauprojekte geht, dann ist der Bezirk Mitte ganz weit vorne. In der Innenstadt und in der HafenCity gibt es aktuell zahlreiche Großbauvorhaben mit einem Milliardenvolumen, an deren Umsetzung auch in 2022 weitergearbeitet wird, die vollendet werden oder die starten. Aber zunächst mal bricht in Hamburgs wohl prominentesten Bezirk, zu dem neben der City auch St. Pauli und St. Georg gehören, eine neue Ära an.
Am 10. Januar wird im Bezirksamt an der Caffamacherreihe (1) Ralf Neubauer von der Zweiten Bürgermeisterin Katharina Fegebank (Grüne) zum neuen Bezirksamtsleiter ernannt. Der SPD-Politiker wurde im November von der Bezirksversammlung gewählt und tritt die Nachfolge von Falko Droßmann (SPD) an, der jetzt Bundestagsabgeordneter in Berlin ist.
Stadtplanung: Neuer Name für Promenade
Und am 14. Januar steht für den „Neuen“ gleich ein wichtiger Termin an: Die Elbpromenade am Hafen zwischen den Landungsbrücken und Baumwall wird offiziell in Jan-Fedder-Promenade (2) umbenannt.
Der beliebte Hamburger Schauspieler war im Dezember 2019 im Alter von 64 Jahren verstorben. Zu dem kleinen Festakt werden gleich drei Spitzenpolitiker erwartet: Neben Kultursenator Carsten Brosda (SPD) und Innensenator Andy Grote (SPD) hat sich auch Umweltsenator Jens Kerstan (Grüne) angesagt. Auch Jan Fedders Witwe Marion wird dabei sein.
Bauprojekte und Stadtentwicklung
Die Gänsemarkt-Passage (3) wird im nächsten Jahr abgerissen. Die Mietverträge für die Ladenflächen und das Block House Restaurant laufen Ende März aus. Und dann wird im April mit den Entkernungsarbeiten begonnen, und schon bald werden die Bagger für den Abbruch zum Einsatz kommen. Die Signa Gruppe, die zum Firmengeflecht des österreichischen Immobilienmoguls René Benko gehört, plant einen Neubau in der 1-A-Innenstadtlage. Die Fertigstellung ist für April 2025 geplant. Der städtebauliche Entwurf besteht aus drei Baukörpern, die im Zusammenspiel mit der Hinterhausbebauung der Colonnaden zwei halböffentliche und einen privaten Innenhof umschließen. Als Nutzung sind Büros, Einzelhandel, Gastronomie und rund 30 Wohnungen geplant.
Schon deutlich weiter sind die Bauarbeiten wenige Meter entfernt am Gänsemarkt/Ecke Valentinskamp (4). Dort entsteht das neue Deutschlandhaus, entworfen von dem Hamburger Architekten Hadi Teherani. Wie ist die weitere Planung? „Nach der Fertigstellung des Rohbaus beginnt im Frühjahr 2022 bereits der Technikausbau. Das Richtfest planen wir für Mai/Juni. Schon bald darauf sollen im Atrium bis zu 20 Meter hohe Palmen gepflanzt werden. Die Palmenhalle wird auf eine Gesamthöhe von 40 Metern anwachsen“, sagt Guido Wiese von der ABG Real Estate Group. Auch in diesem neuen Gebäudekomplex sollen auf rund 40.000 Quadratmeter Fläche Wohnungen, Büros, Gastronomie und Einzelhandel entstehen. „Voraussichtlich bis Ende 2022 werden wir das neue Deutschlandhaus so weit fertigstellen, dass es im Jahr 2023 bezugsfertig sein wird“, kündigt Wiese an.
Unweit des Rathauses entstehen Wohnungen
Weichen muss das ehemalige Commerzbank-Hochhaus am Neß (5) unweit vom Rathaus. Das soll samt Altbau im zweiten Halbjahr abgerissen werden, dort sollen neben Büros mehr als 100 Wohnungen entstehen.
In der Nachbarschaft am Großen Burstah (6) baut die Bilton Real Estate das Quartier Burstah. 44.000 Quadratmeter Bruttogeschossfläche entstehen hier oberirdisch – allein mehr als 34.000 Quadratmeter sind für Büros reserviert, 3000 Quadratmeter für Gastronomie und Einzelhandel, zudem sind 63 frei finanzierte Mietwohnungen geplant. Der Rohbau für vier neue bis zu zehngeschossige Gebäude steht bereits, und in der Mitte des Quartiers wird die Bohnenstraße – die hier vor dem Bau des Allianz-Hauses verlief – wieder für die Öffentlichkeit zugänglich. Bis Ende 2022 sollen die Gebäude fertiggestellt und Anfang 2023 bezugsfertig sein. Die Wohnungen sollen erst ab Ende 2022 vermarktet werden und im April 2023 die ersten Mieter einziehen.
Startschuss für Paloma-Viertel könnte erfolgen
Ein Projekt darf an dieser Stelle nicht unerwähnt bleiben. Denn es könnte sein, dass 2022 tatsächlich der offizielle Startschuss für die Bauarbeiten auf der Brachfläche am Spielbudenplatz (7) im Herzen von St. Pauli für das Paloma-Viertel erfolgt, wo früher die Esso Häuser standen. Die Bayerische Hausbau hatte das Areal bereits 2009 erworben. Seitdem gibt es ein zähes Ringen zwischen Initiativen, Nachbarn, Politik und dem Investor um das Prestigeprojekt auf dem Kiez. Ende Juni wurde der Durchbruch verkündet.
Der städtebauliche Vertrag zwischen dem Bezirk Mitte und der Bayerischen Hausbau für die Realisierung des Bauvorhabens wurde unterzeichnet. Neben 200 Wohnungen – inklusive begehbarer begrünter Dachterrassen – sind Flächen für Clubs, Gewerbe und Gastronomie geplant. Der designierte Bezirksamtsleiter Neubauer kündigte jetzt gegenüber dem Abendblatt an. „Die Bayerische Hausbau plant, im Frühjahr 2022 die erforderlichen Bauanträge einzureichen, damit geht ein hochkomplexes Planungs- und Beteiligungsverfahren über die Zielgerade.“
Viele Projekte in der HafenCity
In der HafenCity gibt es eine Vielzahl von Projekten. Das Bauvorhaben mit der größten Strahlkraft weit über die Grenzen der Stadt hinaus ist der Elbtower im Quartier Elbbrücken (8). Ein weiterer Meilenstein für den 245 Meter hohen Wolkenkratzer steht Anfang kommenden Jahres an. Dann wird die Behörde für Stadtentwicklung und Wohnen aller Voraussicht nach die Gesamtbaugenehmigung für das Hochhaus mit 64 Stockwerken erteilen. In den Elbtower sollen Büros und ein Nobu Hotel mit 191 Zimmern einziehen. Für die Öffentlichkeit wird es in 225 Metern Höhe eine Aussichtsplattform mit Gastronomie geben.
Die bauvorbereitenden Arbeiten an den Elbbrücken haben bereits Ende September begonnen. Für 2022 gibt es ein Ziel: „Der Zeitplan sieht vor, dass im November kommenden Jahres der erste Abschnitt der Baugrube an den Rohbauer übergeben wird“, sagt Torben Vogelgesang, Standortleiter der Signa in Hamburg, die das 700-Millionen-Euro-Bauvorhaben realisiert. Für die Tiefgründung werden insgesamt 63 Gründungspfähle mit einem Durchmesser von zwei Metern und einer Länge von 75 Metern hergestellt.
HafenCity Hamburg GmbH plant neuen Firmensitz
Die HafenCity Hamburg GmbH will im Frühjahr den Startschuss für den Bau eines neuen Firmensitzes (9) geben. Geplant ist ein Null-Emissionshaus. Damit solle eines der europaweit nachhaltigsten Gebäudekonzepte realisiert werden, hatte Andreas Kleinau, Vorsitzender der Geschäftsführung, bereits im Abendblatt angekündigt. Das sechsgeschossige Gebäude mit rund 7200 Quadratmeter Fläche soll im Quartier Am Sandtorpark/Grasbrook in Höhe der Kreuzung Am Dalmannkai/San-Francisco-Straße bis 2024 gebaut werden.
Im Baakenpark (10) und im Grasbrookpark (11) sollen zudem ab März die Bauarbeiten für Gemeinschaftshäuser beginnen, die nach ihrer Fertigstellung als Treffpunkt für die Nachbarschaft dienen sollen und auch als Café oder Kiosk genutzt werden.
Grünzüge in Hamburg-Mitte
Die Revitalisierung des Congress Centers Hamburg (CCH) ist sowohl von den Kosten, als auch vom Zeitplan her total aus den Fugen geraten. Und das hat sich auch auf die geplante Erweiterung der benachbarten Parkanlage Planten un Blomen (12) ausgewirkt. Die soll im Bereich der zugeschütteten Marseiller Straße rund 10.000 Quadratmeter mehr Fläche bekommen.
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Wegen des CCH-Baustellenverkehrs verzögerte sich das Vorhaben immer weiter. Jetzt soll laut Bezirksamt Mitte die Planten-un-Blomen-Erweiterung bis August 2022 abgeschlossen sein. Bereits im Frühjahr soll der zweite Bauabschnitt im Alten Elbpark (13) im Bereich der Jugendherberge fertig sein. Dort wurden unter anderem die Treppen neu angeordnet, die Beleuchtung erneuert und die Grünanlage saniert.
Straßen/Radwege werden saniert
Die Deckensanierung auf der Moorfleeter Straße (14) in Billbrook startet ab März. Die Umgestaltung der Carl-Petersen-Straße in Hamm-Nord (15) ist ab Herbst geplant. Mit dem Bau der Veloroute 8 im Bereich der Reclamstraße bis zum Billstedter Mühlenweg (16) soll in Kürze begonnen werden.
Soziales: Quartiershäuser geplant
In allen drei Quartieren in den Neubaugebieten im Rathausviertel (17), Elbinselquartier (18) und Spreehafenviertel (19) in Wilhelmsburg sollen Nachbarschafts- und Quartiershäuser entstehen. Die Feinplanung der Angebote soll 2022 abgeschlossen sein, der Baubeginn zu einem späteren Zeitpunkt erfolgen.
Neuer Markt in Hamburg-Mitte geplant
Im Bezirk Mitte soll ein Pilotprojekt starten: Geplant ist ein Abendmarkt – wo man dann direkt vom Erzeuger beispielsweise Fleisch, Fisch, Käse oder Gemüse einkaufen kann. Als Standort ist dafür die Wochenmarktfläche am Hammer Park (20) vorgesehen.