Hamburg. Das Prestigeprojekt stockt seit zwei Jahren – nun soll 2022 die Vergabe erfolgen. Altbau bis 2030 in Betrieb. Die Hintergründe.
In seiner ersten Regierungserklärung nach seiner Wahl zum Bürgermeister überraschte Peter Tschentscher (SPD) mit der Ankündigung, dass das AK Altona an der Autobahnabfahrt Othmarschen neu gebaut werden soll. Der Neubau soll unmittelbar neben dem 1971 fertiggestellten Hochhaus entstehen. Doch die avisierte Eröffnung für 2028 dürfte nicht mehr zu halten sein.
Der Zeitplan dürfte sich nach Informationen des Abendblatts um mindestens zwei Jahre nach hinten schieben. Alle Beteiligten betonen aber, dass das Projekt unverändert aktuell ist. „Wir planen nach wie vor den Neubau der Asklepios Klinik Altona und ein Klinikquartier, das gebraucht wird und fester Bestandteil der künftigen Gesundheitsversorgung Hamburgs sein wird“, sagte Asklepios-Sprecher Rune Hoffmann.
Krankenhaus Hamburg: „Das ist fast ein Geniestreich“
Vor genau zwei Jahren hatte sich das Preisgericht einstimmig in einer mehrstündigen Sitzung für den Entwurf des Berliner Planungsbüros Hascher Jehle entschieden. Das sechsgeschossige Klinikum soll direkt an der Autobahn entstehen und sich vom Gelände des früheren Fitnesszentrums Aqua Fit über die Paul-Ehrlich-Straße bis zum ehemaligen Klinik-Pförtnerhaus erstrecken.
„Das ist fast ein Geniestreich“, freute sich damals Hamburgs Oberbaudirektor Franz-Josef Höing über das „fröhliche, offene, heitere Haus“. Auf eine zweigeschossige gläserne Erdgeschosszone als Sockel sollen drei Bettenhäuser in die Höhe wachsen. „Das ist total simpel und total durchdacht“, sagte Höing. Im Frühjahr 2020 sollte die Vergabe erfolgen, 2023 der Bau beginnen. Die Fertigstellung war für 2028 geplant.
AK Altona: Pandemie beeinflusste den Zeitplan
Doch der ambitionierte Zeitplan hat die Pandemie über den Haufen geworfen: „Nach der Entscheidung des Preisgerichts im Realisierungswettbewerb unmittelbar vor Weihnachten 2019 sah alles danach aus, als würden wir im ersten Halbjahr 2020 ein Architekturbüro beauftragen können“, sagt Hoffmann. „Wenige Wochen später setzte mit der Pandemie ein weltweiter Ausnahmezustand ein, von dem auch Hamburg nicht verschont blieb.“
Doch die Pandemie dürfte nicht der einzige Grund für die Verzögerung des Prestigeprojektes sein: Der Umzug der Gesundheitsbehörde unter das Dach der Sozialbehörde hat das Projekt verzögert. Und auch auf Seiten des Krankenhauskonzerns liefen die Planungen nicht ganz rund. Asklepios tauschte den Projektleiter aus: Nun ist Hermann Stockhorst, ein Experte für Krankenhausbau, verantwortlich.
AK Altona: Bauvorhaben noch am Anfang
Ende 2021 steht das ambitionierte Bauvorhaben genau da, wo es vor zwei Jahren stand. „Wir befinden uns aktuell in der zweiten Phase des Vergabeverfahrens, der sogenannten Verhandlungsphase, an deren Ende im neuen Jahr eine Auftragsvergabe an eines der drei prämierten Architekturbüros stehen soll“, sagt Hoffmann. Die Vergabeverfahren für die weiteren Planungsbeteiligten seien in Vorbereitung.
Immerhin: Das seit Jahren leerstehende Fitnesscenter „Aqua Fit“ an der Paul-Ehrlich-Straße, wo die neue Klinik entstehen soll, wurde im Sommer abgerissen. Zudem fanden in den vergangenen Monaten Bodenuntersuchungen statt, da der Untergrund wegen eines Salzstocks bautechnisch schwierig ist. Der Umzug er Kindertagesstätte von ihrem heutigen Standort an der Zufahrt zur Klinik auf ein Grundstück südlich des heutigen Krankenhauses wird ebenfalls vorbereitet.
Krankenhaus: Baustart erst in drei Jahren
Hoffmann spricht von einem Baustart „in voraussichtlich etwa drei Jahren“. Auch wenn Hoffmann sich zur der erwarteten Fertigstellungstermin nicht konkret äußern mag, liegt das Großprojekt bei einer Bauverzögerung von zwei Jahren. 2030 wäre dann ein realistisches neue Eröffnungsdatum. Angesichts der dramatischen Preisentwicklung am Bau dürften auch die 2019 kolportierte Investitionssumme nicht zu halten sein: Damals kalkulierten die Planer vorsichtig mit 425 Millionen Euro – ohne Erschließung, Gründung und Tiefgarage. Zwei Drittel dieser Kosten übernimmt Hamburg.
- Das steckt hinter dem neuen Wahrzeichen für Hamburg
- Trotz Initiativen: Organspenden auf niedrigem Niveau
- Hamburger CDU will Ärzte mit Geld in arme Stadtteile locken
Mit dem Neubau entsteht nicht nur eine moderne Klinik mit bis zu 800 Betten für die Versorgung im Westen der Stadt, sondern auch ein Gesundheits-Campus. Nebenher geht es auch um Stadtentwicklung – das bislang etwas verloren wirkende Krankenhaus am Rande der Stadt soll zu einem Zentrum für das neue Othmarschen werden, das in den vergangenen Jahren rund um die Behringstraße entstanden ist. Auch ein Parkanlage ist geplant.
Krankenhaus Hamburg: Abrisse schwer durchsetzbar
Die zwei Jahre Verzögerung dürften dem unter Denkmalschutz stehenden Scheibenhochhaus des Architekten Werner Kallmorgen sogar genützt haben. Abrisse sind angesichts der Klimadebatten immer schwerer durchzusetzen. Und Bezirksamtsleiterin Stefanie von Berg lobte den Altbau in einem Gespräch mit der Info-Zeitung „Moin“, die in den kommenden Tagen von Asklepios im Othmarschen verteilt wird, als „Augenweide“.
Vor zwei Jahren gab es Gedankenspiele, das Haus in ein Wohnheim für Pflegekräfte umzuwandeln oder dort Wohnungen, ein Hotel oder kulturelle Nutzungen unterzubringen. Von Berg: „Es ist wunderbar, dass das aktuelle, denkmalgeschützte Gebäude nach einer Sanierung anderweitig genutzt werden soll.“