Hamburg. Wer etwa in Steilshoop praktiziert, soll höhere Honorare für Kassenleistungen kassieren dürfen. Die Argumente der CDU.
Wer in Hamburg in armen Stadtteilen lebt, muss in Sachen Gesundheitsvorsorge Abstriche machen. Es fehlen Ärzte. Diese lassen sich lieber da nieder, wo sie mit Privatpatienten besser verdienen können. Der Versorgungsgrad mit Hausärzten liegt in Dulsberg bei 47 Prozent. Neuallermöhe (54), Eidelstedt (62), Steilshoop (72) und Jenfeld (75 Prozent) sind ebenfalls abgehängt. Bei Fachärzten ist es oft noch eklatanter: Dulsberg und die Veddel haben keinen Kinderarzt, die Veddel und Steilshoop keinen Frauenarzt. Die CDU will dem Mangel jetzt abhelfen.
„Der frühere Berliner Gesundheitssenator Mario Czaja (CDU) hat das Konzept der bedarfsorientierten Versorgungssteuerung vorangebracht“, sagte der Hamburger CDU-Bürgerschaftsabgeordnete Sandro Kappe. „Die Kassenärztliche Vereinigung griff das auf und will nun eigene Ärztehäuser in drei armen Bezirken (Marzahn-Hellersdorf, Treptow-Köpenick und Lichtenberg) aufbauen.“
Arme Hamburger Stadtteile: CDU will Ärzten Geld bieten
Kappe will das auf Hamburg übertragen und dafür auch Geld in die Hand nehmen. „Um Ärzten einen Anreiz zu geben, müssen für die Anfangsjahre die Honorare von Ärzten, die sich in wirtschaftlich schwachen Regionen wie Steilshoop oder Dulsberg niederlassen, angehoben werden. Der Nachteil der wenigen Privatpatienten muss ausgeglichen werden.“
Außerdem fordert er eine Reform der Berechnungsstandards für den Versorgungsgrad mit Ärzten. Derzeit wird ganz Hamburg als ein „Bezirk“ begriffen, und für ihn ergibt sich eine Überversorgung. „Teilt man aber die Stadt anhand des Einkommens in Regionen auf, zeigt sich ein differenziertes Bild und die Bedarfe werden offenkundig“, sagte Kappe. „Dann kann man da ansiedeln, wo der Bedarf groß ist.“ Wichtig sei es, dabei auch die geplanten Nachverdichtungen zu berücksichtigen.
Pro Bezirk ein Gesundheitszentrum – CDU übt Kritik
Kappe hat die Versorgung in seiner Heimat Steilshoop stichprobenhaft erhoben. Von den acht Hausärzten im Quartier haben vier Aufnahmestopp, bei einigen Hausärzten war infolge von Überlastungen keine telefonische Terminabsprache möglich, bei einer Praxis hing Kappe mehr als 15 Minuten in der Warteschleife. „Das ist keine Kritik an den Ärzten, sondern an der Versorgungslage“, sagte Kappe.
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Der Senat will pro Bezirk ein Gesundheitszentrum errichten. Laut Kappe geht das am Problem vorbei, weil die sieben Bezirke zu groß für eine bedarfsgerechte Steuerung sind und, z.B. in Wandsbek, begüterte Stadtteile wie Marienthal und die Walddörfer den armen wie Steilshoop und Jenfeld gegenüberstehen. „Ein zentrales Gesundheitszentrum am Wandsbeker Markt hilft weder Steilshoop noch Jenfeld“, sagte Kappe.
Schlecht versorgte Regionen sind vor allem in den Metropolen die Quartiere mit ärmeren Einwohnern. Gerade diese Menschen leiden jedoch häufiger an Zivilisationskrankheiten und brauchen eine gute Vorsorge, Behandlung, Nachsorge und Beratung.