Hamburg. Die Inzidenz steigt auf Rekordhoch und das Kinderimpfzentrum eröffnet am Donnerstag. Der mangelnde Nachschub an Dosen ist spürbar.

Es soll ein größerer Schritt dazu sein, die Pandemie in Hamburg wieder einzudämmen: Am Donnerstag nimmt das Impfzentrum für Kinder im Alter von fünf bis elf Jahren seinen Betrieb auf. Die Nachfrage nach Terminen sei groß, heißt es aus der Sozialbehörde. Bis zum Jahresende sind bereits alle Termine vergeben. Das neue Angebot startete jedoch mit einer Panne: Wer online einen Termin buchen konnte, erhielt zunächst keine Mail mit dem Bestätigungslink. Im Laufe des Mittwochs war der Fehler behoben, und die Mails wurden nachträglich versandt.

Für das Kinderimpfzentrum werden nach der Empfehlung der Ständigen Impfkommission in den kommenden Monaten viele Dosen des Biontech-Impfstoffs benötigt – ob dieser auch kommt und der zuletzt eingelegte „Impf-Turbo“ Bestand hat, ist jedoch plötzlich wieder ungewiss. Die Warnung des neuen Bundesgesundheitsministers Karl Lauterbach (SPD) vor einer drohenden Versorgungslücke erscheint Ärzten und Behörden in Hamburg glaubhaft. Denn wie über Monate über den Großhandel praktisch unbegrenzt Impfdosen ordern zu können ist nicht mehr möglich.

Corona Hamburg: Woran der Impf-Erfolg scheitern könnte

Noch am Montag und Dienstag dieser Woche habe das Niveau der täglichen Impfungen in den Arztpraxen sogar noch über dem Rekordniveau der vergangenen Woche mit 85.000 Impfungen gelegen, so die Kassenärztliche Vereinigung (KVHH). Teilweise komme aber bereits weniger Nachschub an, als geordert wurde. Und: Von vornherein hätten die Ärzte gern noch mehr Impfstoff bestellen wollen. Wenn sich die Ankündigung von Gesundheitsminister Lauterbach nun bestätige, ist die KVHH skeptisch, das Impftempo halten zu können.

Auch die Stadt ist bereits betroffen. Dort betont Martin Helfrich, Sprecher der Sozialbehörde, dass bereits 40 Prozent der Hamburger über 60 Jahren eine Boosterimpfung erhalten hätten. Insgesamt seien neun von zehn Erwachsenen zudem mindestens einmal geimpft. Gleichzeitig bedeutet der erneut offenbar knapp werdende Impfstoff ein Déjà-vu für den Senat. Der Unmut über die alte Bundesregierung ist in Senatskreisen groß – und von „verbrannter Erde“ die Erde, die Jens Spahn (CDU) in seinen letzten Wochen als Bundesgesundheitsminister noch hinterlassen habe.

Höhepunkt der Corona-Welle erst für die zweite Januarwoche erwartet

Dabei steigt der Druck durch die Infektionszahlen weiter. Am Mittwoch wurden 994 neue Corona-Fälle regis­triert, 411 mehr als am Mittwoch vor einer Woche. Damit stieg die Sieben-Tage-Inzidenz sprunghaft von 262,1 auf nun 283,7 an – einen neuen Höchststand in der Pandemie. Es wurden auch drei weitere Todesfälle im Zusammenhang mit Covid-19-Infektionen gemeldet, die Gesamtzahl der Gestorbenen liegt nun bei 1292 Menschen in Hamburg.

Das Personal in Hamburgs Kliniken behandelt derzeit 232 Corona-Patienten, 62 davon intensivmedizinisch. Das Niveau entspricht etwa der Hälfte des Höchststandes von 120 Intensivpatienten aus dem Frühjahr dieses Jahres. Auf der anderen Seite erwartet die Sozialbehörde den Höhepunkt der Belastung durch die derzeitige Corona-Welle erst für die zweite Januarwoche. „Es ist damit zu rechnen, dass die Feiertage mit vermehrten Kontakten und Mobilität auch zum Infektionsgeschehen beitragen wird“, sagt der Behördensprecher Martin Helfrich. „Auch in diesem Punkt gibt es Parallelen zum Vorjahr.“ Die Schulferien könnten aber auch einen positiven Effekt haben.

5,56 Millionen Euro mit Verstößen gegen Corona eingenommen

Weiterhin sind dabei fünf Fälle der sogenannten Omikron-Variante des Coronavirus in Hamburg bestätigt. Die Stadt geht davon aus, dass ihr Anteil an den Infektionen immer weiter steigen wird – sieht zurzeit aber keinen Grund für besondere Vorkehrungen. „Die wichtigsten Maßnahmen, die wir als Verwaltung und jeder Einzelne gegen das Virus treffen können, bleiben gleich“, sagt Helfrich­. Disziplin bei der Einhaltung der Corona-Auflagen bleiben wichtig.

Wegen der Verstöße gegen die Regeln wurden in Hamburg seit April 2020 bereits 42.970 Bußgeldbescheide verschickt und Einnahmen von rund 5,56 Millionen Euro erzielt. Das geht aus einer Statistik hervor, die dem Abendblatt vorliegt. Bei jedem sechsten Bußgeldbescheid legte der Betroffene demnach Einspruch ein. Und das offenbar häufig auch erfolgreich. Denn bei deutlich mehr als der Hälfte der betroffenen Verfahren, in 4554 Fällen, wurde das Verfahren eingestellt. 3144 Fälle wurden an die Staatsanwaltschaft weitergeleitet.

Die meisten Verfahren wegen Verstößen gegen die Corona-Regeln, 5218, wurden im Januar dieses Jahres verhängt. Die wenigsten, 106, hatte es im August vergangenen Jahres gegeben. Aktuell ist die Zahl der eingeleiteten Verfahren deutlich angestiegen. Mehr als 1000 waren es in den ersten Tagen des Dezembers und damit mehr als im gesamten November.