Hamburg. Peter Rothe will in der Immobilie auch künftig Gastronomie bieten – eventuell im Alleingang. Der Unternehmer nennt seine Pläne.

Es war ein Coup, von dem selbst viele Insider vorab nichts mitbekommen hatten: Die Agrar Terminal Peter Rothe GmbH ist neue Eigen­tümerin des gesamten Süllberg-Ensembles. Wie erst Anfang Dezember öffentlich gemacht wurde, hat die Möhrle Gruppe mit der „Erste PMI Verwaltungs GmbH“ das komplette Immobilienpaket an Unternehmer Peter Rothe und sein Team verkauft. Es umfasst unter anderem ein Restaurant mit 120 Sitzplätzen, ein Hotel (elf Zimmer), einen Ballsaal und ein weiteres Restaurant/Café mit 100 Plätzen, Bar und Tagungsräumen.

Der Eigentümerwechsel bedeutet auch den Abschied von Sternekoch Karlheinz Hauser, der den Süllberg 20 Jahre lang erfolgreich bewirtschaftet hat.

Der neue Eigentümer, Peter Rothe, steht selten im Licht der Öffentlichkeit. Für das Abendblatt machte er eine Ausnahme und sprach beim Treffen oben auf dem Süllberg über erste konkrete Planungsschritte und langfristige Ziele.

Süllberg: So tickt der neue Eigentümer

Eine Bauberatung ist soeben abgeschlossen, Peter Rothe verabschiedet seine beiden Gesprächspartner gut gelaunt und leutselig: „Wir sind dann ja so weit klar, dann baut mal was Gutes.“ Bei der nun angelaufenen Planung setzt er auf vertraute, bewährte Firmen, obwohl er als Unternehmer in den vergangenen Jahren mit viel Erfolg immer wieder Neues ausprobiert hat.

Rothe, hoch aufgerichtet und drahtig, ist Jahrgang 1942, sieht aber mehr als zehn Jahre jünger aus. Er kommuniziert einerseits sehr natürlich, wirkt andererseits auch strukturiert und etwas distanziert. Spontaner Eindruck: ein Typ, der Spaß versteht, der aber nicht für Blödsinn zu haben ist und der das Geschäftliche nie aus dem Blick verliert.

Unternehmerisch ist Rothe, der ursprünglich Landwirt war und „mit drei Hektar anfing“, wie er sagt, breit aufgestellt. Seine Agrar Terminal GmbH mischt im Immobiliensegment bundesweit mit. Seit mehr als 30 Jahren ist sie unter anderem in Ankauf, Sanierung und Entwicklung von Gebäuden und Grundstücken aktiv. Auch Büros, Hallenflächen, Hafenanlagen und Kühlhäuser gehören zum Bestand, hinzukommt die Bewirtschaftung von riesigen Gutsbetrieben im In- und Ausland. 1982 hatte Peter Rothe, der sich mit Tennis fit hält, die weltweit operierende Getreide AG übernommen und den Umsatz sukzessive vervielfacht. 2007 übertrug er die Firmenanteile an seinen Sohn.

Die Pläne des neuen Eigentümers am Süllberg

Jemand wie er präsentiert so kurz nach der Übernahme des Süllberg-Pakets noch kein fertiges Konzept. Angedacht sei einiges, lässt er wissen, und mehrere Interessenten für die Gastronomiebetriebe hätten sich auch schon gemeldet. Rothe lässt sich Zeit. „Die Schlüsselübergabe ist ja erst am 11. Januar“, sagt er, „bis dahin müssen sich sowieso alle noch gedulden.“

Die einzelnen Restaurants könnten aus seiner Sicht später auch an verschiede Pächter gehen – „das wird sich zeigen“. Und wer den Zuschlag erhält, bestimme dann auch das künftige Konzept – so viel sei klar. Rothe will da offiziell nicht „reinreden“, aber mit seiner eigenen Einschätzung hält er auch nicht hinter dem Berg.

Dass es auch in Zukunft hochpreisige Sterneküche am Süllberg geben wird, hält er für ziemlich unwahrscheinlich und für „zu schwer gestaltbar“. Niedrigschwelliger müsste das Angebot aus seiner Sicht werden, das Haus dürfe nicht nur etwas „für „Betuchte“ bleiben. Rustikale Grill-küche könnte er sich vorstellen, auch von bürgerlicherem Publikum ist die Rede – „aber vorgeben werde ich da noch nix“.

Neuer Süllberg-Eigentümer in Hamburg gut vernetzt

Peter Rothe spricht mit leicht schwäbischer Mundart, nicht schnell und nur halblaut. Um Aufmerksamkeit zu erhalten, muss sich der gebürtige Aschaffenburger nicht polterig in den Vordergrund drängen – seine wachsamen Augen und die ungewöhnliche Spannkraft reichen aus. Man ist unwillkürlich gezwungen, ihm zuzuhören, ein Typ, den andere respektieren und dessen Anordnungen in seinen diversen Firmen mit Sicherheit schnell umgesetzt werden.

Bei Insidern ist es ein offenes Geheimnis, dass es am Süllberg seit Jahren einen Investitionsstau gibt. Peter Rothe bestätigt das knapp, entsprechend hoch sei der Kaufpreis im Verhältnis zur Substanz auch gewesen. Wie hoch, das wird nicht verraten – da halten sich Hamburger Kaufleute an die Absprachen.

Rothe lebt allerdings meistens gar nicht in der Stadt, auch wenn er eine Wohnung in Alsternähe hält. Sein Hauptwohnsitz ist eine „Ranch“ im Raum Rothenburg. Der Vorstellung, dass er da, in Anknüpfung an alte Zeiten, als Hobbybauer wirkt und werkelt, erteilt er eine knappe Absage: „Na ja, dafür hab ich jetzt meine Leute.“ Und überhaupt sei Landwirtschaft wie einst gar nicht mehr umsetzbar, im kleinen Stil bringe das ja alles nichts mehr. Doch der zweifache Vater ist in der Stadt gut vernetzt, kennt Hamburgs Unternehmerszene bestens.

Süllberg: Die Finanzen müssen nun stimmen

Er weiß sehr wohl, dass der Süllberg eine Hamburger Institution ist, um deren Erhalt einst lange gerungen wurde. Übermäßig beeindrucken kann ihn das aber auch wieder nicht. Schön sei die Immobile zweifellos, sinniert Rothe mit Blick über die diesige Elbe, und dann etwas hintersinnig: „So wie ein schönes Bild, das man sich an die Wand hängt.“

Peter Rothe ist nicht händeringend darauf angewiesen, schnell einen oder mehrere Pächter für den Süllberg aufzutreiben. Von vielen kaum bemerkt, hat er seine weit verzweigten Unternehmungen längst erfolgreich in die Gastronomieszene ausgeweitet. Unter anderem ließ er in mehrere Getreidesilos in exponierten Lagen Gastrobetriebe einbauen. 13 Restaurants gehören mittlerweile dazu, alle verpachtet.

„Möglicherweise übernehmen wir den Süllberg gastronomisch auch selbst“, kündigt Rothe an, „dass wir es können, beweisen wir ja längst.“ Über sein Farmer Hotel in Basedow mit dem Restaurant „Kranich“ spricht Rothe ausführlich, zeigt sogar einen Flyer. Es scheint ein Lieblingsprojekt zu sein, inzwischen hat seine Tochter dort das Sagen. Rothe wirkt fast etwas sentimental, wenn er von dem schönen alten Gemäuer spricht – aber dann doch wieder nicht. „Rechnen muss sich das auch“, sagt er kategorisch, „das ist klar.“ Keine Frage: Mag er auch noch so gelassen daherplaudern, die Rendite hat Peter Rothe immer im Blick. Das gilt auch für den Süllberg. „Ein Hotel mit elf Zimmern lohnt sich nicht“, sagt er, „das müssen wir uns angucken.“

Für ein Foto in oder vor seiner neuen Riesenimmobilie posiert Peter Rothe bereitwillig, aber nicht gerade enthusiastisch. Bei der Auswahl des Hintergrunds ist er völlig unkompliziert – „hier ist es doch überall schön“. Rothe blickt freundlich in die Kamera, aber ihn beschäftigen vor Ort deutlich spürbar andere Dinge als die Frage, wie er optisch rüberkommen mag. Sein neues Projekt ist der Süllberg – und dessen Zukunft erfordert seine ganze Konzentration.