Hamburg/Kiel. Hamburger Autofahrer stehen häufig im Stau. Auch Kiel schafft es ins Ranking – auf unschöne Weise. FDP übt Kritik an “Stausenator“.

Hamburg bleibt eine der staureichsten Städte Deutschlands, in Kiel liegt der staureichste Straßenabschnitt der Republik. Einer am Dienstag vorgestellten Erhebung des Anbieters von Verkehrsanalysen Inrix stehen Autofahrer in München 79 Stunden und damit am längsten im Stau, gefolgt von Berlin mit 65 Stunden und Hamburg mit 47 Stunden.

Die schleswig-holsteinische Landeshauptstadt liegt in diesem Bereich mit 22 Stunden zwar deutlich dahinter, teilt sich aber mit ihrer Bundesstraße 76 Süd (zwischen B502 und der Neuen Hamburger Straße) zusammen mit dem Mittleren Ring in München den Titel des staureichsten Straßenabschnitts in Deutschland. 27 Stunden dauere dort die jährliche Verspätung, heißt es in der Studie.

Verkehr in Hamburg: FDP übt Kritik an "Stausenator"

Die FDP nimmt die Studie zum Anlass, erneut Kritik an der Verkehrspolitik des Hamburger Senats zu üben. „Trotz des geringeren Verkehrsaufkommens wegen Corona standen Hamburgerinnen und Hamburger im letzten Jahr 47 Stunden im Stau", so der FDP-Landesvorsitzende Michael Kruse. Das sorge für Frust, aber auch für eine hohe Umweltbelastung.

"Der Senat könnte mit einfachen Maßnahmen den Stau bekämpfen, etwa durch ein besseres Baustellenmanagement, den Mehrschichtbetrieb auf Baustellen oder durch intelligente Ampelschaltungen, die sich der Verkehrslage anpassen", sagte Kruse. Stattdessen schwöre der "überforderte Stausenator" Anjes Tjarks (Grüne) Hamburg auf weitere staureiche Jahre ein. "Bürgermeister Tschentscher muss handeln und fließenden Verkehr in Hamburg zur Chefsache machen.“

Verkehrsbehörde: Hamburg weit hinter anderen Großstädten

Die Verkehrsbehörde bewertet die Studie hingegen anders. „Ganz nüchtern betrachtet zeigt die neue Studie: Im Vergleich der großen deutschen Städte mit naturgemäß höherer urbaner Mobilität und höherem Verkehrsaufkommen liegt Hamburg beim Zeitverlust durch Staulagen weit hinter anderen vergleichbaren Großstädten und knapp über dem Bundesdurchschnitt von 40 Stunden", sagt Verkehrsbehördensprecher Dennis Krämer. "Und das, obwohl wir notwendige und wichtige große Infrastruktur-Verbesserungen vornehmen, wie etwas Abwasserrohrsanierungen auf der Elbchaussee oder den A7-Deckel."

Zudem führt Krämer an, dass Hamburg im Ranking der staureichsten Straßen Deutschlands nicht mehr vorkomme. "Das alles zeigt, dass die Koordinierung der Infrastruktur-Verbesserungsmaßnahmen im Hintergrund läuft: Wir schaffen es, nicht nur das Straßennetz und die wichtige Infrastruktur zu sanieren, sondern zugleich auch den Verkehrsfluss so aufrechtzuerhalten, dass Autofahrer und Autofahrerinnen im Straßenverkehr kaum weniger Zeit verlieren als in erheblich kleineren Städten, in denen die täglichen Wege der Einzelnen entsprechend kürzer sind.“

Hamburger Autofahrer stehen 47 Stunden pro Jahr im Stau

Die Staustudie identifizierte und bewertete nach Inrix-Angaben in diesem Jahr Stau- und Mobilitätstrends in mehr als 1000 Städten in 50 Ländern. Das Unternehmen betrachtet für seine Erhebung typische Pendlerstrecken in den untersuchten Städten und berechnet, wie viel Zeit Autofahrer dort durch Staus verlieren.

Das Unternehmen verkauft Verkehrsanalysen und Dienstleistungen für vernetzte Autos an Verwaltungen und Unternehmen. Je größer die Stau-Probleme erscheinen, desto besser sind seine Geschäftsaussichten.

Hamburg steht im Stau: Pandemie wenig Einfluss auf Verkehr

Die Corona-Pandemie hat der Studie zufolge in Hamburg nur noch wenig Einfluss auf die Staus der Hansestadt. Seien Fahrten in die Innenstadt kurz nach Beginn der Pandemie im April 2020 noch um 60 Prozent eingebrochen, habe das Minus im Oktober 2021 kurz vor der vierten Corona-Welle nur noch bei fünf Prozent gelegen.

Mit der seit dem 24. November geltenden Homeoffice-Pflicht und weiteren Corona-Maßnahmen im Zuge der steigenden Infektionszahlen in Deutschland sei jedoch wieder mit einem leichten Rückgang des Verkehrsaufkommens zu rechnen.