Hamburg. Autorin Silke Schröckert verrät „101 Dinge, die in keinem Elternratgeber stehen“ und macht Mut, den eigenen Weg zu finden.

Hier werden heute Geheimnisse verraten! Das jedenfalls verspricht die Autorin und Moderatorin Silke Schröckert, die ein Buch geschrieben hat mit dem Titel „101 Dinge, die in keinem Elternratgeber stehen!“ Als sie selbst Mutter wurde, erzählt sie in der neuen Folge des Familien-Podcasts „Morgens Zirkus, abends Theater“, fühlte sie sich erschlagen von der schieren Zahl an Elternratgebern. Was ihr aber in allen fehlte, das waren die Emotionen, die werdende Eltern durchleben und manchmal auch durchleiden, wenn sich Nachwuchs ankündigt. Von der abso­luten Euphorie über anlasslose Heulattacken bis zum Gefühl, verloren und überfordert zu sein. „Du bist damit nicht allein“ – das ist die Botschaft, die sie ihren Leserinnen und Lesern vermitteln will.

Silke Schröckert möchte mit den 101 Anekdoten Mut machen – auch dazu, bei den 1000 Fragen, die sich junge Eltern stellen, den eigenen Weg zu finden. „Vieles in der Schwanger- und Elternschaft ist kein bisschen so, wie man es sich vorab vorgestellt hat“, sagt sie. „Das fängt schon mal mit dem positiven Schwangerschaftstest an. Für viele ein Grund, vor Freude auszuflippen, aber nicht für jede.“ Da unterscheide sich die Realität sehr von Werbung und vielen Filmen. „Wie viele negative Schwangerschaftstests mitunter nötig sind, damit sich der Streifen – wie heiß ersehnt, endlich blau färbt, wird selten gezeigt.“

Ihre erste eigene Weinattacke hat sie selbst und die Menschen in ihrer Umgebung total überrascht. „Ich habe geheult wie ein Schlosshund bei einer Werbung, in der ein kleines Pony gezeigt wurde, das von großen Pferden ausgegrenzt wurde“, erzählt sie. „Ich lag heulend auf dem Sofa – und konnte es mir selbst nicht erklären. Da habe ich gemerkt: Ich habe hier mit Gefühlen zu kämpfen, die ich nicht mehr im Griff
habe.“

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Elternratgeber von Silke Schröckert: Hört auf euer Gefühl

Wie viele Frauen liebt Schröckert Listen – doch in Erwartung ihres ersten Kindes haben die sie eher verunsichert. Was braucht man als Erstausstattung für das Kind? Auf fünf Listen stand kaum jemals dasselbe drauf. „Gerade die Erstausstattungslisten haben mich völlig panisch gemacht“, erzählt sie. In einem Lebensabschnitt, in dem man eh verunsichert sei, verwirrten sie noch mehr. „Alles, was man am Ende im Fall der Fälle wirklich vergessen hat, kann man dann noch besorgen. Mir selbst ist im Kreißsaal zwischen zwei Wehen bewusst geworden, dass wir noch keinen Windel­eimer haben. Und siehe da: Das Kind konnte trotzdem gewickelt werden und die Schwiegermutter hat sich über den Auftrag gefreut, den Windeleimer zu besorgen. Was ein Neugeborenes wirklich braucht, ist die Liebe seiner Eltern.

Was gehört wirklich in die Krankenhaustasche? Auch da glich keine Liste der anderen. „Dabei wissen wir alle, wie wir eine Tasche packen würden, wenn wir ein paar Nächte woanders sind. Und der gesunde Menschenverstand sagt einem, was man zusätzlich im Krankenhaus braucht“, sagt Schröckert. „Man sollte sich nicht verrückt machen lassen. Wichtig ist, dass man selbst rechtzeitig ins Krankenhaus kommt, alles andere kann dann noch später im Notfall besorgt werden.“

Als sie sich vor dem Stichtag zusammen mit ihrem Mann eine Geburtsstation angeschaut hat, erkundigte sich eine andere werdende Mutter allen Ernstes nach der Wandfarbe im Kreißsaal. „In der Schwangerschaft und auch als Eltern trifft man immer wieder auf Mütter und Väter, die besser vorbereitet sind. Wenn man selbst unsicher ist, bekommt man schnell Panik.“ Zunächst fühlte sich Schröckert schon vor der Geburt als schlechte Mutter. „Doch dann habe ich mir gesagt: Es ist wichtig, bei sich selbst zu bleiben und sich nicht irritieren zu lassen von dem, was andere sagen. Und: Die Wandfarbe hat für uns keine Rolle gespielt.“

Wahl eines Vornamens war schwierig

Dafür war die Wahl eines Vornamens schwierig. „Ich wusste, seit ich acht Jahre alt war, dass ich meine erste Tochter Fee nennen wollte, das war für mich gesetzt. Dann habe ich allerdings einen Mann geheiratet, der seine Tochter nicht nach einer Märchenfigur nennen wollte.“ Nach langer Diskussion wurde ein anderer Name für die Tochter gefunden. Beim Sohn haben sie noch im Kreißsaal zwischen den Wehen diskutiert.

Geburten kannte die Hamburgerin zuvor nur aus Hollywood-Filmen, wo die Hauptdarstellerin unter dramatischen Umständen ins Krankenhaus eilt – und schwups ist das Kind da und alle lächeln selig. „Dabei geht es meist nicht so schnell, das ist ein Prozess. Mein Mann und ich haben irgendwann Pizza in den Kreißsaal bestellt, weil sich einfach die Grundbedürfnisse gemeldet haben“, erzählt sie. „Wenn die Geburt dann geschafft ist, übermannen einen in dem Moment die ganz großen Emotionen. Ich fand, für dieses Glück hat sich das alles gelohnt, die Schwangerschaftsübelkeit, der dicke Bauch, die Rückenschmerzen und die Wehenschmerzen.“

Alles vermeiden, was Stress bereitet

Silke Schröckert wirbt dafür, mehr auf das eigene Gefühl zu hören, als auf die vielen gut gemeinten Ratschläge der anderen. Sich nicht von wildfremden Menschen am Bauch tätscheln zu lassen, nur weil die so gerührt sind über die Schwangerschaft – wenn einem das unangenehm ist. Sich nicht von gutmeinenden Freunden gebrauchte Babykleidung aufdrängen zu lassen, die man eigentlich gar nicht braucht, nur weil man sich nicht traut, Nein zu sagen. Nicht nach der Geburt zu Hause unbedingt die gute Gastgeberin für allerlei Babybesuch zu geben, wenn man dafür keine Kraft hat. „Wichtig ist, dass die Menschen zu Besuch kommen, die einem wirklich guttun. Alles was einem Stress bereitet, sollte man in diesem sehr intimen Zeitraum vermeiden.“

Und was hat sie am Elternwerden am allermeisten überrascht? Das
waren wiederum die Gefühle. „Ich kannte eine große Bandbreite an Emotionen. Aber als ich Mutter geworden bin, wusste ich: Das war alles nur die Vorstufe – im Positiven wie im Negativen. Man kann sich unheimlich über seine Kinder ärgern und ist selbst erschrocken, wenn man dann aus der Haut fährt. Aber vor allem ist da diese bedingungslose, uneingeschränkte Liebe, wenn man sein eigenes Kind in den Armen hat. Das ist das Unbeschreib­lichste von allem.“