Hamburg. Architekturexperten und St.-Katharinen-Pastor untermauern mit sieben Thesen ihre Kritik an dem Megaprojekt an den Elbbrücken.
Vier Architekturexperten und ein Pastor protestieren gegen den Bau des Elbtowers, der als Abschluss der HafenCity an den Elbbrücken entstehen soll. Sie machten sich Sorgen um das „hanseatische Hamburg“, dessen Stadtbild mit seiner symbolischen Stadtkrone (den Türmen der fünf Hauptkirchen) und dem Charakter einer amphibischen (von Flüssen durchzogenen) Stadt noch sichtbar sei, schreiben St.-Katharinen-Pastor Frank Engelbrecht und die Architekten Gerhard Bolten, Christian Kottmeier und Volker Roscher sowie Dirk Meyhöfer, Herausgeber des Architekturjahrbuchs, in einem Thesenpapier.
Die Betonung liegt auf „noch“. Denn bei der Hamburger Stadtentwicklung habe man sich bislang an einem geschichtlich gewachsenen Referenzrahmen orientiert, dem der Elbtower gleich in mehrfacher Hinsicht widerspreche. In „sieben Thesen“ begründen die Kritiker ihre Ansicht:
So seien die Hamburger bislang keine Gebäude gewohnt, die höher sind als 150 Meter. Denn anders als in angloamerikanischen oder asiatischen Megastädten lebe die Baukultur Hamburgs in europäischer Tradition von dem engen Bezug zum lokalregionalen Kontext und dem lebendigen Zusammenspiel von bürgerschaftlicher und sozialer Struktur (These I).
Elbtower: Protest gegen Bau in der HafenCity
Und sei der Turm 2018 vielleicht noch der folgerichtige städtebauliche Abschluss der HafenCity nach Osten gewesen, gebe es seit der Pandemie keine Argumentationskette mehr für ein „schneller, höher, weiter“. Die Notwendigkeit einer bescheidenen und wirtschaftlichen Lebensweise sei vielmehr überdeutlich geworden (II) . Darüber hinaus müsse man umgehend den Kampf gegen den Klimawandel aufnehmen, was Konsequenzen bei Bauweisen, Baumaterial und Bautechnik erfordere.
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„Wir befinden uns in einem dieser berühmten Zeitfenster, das Handeln ermöglicht, ja erzwingt. Jede Minute, jeder Tag zählt. Wir dürfen uns keine Fehler mehr leisten.“ (III). Des Weiteren seien in Hamburg alle Gebäude mit stadtprägender ikonografischer Bedeutung bislang als öffentliche Gebäude in Erscheinung getreten. Diese Ikonen des Gemeinwesens versinnbildlichten die Demokratie und müssten das Stadtbild der Kaufmannsstadt auch weiterhin prägen (IV).
Experten kritisieren fehlendes Referendum
Obgleich Hamburg bei Projekten dieser Größenordnung und klimatischen Dimension Mitspracherecht habe, sei die Transparenz der Planungs- und Bauprozesse beim Elbtower nicht gewährleistet. Verkauf und Baugenehmigung seien nicht abgeschlossen, Schadenersatzansprüche nicht ausgeschlossen (V). Die Finanzierung und die öffentlichen Budgets müssten überprüfbar sein, eine Wirtschaftlichkeit für Bauwerke über 80 Meter sei bislang nicht nachzuweisen (VI). Um den Elbtower nicht nur durch Amtsträger, sondern die Stadtbevölkerung zu legitimieren, brauche es ein Referendum (VII).