Hamburg. Alexandra Bagehorn, Chefin des Alsterhauses, spricht über hohe Umsatzziele, Shopping Suiten – und über ein Vorurteil.
Seit ziemlich genau zwei Jahren ist Alexandra Bagehorn die Chefin des Alsterhauses. Heute ist sie zu Gast in unserer Reihe „Entscheider treffen Haider“ und spricht über die Liebe der Hamburgerinnen und Hamburger zu ihrem Alsterhaus, hohe Umsatzziele, Shopping Suiten – und über ein Vorurteil. Zu hören unter www.abendblatt.de/entscheider
Das sagt Alexandra Bagehorn ...
... über die Frage, wie man Chefin des Alsterhauses wird:
„Ich bekam bei einem Spaziergang mit meinen Zwillingen einen Anruf von einem Headhunter, dass das Alsterhaus in Hamburg eine Chefin sucht und ob ich mir diesen Posten vorstellen könne. Ich bin mit meinen Zwillingen nach Hause gelaufen und habe zu meinem Mann gesagt: Wir gehen nach Hamburg. Mir war sofort klar, dass ich das machen will. Ich hatte das Haus von Peek & Cloppenburg an der Frankfurter Zeil drei Jahre geleitet, meine Zwillinge bekommen und war bereit für etwas Neues.“
… die Liebe der Hamburger zum Alsterhaus:
„Wir machen 80 Prozent unseres Umsatzes mit den Hamburgerinnen und den Hamburgern. Das ist etwas ganz Besonderes. Ich weiß noch, wie ich an meinem ersten Sonnabend als Alsterhaus-Chefin den Umsatz angesehen und gedacht habe: Wow, das waren jetzt die Locals. Touristinnen und Touristen spielen für uns eine kleinere Rolle, wobei sie natürlich wichtig sind. Ich habe von Anfang an verstanden, dass das Alsterhaus den Hamburgerinnen und Hamburgern gehört und wirklich jeder einen Bezug dazu hat. Und ich habe gestaunt, als wir an meinem ersten Tag die Türen geöffnet haben und die Menschen an mir vorbeigeflitzt sind in Richtung vierte Etage: Alle wollten sich die besten Plätze für das Frühstück mit Blick auf die Alster sichern.“
… Corona und die Kritik des Handels an der Kritik des Senats:
„Im ersten halben Jahr 2020 hatte das Alsterhaus nur elf Tage lang geöffnet. Uns hat in dieser Zeit, wie vielen anderen Einzelhändlern, eine Perspektive gefehlt, wir haben die Strategie des Hamburger Senats bei zum Teil niedrigen Inzidenzen nicht nachvollziehen können. Der Hamburger Einzelhandel ist sehr lange diesen harten, strikten Weg mitgegangen, aber irgendwann konnte das nicht mehr gehen. Es hängen schließlich unheimlich viele Arbeitsplätze daran.“
… die (neuen) Einkaufs- bzw. Personal Shopping Suiten:
„Wir haben zwei Suiten, die man allein oder mit mehreren Freundinnen oder Freunden buchen kann, um sich dort während des Einkaufs im Alsterhaus aufzuhalten, vielleicht ein Glas Champagner zu trinken und sich von unserem Personalshopper-Team beraten zu lassen. Wir hatten vor Kurzem vier Herren zu Gast, die vielleicht normalerweise nicht so gern einkaufen gehen, und sie hatten den Spaß ihres Lebens. Wir hatten auch schon Buchungen der Suiten, bei denen es am Ende nicht zu einem Kauf gekommen ist. Aber das macht nichts, niemand ist verpflichtet, etwas zu kaufen. Der Service unserer Personal-Shopping-Experten ist kostenfrei.“
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… Fremdfirmen im Alsterhaus:
„55 Prozent der Verkaufsfläche des Alsterhauses sind unsere eigene, 45 Prozent sind an weitere Partner und Marken vergeben. Am Ende ist es ein Alsterhaus, und es sind alles Alsterhaus-Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter. Ich unterscheide das nicht und die Kundschaft sowieso nicht. Vielen Marken ist es wichtig, sich mit ihren Konzepten und eigenen Mitarbeitenden in einem Haus wie dem Alsterhaus zu präsentieren. Für uns hat das den Vorteil, dass wir unseren Kundinnen und Kunden viel Know-how in unterschiedlichsten Bereichen bieten können. Das macht das Alsterhaus noch kompetenter.“
… hohe Umsatzziele:
„Ich mag es, an Umsätzen gemessen zu werden, und ich habe für jeden Tag ein klares Ziel vor Augen, gern auch hohe Ziele. Ich sehe mir mehrmals am Tag an, wie sich der Umsatz entwickelt.“
… den Sonnabend:
„Ich bin auch jeden Sonnabend im Alsterhaus, das ist für mich der schönste Tag, und das nicht nur, weil wir etwa 50 Prozent des Wochenumsatzes machen. Manchmal habe ich das Gefühl, dass wir die ganze Woche nur auf den Sonnabend hinarbeiten, das ist wie ein Festtag. Bei uns in der Familie gibt es einige Traditionen, und am Sonnabend gehört dazu, dass ich morgens für alle Waffeln backe, als kleinen Ausgleich dafür, dass ich dann im Alsterhaus bin. Mittlerweile holen mich mein Mann und die Kinder oft abends ab, und wir gehen dann zum Beispiel noch einen Burger in der vierten Etage essen.“
… die Entwicklung der Hamburger Innenstadt:
„Wenn man die Mönckebergstraße hochgeht, sieht man viel Leerstand, das finde ich schade. Man merkt, dass die Pandemie eine Entwicklung beschleunigt hat, die sich schon vorher abgezeichnet hat. Ich glaube, dass sich die Mönckebergstraße erholen wird, es gibt viele Ideen, mit denen man die Hamburger Innenstadt beleben kann, und es gibt auch die Kundinnen und Kunden dafür. Ich bin auch überzeugt, dass das Überseequartier in der HafenCity eine Riesenchance für die City ist.“
… hanseatisches Understatement:
„Als ich den Job übernommen habe, hieß es, dass die Hamburgerinnen und Hamburger gediegen sind und das Etikett nach innen tragen. Ich erlebe das ganz anders. Die Hamburgerinnen und Hamburger sind unglaublich moderne Kunden, die sehr markenbewusst und informiert sind und einen hohen Anspruch an Qualität haben. Understatement würde ich den Hamburgerinnen und Hamburgern jetzt nicht unbedingt bescheinigen.“
… Onlinehandel:
„Der spielt für das Alsterhaus noch eine untergeordnete eine Rolle, da wir uns in den letzten Jahren auf den Umbau konzentriert haben. Das wird sich aber ändern. Wir wollen innerhalb der nächsten zwei Jahre den Kundinnen und Kunden die Möglichkeit bieten, alles, was es im Alsterhaus zu kaufen gibt, auch online zu bestellen.“