Hamburg. Wie Forscher den in der Pandemie gestiegenen Drogenkonsum nachweisen können, und warum die CDU mehr Abwasserproben fordert.
Der Konsum der Drogen Kokain und Metamphetamin (Crystal Meth) hat in Hamburg zuletzt deutlich zugenommen. Das ist das Ergebnis einer Analyse des Hamburger Abwassers durch die TU Dresden für eine europaweite Untersuchung. Demnach fanden sich in Proben aus dem März 2020 hochgerechnet 7,64 Milligramm (mg) Metamphetamin pro 1000 Einwohner und Tag.
Damit hat sich die konsumierte Menge dieser gefährlichen Drogen gegenüber der vorherigen Untersuchung aus dem Jahr 2017 mehr als verdoppelt. Damals waren 3,59 mg pro 1000 Einwohner und Tag nachgewiesen worden. Beim Kokain sind die Mengen deutlich größer. Die Rückstände stiegen im selben Zeitraum um rund 17 Prozent von 392,84 auf 459,17 mg pro 1000 Einwohner und Tag.
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Konsum von Amphetamin und Ecstasy in Hamburg gesunken
Die Mengenangaben geben laut Studienleiter Prof. Björn Helm von der TU Dresden die im Abwasser festgestellten ausgeschiedenen Substanzen an. Die tatsächlich konsumierten Drogenmengen sind höher, da der Körper diese nicht vollständig wieder ausscheidet. Durch die Hochrechnung auf 1000 Einwohner sollen Städte unterschiedlicher Größe miteinander verglichen werden können.
Auf der Internetseite des European Monitoring Centre for Drugs and Drug Addiction (EMCDDA) sind die Ergebnisse der Analysen aus unterschiedlichen Städten dargestellt. Gesunken ist in Hamburg demnach zuletzt der Konsum von Amphetamin und MDMA (Ecstasy). Für Cannabis liegen keine Daten vor.
Studie war in der Umweltbehörde offenbar nicht bekannt
Der Senat hatte zunächst auf eine Kleine Anfrage des CDU-Bürgerschaftsabgeordneten Sandro Kappe geantwortet, es habe nach 2017 keine weiteren Untersuchungen von Hamburger Abwasser auf Drogenrückstände gegeben. Offenbar wusste man in der zuständigen Umweltbehörde nichts von der Studie. Erst als Kappe auf die veröffentlichten Ergebnisse hinwies, räumte der Senat die Untersuchung ein.
CDU-Mann Kappe wirft der Stadt vor, die Möglichkeiten von Abwasser-Untersuchungen nicht ausreichend zu nutzen. „Der Hamburger Senat muss endlich ein Monitoring für Drogenrückstände und Corona auf den Weg bringen“, sagte Kappe. „Daraus lassen sich wichtige Rückschlüsse ziehen.“ Unterstützt wird er von dem Dresdner Studienleiter Prof. Helm. „Ein Abwassermonitoring kann eine zusätzliche Hilfestellung geben und als Frühindikator dienen“, sagte Helm dem Abendblatt.
Drogen: Abwassermonitoring kann Erhebungen nicht ersetzen
Das sieht mittlerweile offenbar auch die Sozialbehörde so. „Hamburg plant, sich an einem Bundesprojekt, finanziert durch die EU, zu beteiligen“, so ihr Sprecher Martin Helfrich. „Für das Modellprojekt sollen in einem Bewerbungsverfahren 20 Regionen ausgewählt werden.“
Ein Abwassermonitoring könne allerdings repräsentative Erhebungen nicht ersetzen, da es „keine Rückschlüsse, etwa auf Konsummuster und Verbreitung in einzelnen Bevölkerungsgruppen zulässt“. Ähnlich sei es bei der Untersuchung auf Viren. Hier könne das Abwasser Hinweise etwa auf neue Varianten geben – aber nicht die „Spanne aller denkbaren Erkrankungen abbilden“.