Hamburg. Trotz Corona lief das Jahr für einige Vorstände der großen städtischen Unternehmen gut. Das verdienen die Chefs von HHLA und Co.

Es sind Entwicklungen, die auf den ersten Blick nicht zusammenpassen und die dem Senat auch nicht gefallen dürften. Obwohl 2020 für den Hamburger Hafenkonzern HHLA alles andere als ein gutes Jahr war und das Unternehmen nun einen Personalabbau plant, sind die Vorstandsbezüge durch die Bank kräftig gestiegen.

Mehr noch: Die vier Vorstandsmitglieder belegen auch die ersten vier Plätze auf der Liste der bestbezahlten städtischen Manager, und der Abstand zwischen den Chefgehältern und denen der Mitarbeiter wächst – der größte aller öffentlichen Unternehmen ist er ohnehin.

Wie aus dem neuen Beteiligungsbericht des Senats hervorgeht, kam HHLA-Vorstandschefin Angela Titzrath im vergangenen Jahr auf Bezüge von gut einer Million Euro (exakt 1.003.839) – das waren gut 67.000 Euro mehr als 2019. Damit hat sie 10,97-mal so viel verdient wie ein durchschnittlicher HHLA-Mitarbeiter – und die verdienen mit 91.473 Euro schon sehr gut. Im Vorjahr hatte das Verhältnis noch bei 1 : 10,38 gelegen.

Manager-Gehälter: So viel verdienen die Vorstände von Hamburger Unternehmen

Auch auf den folgenden Plätzen liegen nur HHLA-Vorstände: Jens Hansen kam auf gut 741.000 Euro (plus 22.000 Euro gegenüber 2019), Roland Lappin auf 740.000 (plus 10.000) und Torben Seebold auf 696.000 Euro (plus 200.000 Euro, was aber daran liegt, dass er im Vorjahr erst im April als Vorstand angefangen hatte). Auffallend ist, dass alle Vorstände trotz des mauen Jahres für den Hafenkonzern die maximal mögliche Tantieme erhalten haben, was jeweils knapp die Hälfte ihrer Bezüge ausmachte.

Im Senat ist man mit dem Gehaltsgefüge bei der HHLA schon lange nicht glücklich – und das nicht nur, weil der Erste Bürgermeister auf ein vergleichsweise bescheidenes Jahreseinkommen von rund 200.000 Euro kommt. Finanzsenator Andreas Dressel (SPD) biss sich bei der Vorstellung des Berichts dennoch auf die Lippen. Er wolle an diesem Tag „kein kritisches Wort“ über die HHLA verlieren, um die Fusionsverhandlungen mit der Bremer Eurogate-Gruppe nicht zu stören. Gleichzeitig räumte er ein: „Wir haben bei dem Thema noch einen Weg vor uns. Dass dieser Weg kein leichter sein würde, das wussten wir.“ Er hoffe, dass die Transparenz der Stadt bei den Gehältern zum Maßhalten beitrage.

Manager-Gehälter: Wer verdiente besser und wer schlechter?

Dass es auch anders geht, zeigten etliche andere Spitzenverdiener auf der Gehaltsliste der Stadt: Dort liegt Burkhard Göke als Vorstandschef der Uniklinik UKE auf Rang fünf, seine Bezüge von gut 567.000 Euro haben sich nicht verändert. Das galt auch für seine Vorstandskollegin Marya Verdel (Platz sieben mit knapp 378.000 Euro). Göke kam damit auf das 8,67-Fache eines durchschnittlichen Klinikmitarbeiters (65.500 Euro). Auch Hochbahn-Chef Henrik Falk auf Rang sechs bezog mit knapp 415.000 Euro ein nahezu unverändertes Gehalt –und damit 8,58-mal so viel wie seine Mitarbeiter (im Schnitt 48.345 Euro.)

Dahinter gibt es einen Mix aus Auf- und Absteigern. So konnte mit Jens Meier, dem Chef der Hamburg Port Authority, ein weiterer Hafen-Manager seine Bezüge kräftig aufbessern: von 348.000 auf knapp 372.000 Euro. Das Verhältnis zum Einkommen der HPA-Mitarbeiter (60.800 Euro) verschlechterte sich dadurch von 1 : 5,87 auf 1 : 6,16.

Besser verdient haben auch Ulrike Helfer, Chefin der HSH Portfoliomanagement AöR (macht die von der HSH Nordbank finanzierten Schiffe zu Geld) mit 346.000 Euro (Vorjahr: 336.000) und Saga-Chef Thomas Krebs mit 343.000 Euro (320.000). Jürgen Bruns-Berentelg, Chef der HafenCity GmbH, kam unverändert auf 322.000 Euro.

Flughafen-Geschäftsleitung verzichtet auf variable Vergütung

Bemerkenswertes tat sich dagegen am Flughafen: Dessen Chef Michael Eggenschwiler hat mit gut 300.000 Euro nicht nur deutlich weniger verdient als im Vorjahr (331.000), sondern die gesamte Geschäftsleitung des Airports „hat infolge der Corona-Pandemie vollständig auf die variable Vergütung verzichtet“, so der Senats-Bericht. In Eggenschwilers Fall waren das bis zu 245.000 Euro. Das Verhältnis zu den Mitarbeitersalären verschlechterte sich dennoch leicht von 1 : 8,54 auf 1 : 9,84, weil auch deren durchschnittliche Bezüge von 61.500 auf 55.300 Euro sanken.

Ähnlich bei der Messe: Deren Chef Bernd Aufderheide kam aufgrund einer fast halbierten variablen Vergütung „nur“ noch auf 282.500 Euro (Vorjahr: 313.000), dennoch stieg der „vertikale Vergleich“ von 1 : 5,04 auf 1 : 5,59. Über alle 119 Beteiligungen betrachtet, verschlechterte sich das Verhältnis von Chef- zu Mitarbeitergehältern minimal von 1 : 3,80 auf 1 : 3,89.

Finanzsenator Dressel: Zu wenig Frauen in Hamburgs Vorständen

Dressel führte das vor allem auf die Kurzarbeit während der Corona-Krise zurück und gab das Ziel aus, den Wert weiter zu verbessern. Das galt auch für die Frauenquote in den Vorständen: 18,5 Prozent seinen „nicht akzeptabel“, so der Finanzsenator. Besser sähe es in den Aufsichtsräten aus: Von 348 Mandaten werden immerhin 153 (44 Prozent) von Frauen gehalten.

Die Zahl der Beschäftigten in den öffentlichen Unternehmen stieg um rund 450 auf 72.200. Das Eigenkapital wuchs von zwölf auf 13 Milliarden Euro, das Anlagevermögen von 37 auf 39 Milliarden. Im Gegenzug erhöhten sich aber auch die Verbindlichkeiten von 16 auf 17 Milliarden Euro. CDU-Finanzexperte Thilo Kleibauer sah das kritisch: „So wurden zum Beispiel bei der HPA und der Hochbahn die Finanzschulden deutlich ausgeweitet. Hier darf der Senat nicht die wirtschaftliche Leistungsfähigkeit der Unternehmen gefährden.“