Hamburg. Am heutigen Mittwoch erscheint ein neues Mitmachbuch von Anne Fleck. Die Ärztin selbst setzt auch mal auf „Informations-Triage“.
Energie, so viel steht fest, muss diese Frau jede Menge haben: Sie ist Internistin und Rheumatologin mit gut laufender Praxis in Nienstedten, ist im NDR-Fernsehen regelmäßig als einer der „Ernährungs-Docs“ auf Wohnzimmer-Visite, moderiert einen Podcast und schreibt Ratgeber, die wie ihr Buch „Energy!“ auch schon mal vor Veröffentlichung an die Spitze der Bestsellerliste schießen: Dr. Anne Fleck, von Fans und Freunden „Doc Fleck“ genannt, ist die derzeit wohl bekannteste und beliebteste Ärztin der Republik. „Ach, das nehme ich selbst gar nicht so wahr“, sagt die 49-Jährige bescheiden. „Es sind eher meine Freunde, die mal sagen: Mensch, Anne, du bist ja gerade wirklich überall.“
Sie sei eher so der „Rabotti, rabotti“-Typ. Medizinerin und Macherin aus Leidenschaft, die möglichst vielen Patienten helfen wolle. Es berühre und betrübe sie gleichsam, wenn manche Patienten erzählen, dass sie Monate auf einen Termin bei ihr gewartet hätten. „Aber ich schaffe es einfach nicht, alle zu behandeln, die gern zu mir kommen möchten.“ Deshalb hat Anne Fleck jetzt das Mitmachbuch „Energy! In 5 Minuten“ herausgebracht, das heute im dtv Verlag erscheint.
Buchtipp für ein gesundes Leben
Diese Fundgrube an medizinischen Fakten, gesunden Rezepten und Selbsttests richte sich an alle, die gesünder und bewusster leben wollen. „Ich möchte Leser ansprechen, die vielleicht ein bisschen so sind wie ich: Ärmel hochkrempeln, in die Hände spucken und loslegen“, sagt die Hamburgerin, die in Leipzig, Paris und L’Aquila Medizin studiert hat. Man brauche kein Vorwissen, sondern nur täglich fünf Minuten Zeit. Und Neugierde und Lust am Ausprobieren.
Wie wird der Schlaf erholsamer? Was regt den Darm an, was stärkt das Immunsystem? Die Antworten basieren auf der ganzheitlichen Methode, die nach Doc Fleck benannt ist: Es ist eine Fusion aus schulmedizinischen Fakten, ernährungswissenschaftlichen Erkenntnissen, naturheilkundlichen Traditionen und Ansätzen der Stressbewältigung.
Gesundheitssystem sei zu oft „Krankheitsverwaltung“
„Vieles läuft gut, aber unser Gesundheitssystem ist zu oft eine Art Krankheitsverwaltung und nur Symptommanagement. Ich finde es wichtig, Ursachen zu finden und vorbeugend vorzugehen.“ Es sei „beruhigend und toll“, dass man beispielsweise bei Herzinfarkten und Schlaganfällen mittlerweile so gut notfallmedizinisch helfen könne. „Aber noch besser wäre es doch, man bekäme weder das eine noch das andere.“ Prävention könne „lebensverändernd und lebensrettend“ sein.
Doch „Energie in fünf Minuten“, ist das nicht ein bisschen zu viel versprochen? „Für viele Dinge nehmen wir uns jeden Tag Zeit, sogar Stunden, aber für die Gesundheit viel zu wenig.“ Man solle sich damit aber auf gar keinen Fall Druck machen und die Latte wieder zu hoch anlegen. „Das machen wir oft genug im Leben“, sagt Anne Fleck. Sie wolle ermutigen, sich spielerisch mit dem eigenen Wohlbefinden zu beschäftigen, eine Bestandsaufnahme vorzunehmen. Und vielleicht den ein oder anderen Tipp auszuprobieren. „Moderne Medizin ist individuell. Jeder muss schauen, was ihr oder ihm guttut.“
„Es ist wie bei einem Flugzeug"
Es sei in Ordnung, wenn man ihren Ratschlag, morgens nach dem Aufstehen erst einmal zwei große Gläser stilles Wasser (Zimmertemperatur) zu trinken, um den Flüssigkeitsverlust aus der Nacht auszugleichen, erst mal nur eine Woche lang umsetze. Oder vielleicht nur an zwei Tagen mal bewusst atme, während das Teewasser koche. „Es geht darum, nebenbei herauszufinden, was sich in den Alltag integrieren lässt und schnell hilft.“ Kleine Schritte könnten Großes bewirken. „Es ist wie bei einem Flugzeug, dessen Kurs der Pilot nur um einen Grad verändert. Die Maschine landet an einem ganz anderen Ziel.“
„Digital Detox“, wie der bewusste Verzicht auf Smartphone und Co. neudeutsch heißt, liegt Anne Fleck besonders am Herzen. „Ich finde zum Beispiel, der Esstisch sollte eine telefonfreie Zone sein. Allein, um den Kindern ein gutes Vorbild zu sein.“ Sie selbst ziehe auch regelmäßig die digitale Reißleine: „Manchmal schaue ich auf mein Handy und sehe im Posteingang Hunderte von Mails und bei WhatsApp 87 Nachrichten zum Feierabend. Als Ärztin, die lange in der Notaufnahme gearbeitet hat, mache ich dann so eine Art Informations-Triage nach dem Motto: Was ist jetzt wirklich wichtig?“ Zudem versuche sie, sich „nicht in Negativität verstricken zu lassen“, weniger zu bewerten. „Das ist wie ein Reißverschluss, den ich zuziehe, um manches von mir fernzuhalten.“
Anne Flecks Schwester hat das Buch liebevoll illustriert
Was Anne Fleck all ihren Patienten und auch den Lesern ihres neuen Buchs, das von ihrer Schwester Katharina, einer Architektin aus Berlin, liebevoll illustriert wurde, empfiehlt, ist das „Spätstück“: „Je länger die Pause zwischen Abendessen und Frühstück dauert – am besten zwölf Stunden bei Frauen und 13 Stunden bei Männern – umso stärker verläuft der reinigende Prozess der Autophagie, bei dem die Putzkolonne des Körpers durch die Körperzellen wischt und müde und krank machenden Zellschrott abtransportiert.“
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Ihre zentrale Botschaft sei: „Jeder, der etwas verändern möchte, kann das erfolgreich tun!“ Zu oft seien wir in dem Narrativ gefangen, dass alles an den Genen liege. „Stimmt nicht, wir sind unseren Genen nicht hilflos ausgeliefert.“
Am Freitag, 3. Dezember, stellt Doc Fleck ihr Buch im MARKK (Museum am Rothenbaum, Rothenbaumchaussee 64) um 18 Uhr vor. Karten für 49 Euro pro Person (inkl. Buch; zzgl. Gebühren) sind in der Abendblatt-Geschäftsstelle (Großer Burstah 18-32; Mo.– Fr. 9–19 Uhr, Sa. 10–16 Uhr) und über abendblatt.de/leserevents erhältlich.