Hamburg. Märkte haben Tradition, und oft bieten sie neben vielen frischen Produkten auch Klönschnack und Erlebnis dazu. Elf Tipps der Redaktion.
Natürlich bekommt man heute fast alles auch im Supermarkt, dennoch ist das Einkaufen auf einem Wochenmarkt noch immer ein besonderes Erlebnis – nicht nur, weil die Ware dort topfrisch ist und die Auswahl groß, sondern weil viele der Händler auch echte Originale sind – nicht nur die vom Fischmarkt. Elf Märkte, auf denen man auch mal Abendblatt-Redakteure trifft.
Wochenmarkt in Niendorf
Am Imbiss Edel kommt man einfach nicht vorbei. Zu herrlich duftet es bei Claudia Edel am Eingang zum Niendorfer Wochenmarkt nach Bratwurst und Currywurst. Besonders sonnabends ist die Schlange lang, die Bestellungen werden aber rasant abgearbeitet. Der Imbiss ist genauso in Frauenhand wie der Gemüsestand von Ute Buhr und Heidi Frank, wo ganz viel Ware aus dem eigenen Gemüsebaubetrieb in Moorwerder angeboten wird.
Ein Muss ist auch ein Tiegel Krabbensalat am kleinen Büsumer Krabben-Stand. Dort gibt es regelmäßig Kaisergranat in der Schale und Nordseekrabben zum Selberpulen. Neben etlichen Marktständen, die Obst und Gemüse verkaufen, gibt es frischen Fisch, Eier und Kartoffeln, leckere Antipasti und Salate, Schnittblumen und Gartenpflanzen und mehrere regionale Schlachter. Ein besonderes Angebot, allerdings erst wieder im kommenden Jahr, weil jetzt leider die Saison vorbei ist, sind die Freilandrosen von Tjark Stange.
Auch die selbst gezogenen Pfirsiche, Nektarinen und Aprikosen der Obsthöfe Hauschildt und Plaaß sind ein Traum, der den Vergleich mit Früchten aus Spanien und Italien nicht scheuen muss, allerdings erst wieder 2022. Dafür gibt es jetzt zahlreiche knackige Apfelsorten, Birnen und Pflaumen.
Donnerstag und Sonnabend jeweils 8.30 bis 13.30 Uhr, Wochenmarktfläche am Tibarg, www.tibarg.de/tibarg_lotse/geniessen/wochenmarkt/
Wochenmarkt in Lokstedt
Ja, dieser Wochenmarkt ist sehr, sehr klein. Aber dafür richtig fein. Seit 1989 versorgen sich Lokstedter mittwochs an dem guten Dutzend Stände in der verkehrsberuhigten Grelckstraße. Ob frisches Obst und Gemüse aus dem Alten Land, Käsespezialitäten und Wurstwaren oder auch portugiesische Puddingtörtchen (Nata) – man bekommt hier alles.
Wo der Wagen des Fischhauses Rellingen parkt, lässt sich traditionell an der längsten Schlange erkennen: Stefanie Hildebrand verkauft hier nicht nur alles von Aal bis Zander, sondern auch hervorragende hausgemachte Fischfrikadellen sowie frisch gebratenen Fisch für die schnelle Mittagspause im Homeoffice.
Toller Neuzugang: der Stand mit orientalischen Spezialitäten (vegetarisch und vegan), der eine große Auswahl an Trockenfrüchten bietet sowie superleckere Blätterteigspezialitäten (Börek) oder auch gefüllte Paprika und Auberginen (Dolma). Ein Kaffee und ein schneller Einkauf (Kuchen!) in der Konditorei Horn gehören für die Lokstedter zum Marktbesuch dazu.
Mittwoch zwischen 8.30 Uhr und 13 Uhr in der Grelckstraße
Großneumarkt in Neustadt
Wenn es darum geht, die Innenstadt attraktiver zu machen, ist immer öfter von der vermeintlich „neuen Idee“ eines Wochenmarkts in prominenter Lage die Rede. Dabei gibt es ihn zwischen Michel und Passagenviertel schon längst, und er macht seinem Namen alle Ehre. Ganz gleich, ob Obst aus dem Alten Land, Gemüse aus den Vierlanden, frischer Fisch oder eine schnelle Bratwurst in der Mittagspause – das Angebot auf dem Großneumarkt lässt keine Wünsche offen.
Während mittwochs viele Angestellte aus den umliegenden Büros den Markt bevölkern, treffen sich sonnabends vor allem Anwohner aus der Neustadt auf „ihrer“ Piazza zum Klönen und Einkaufen und sind fast unter sich. Nicht nur die Nähe zur Alster und zum Hafen ist unschlagbar, auch die umliegenden Kneipen, Cafés und Restaurants laden nach dem Marktbesuch zum Verweilen ein.
Mittwoch und Sonnabend von 8.30 bis 13.30 Uhr auf dem Großneumarkt
Wochenmarkt in Volksdorf
Frisches Obst und Gemüse, Fisch, Fleisch, Oliven und Käse selbst für Feinschmecker, diverse Bio-Stände und Kaffeespezialitäten zum sofortigen Verzehr nach geschlagener Einkaufsschlacht – der Volksdorfer Wochenmarkt ist mit seinen bis zu 100 Ständen der größte und wohl auch der schönste im Bezirk Wandsbek. Auch der Non-Food-Bereich glänzt mit Klassikern wie dem Bürstenmann, der Frau mit den auf Holz gezogenen Hamburg-Fotos oder den Anbietern ausgesucht flauschiger Wollsocken für Dauerfrostbeulen.
Auf der neu und zünftig gepflasterten Fläche Halenreie/Kattjahren vor dem Koralle-Kino hat das Einkaufen auch ein bisschen was vom Schaulaufen. Beim Sehen und Gesehenwerden trifft man Nachbarn und bewundert die neuesten Lastenräder der nahezu fußabdrucklosen Konsumenten moderner und durchaus solventer Prägung. Wer es nicht lassen kann, fährt automobil ins Parkhaus am U-Bahnhof direkt nebenan, wo der Kunde an beiden Markttagen von den Händlern freigehalten wird. Sie haben der Stadt die Gebühr im Voraus bezahlt.
Am Mittwoch (8 bis 13 Uhr) ist mehr Einkaufen, am Sonnabend (8 bis 13 Uhr) mehr Event, Marktplatz Volksdorf/ Kattjahren/ Halenreie, www.volksdorferwochenmarkt.de
Isemarkt in Harvestehude
Zweimal in der Woche scheint die Isestraße nicht in Harvestehude, sondern in Paris zu liegen. Dann nämlich findet unter dem Viadukt der U-Bahn-Linie 3 der Isemarkt statt – und verströmt mit seinen bunten Blumen- und Spezialitätenständen, der Straßenmusik und den herrschaftlichen Altbauten entlang der Strecke ganz viel französisches Flair. Auf 750 Metern findet man ein umfangreiches Angebot an Obst und Gemüse, Fleisch und Fisch, Käse, Back- und Süßwaren, Kräutern und Gewürzen, aber auch Taschen und Körbe, Mützen, Haushaltswaren und Kerzen, Messerschleifer und Bürstenverkäufer.
Außerdem gibt es zahlreiche Essensstände, die für jeden Geschmack etwas anbieten: indisches Curry, asiatische Suppen, Currywurst und Fischbrötchen. Sogar Austern gibt es hin und wieder. Kaum einem Besucher gelingt es, über den Markt zu schlendern, ohne etwas gekauft oder wenigstens eine Kleinigkeit probiert zu haben. Bis zu 200 Marktstände erstrecken sich entlang der 750 Meter langen Strecke zwischen den U-Bahn-Haltestellen Eppendorfer Baum und Hoheluftchaussee.
Normalerweise lockt der Isemarkt bis zu 6000 Besucher an. Um die Auslastung in der Corona-Zeit zu verringern, gibt es momentan allerdings die eine oder andere Lücke. Der Isemarkt findet bereits seit 1949 statt. Geöffnet ist er das ganze Jahr über dienstags und freitags von 8.30 bis 14 Uhr. Wer erst kurz vor Marktschluss kommt, kann bei vielen Händlern, die frische Ware verkaufen, Schnäppchen machen.
Dienstag und Freitag von 8.30 bis 14 Uhr in der Isestraße
Goldbekmarkt in Winterhude
Der Wochenmarkt entlang des Goldbekkanals in Winterhude gehört zu den schönsten in Hamburg. Der Sonnabend ist der Haupttag, da findet der Markt entlang des Goldbekufers in seiner ganzen Ausdehnung statt. Das Angebot an den Ständen reicht von Obst und Gemüse – ökologisch oder konventionell angebaut – über Blumen, Kräuter und Gewürze bis hin zu Fisch und frischer Pasta. Es gibt Fleisch und Käse, aber auch leckere Tartes und Muffins, Kräuterdips und mediterrane Vorspeisen.
Die Lage direkt am Kanal trägt zum Charme bei. Normalerweise gibt es auch Stände mit Franzbrötchen, Kaffee und frisch gepresstem Orangensaft. Gleich neben dem Markt liegen zwei Spielplätze – einer für die Kleinen, der andere für Größere mit tollen Klettergerüsten. Familien können den Marktbesuch also zu einem Ausflug ausweiten und mit den Kindern nach dem Einkauf spielen gehen.
Dienstag, Donnerstag und Sonnabend von 8.30 bis 13 Uhr am Goldbekufer
Wochenmarkt in Flottbek
In den Elbvororten wird seit Jahren folgende Geschichte kolportiert: Wer zum Bummel über den Flottbeker Wochenmarkt aufbricht, wird zu Hause sehr oft mit den Worten „Grüß schön“ verabschiedet. Um wen es dann dabei gehen könnte, ist dabei letztlich egal, irgendjemanden trifft man vor Ort immer. Und das schon seit rund 60 Jahren. Dieser Markt hat eine besondere Ausstrahlung, der regelmäßige Besuch gilt vielen als soziales Muss.
Die weit auseinanderstehenden Stände ermöglichen stressfreies Schlendern und Klönen, das stark frequentierte Marktcafé in der Mitte des Platzes gemütliches Verweilen. Dabei ist dieser Markt insgesamt nicht besonders groß, das Angebot überschaubar, aber ungewöhnlich abwechslungsreich. Neben Bio-Früchten und Blumen regionaler Anbieter vermitteln französischer Käse und Olivenöl kosmopolitisches Flair. Hausgemachte Marmeladen und Pralinen, selbst gebackenes Brot, Gurken aus dem Fass und unbehandeltes Tierfutter – man findet vor Ort so ziemlich alles, nicht nur für den täglichen Bedarf.
Schön und interessant sind auch die kleinen Handwerksstände mit Spielzeug und allerlei Nützlichem aus Olivenholz. Immer wieder sieht man morgens Besucherinnen und Besucher, die sich auf den Heimweg machen, aber nur ein paar Brötchen und einen Blumenstrauß gekauft haben. Der Grund: Gegen Mittag schließen sie noch einen zweiten Besuch an – weil’s so schön war.
Mittwoch und Sonnabend von 8 bis 13 Uhr, Ecke Osdorfer Landstraße/Groß Flottbeker Straße
Fischmarkt in Altona
Der Fischmarkt gehört zu Hamburg wie die Reeperbahn. Auch er musste lange in Corona-Pause gehen und ist erst seit Juli wieder geöffnet. Frühaufsteher und Nachtschwärmer schlendern hier zwischen den Buden und Verkaufsständen umher und freuen sich über frischen Fisch, Obst und Gemüse, Schnitt- und Topfblumen, Hamburg-Souvenirs, Troyer und Fischerhemden, Kaffeespezialitäten und in Hamburg produzierte Schlüsselanhänger, Taschen und Mützen.
Seit 1703 findet man auf dem Altonaer Fischmarkt fast alles, was man braucht – oder auch nicht braucht, mancher hat hier schon promillegeschwängert ein lebendes Kaninchen gekauft und es hinterher in der Verwandtschaft als Haustier verschenkt, statt es als Braten zuzubereiten. Die Stände haben normalerweise von 5 bis 9.30 Uhr geöffnet, in den Wintermonaten (November bis März) ist nur von 7.30 bis 9.30 Uhr offen.
Aus Infektionsschutzgründen müssen Markthändler à la „Aale-Dieter“ und „Blumen-Fred“ auf das typische laute Anpreisen ihrer Waren verzichten, Besucher sollen Speisen und Getränke nicht auf der Marktfläche verzehren. Außerdem gibt es keine Livemusik.
Sonntag von 7.30 (5) bis 9.30 Uhr, Große Elbstraße/Fischmarkt
Wochenmarkt in Ottensen
Nirgendwo ist Zentral-Ottensen dörflicher als auf dem Spritzenplatz, wenn Wochenmarkt ist – und der ist oft. Das Sortiment ist der Gegend entsprechend: Wer mag, kann immer auch teurer, muss aber nicht. Der klassische Einstieg an einem Sonnabend, dann ist vor allem Öko-Ware am Start, beginnt beim Obststand an der Ecke zur Ottenser Hauptstraße gegenüber der Haspa: Tolle Äpfel und je nach Jahreszeit anderes Saisonobst, liebevoll zubereitete Marmeladen, alles eingetütet von Verkäuferinnen, für die „sehr, sehr freundlich“ mächtig untertrieben ist.
Es folgen Käsestände mit so viel gutem Stoff, dass sich die Verkaufswagen-Achsen fast durchbiegen. Ein Geheimtipp, bei dem Vegetarier und Veganer weghören müssen, ist die Frikadellen-Auswahl direkt daneben, von Rind bis Elch, jede fast handballgroß. Und der Bäcker ganz hinten links, direkt vor dem „Petit Amour“, hat Vital-Croissants und Mini-Guglhupfe im Angebot, für die man sofort kleinere Ordnungswidrigkeiten begehen würde.
Dienstag 8 bis 14 Uhr, Mittwoch 12 bis 18.30 Uhr, Freitag 8 bis 18.30 Uhr und Sonnabend 9.30 bis 15 Uhr, Spritzenplatz
Wochenmarkt in Harburg
Zugegeben: Das Ambiente des Harburger Wochenmarktes am Sand ist nicht gerade das Attraktivste, das Hamburg zu bieten hat: Zwischen architektonisch fragwürdigen 70er-Jahre-Überbleibseln und eher schmucklosen Bürobauten handeln dafür an sechs Tagen in der Woche Beschicker aus der Region mit ihrer Ware. Viele von ihnen kommen in der Frühe mit ihren Anhängern und Verkaufsmobilen aus dem nahen Alten Land herüber. So die Familie Holst mit ihren sensationellen Äpfeln.
Die Schöneckes mit stets feinstem Geflügel und einer Reihe von Spezialitäten kommen aus Elstorf herbei, die Oertzens in ihrem prall gefüllten Käsewagen aus Ramelsloh. Hier lohnt es sich, mal den Löffelgorgonzola zu kosten. Immer sonnabends steht Uwe Quentmeyer mit seinem „Café HY“ an einer Ecke des Marktes. Seine Panini sind eine Wucht. Und der Café der Brixener Rösterei Harrar ist der beste, den man weit und breit trinken kann.
Doch auch die Rösterei Horn aus Buchholz bietet auf dem Harburger Markt feine Kaffee-Sorten an. Zum Wochenanfang ist der Harburger Markt traditionell eher überschaubar, am Freitag und Sonnabend steht der Platz am Schlossmühlendamm mit bis zu 48 Ständen prallvoll. Es lohnt sich, mehrere Taschen mitzunehmen. Das Angebot – auch an Bioprodukten – ist kaum zu überbieten. Übrigens: Schon im Jahr 1612 ist der Harburger Wochenmarkt am Sand von Herzog Wilhelm ins Leben gerufen worden.
Montag bis Sonnabend 8 bis 13.30 Uhr, Marktplatz Sand/Schlossmühlendamm, Mittwoch 15 bis 18 Uhr Biomarkt vor dem Rathaus Harburg
Wochenmarkt in Buchholz
Hier sind wir zwar nicht mehr in Hamburg, aber gefühlt doch noch vor den Toren der Stadt. Wenn in Buchholz Markttag ist kommt der Ort zusammen. Seit mehr als 40 Jahren gibt es den Wochenmarkt zwischen dem Veranstaltungszentrum Empore, den Passagen und rund um den kleinen Teich in der Fußgängerzone, es bieten zahlreiche – und immer zahlreicher werdende – Händler frische Produkte aus der Region an.
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Der Bio-Anteil wächst beständig. Dazu gibt es fast immer Stände mit Ölen, Geschenken, regionalen Besonderheiten. Und Gespräche. In Buchholz kennt man sich. Zwischendurch mal einen Kaffee trinken, eine Suppe oder ein Eis essen, die Taschen abstellen und schnacken der Buchholzer Markt beruhigt auf irgendeine unbekannte Weise. Von 7 bis 14 Uhr sind die Stände und Wagen aufgebaut. Angefangen hatte alles beschaulich auf dem Parkplatz an der Bremer Straße. Doch lange schon ist der Markt Zentrum und Herz des Ortes angekommen.
Mittwoch und Sonnabend 7 bis 14 Uhr, Fußgängerzone Breite Straße in Buchholz (Nordheide)
Noch mehr Märkte
Eine Übersicht über das Angebot und die Öffnungszeiten aller regulären Wochenmärkte in Hamburg findet man unter: www.hamburger-wochenmaerkte.de, www.bio-wochenmarkt-regionales.de