Hamburg. Stadtreinigung und Umweltsenator präsentieren Zehnjahresbilanz der Mülltrennungsoffensive. Vier Millionen Tonnen CO2 eingespart.
Einst galten sie als Deutschlands größte Mülltrennungsmuffel – mittlerweile aber haben die Hamburgerinnen und Hamburger beim Recycling einen Sprung nach vorne gemacht. Das zeigt die Zehn-Jahres-Bilanz der 2011 gestarteten Recyclingoffensive, die Umweltsenator Jens Kerstan (Grüne) und Stadtreinigungschef Rüdiger Siechau am Dienstag im Rathaus vorstellten. Danach wurden die 2011 gesetzten Ziele in vielen Bereichen übertroffen – beim Restmüll sticht Hamburg jedoch negativ hervor.
So sind in den vergangenen zehn Jahren 464.000 neue Haushalte an das Bio-Recycling-System mit den grünen Tonnen angeschlossen worden. Im Bündnis mit der Wohnungswirtschaft hatte man sich 2011 vorgenommen, bis 2020 mindestens 100.000 weitere Haushalte mit Biotonnen zu versorgen, in diesem Bereich wurden es nun sogar rund 312.000. Auch bei den Papiertonnen lief es hier besser als erhofft. Statt eines angepeilten Zuwachses von 150.000 stieg die Zahl der Haushalte hier um 332.000.
Recycling in Hamburg etabliert: Einsparung beim Klimagas CO2
Während durch das verstärkte Mülltrennen die Menge an Biomüll (+154 Prozent), Altpapier (+53 Prozent) und in gelben Säcken oder Tonnen gesammelten Wertstoffen (+87 Prozent) deutlich zugenommen hat, ging die des Restmülls zurück – und zwar um etwas mehr als drei Prozent. Das höre sich nicht viel an, sagte Umweltsenator Kerstan. Man müsse aber bedenken, dass die Einwohnerzahl stark gewachsen sei. Das verstärkte Recycling hat auch zu einer starken Einsparung beim Klimagas CO2 geführt.
„Wir haben mit der Recyclingoffensive einen sehr wichtigen ersten Schritt in Richtung einer klimaneutralen ressourcenschonenden Kreislaufwirtschaft geschafft“, sagte Umweltsenator Kerstan. „100.000 Tonnen weniger CO2-Ausstoß jährlich haben wir als Ziel vor zehn Jahren ausgegeben. In 2020 lagen wir bei mehr als 240.000 Tonnen CO2-Einsparung. Das ist ein Riesen-Erfolg und eine gute Nachricht für unsere Stadt und das Klima.“ Mittlerweile habe sich das Recycling in Hamburg fest etabliert.
Restmüllmenge pro Kopf um 17 Prozent zurückgegangen
Das Ergebnis der Recyclingoffensive könne sich sehen lassen, betonte auch Stadtreinigungschef Siechau. Durch das verstärkte Recycling sei die Restmüllmenge pro Kopf in Hamburg um mehr als 17 Prozent zurückgegangen. „Wir haben nicht nur die Tonnen zu den Menschen gebracht, sondern auch das Angebot auf den zwölf Recyclinghöfen verbessert und mit gezielter Information und Umweltbildungsmaßnahmen für diesen Erfolg gesorgt“, so Siechau.
„Trotz aller Erfolge wollen wir unsere Aktivitäten ausbauen, um noch mehr Menschen zur konsequenten Mülltrennung zu bewegen. Die Erschließung und Bereitstellung weiterer Entsorgungsmöglichkeiten sehen wir daher weiterhin als eine unserer Hauptaufgaben an“. Als weitere Beispiele für den Erfolg nannte Siechau die Reduzierung des Restmülls um 72.000 Tonnen zwischen 2010 und 2020 und eine CO2-Einsparung durch Getrenntsammlung und aus Energieerzeugung von mehr als vier Millionen Tonnen in zehn Jahren.
Hamburg beim Restmüll schlechteste deutsche Großstadt
Allerdings steht Hamburg im Vergleich der Großstädte bei den Rest- und Sperrmüllmengen pro Einwohner ausweislich einer von der Stadtreinigung präsentierten Tabelle immer noch am schlechtesten da. Die Hamburger verursachen demnach 237 Tonnen Rest- und Sperrmüll pro Kopf und Jahr – das ist die höchste Menge aller Großstädte.
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Die Berliner produzieren nur 218 Kilo pro Mensch und Jahr, die Kölner 222, die Frankfurter 208, die Münchner 196 und die Bremer 203 Kilo. Allerdings hat Hamburg laut Stadtreinigung einen im Vergleich zu anderen Städten besonders hohen Anteil an Müll aus Kleingewerbe. Rechne man diesen heraus, so käme Hamburg auf nur noch 202 Kilo Müll pro Kopf und Jahr - allerdings würden bei dieser Betrachtung natürlich auch die Werte der anderen Städte sinken, angeblich aber zum Teil weniger stark.
Ein Problem gibt es in Hamburg auch bei den Wertstoffsammlungen. Während der Biomüll in der Regel kaum verunreinigt sei, würden die Hamburger gerade nach Feiertagen, wenn die Restmülltonnen voll seien, Hausmüll öfter auch in gelben Säcken und Tonnen entsorgen, so Siechau. Das müsse sich in Zukunft ändern.