Hamburg. Für den Verkehrsversuch im Volksdorfer Zentrum wird jetzt zusätzlich das Parken auf der Marktfläche eingeschränkt. Die Hintergründe.

Der Verkehrsversuch „Flaniermeile Volksdorf“ wird mit weiteren Regelungen ergänzt. Um die Kritik von Bürgern und Einzelhändlern aufzufangen, sollen jetzt zusätzliche Beschränkungen beim Parken eingeführt werden. Das haben die Politiker der rot-grünen Koalition im zuständigen Bezirk Wandsbek nach Gesprächen vor Ort entschieden. Demnach soll die Wochenmarktfläche, die derzeit überwiegend als P&R-Parkplatz genutzt wird, für die Dauer des Versuchs im Frühjahr 2022 „bewirtschaftet“ werden.

Das Nahversorgungszentrum im Volksdorfer „Dorf“ soll ab April 2022 für acht Wochen autoarm werden. Dann werden die Claus-Ferck-Straße und die Straße Im Alten Dorfe auf etwa 300 Metern Gesamtlänge für Autofahrer ohne besondere Anliegen gesperrt und die etwa 70 Parkbuchten für Gastronomie, Verkaufsstände, Straßenmöblierungen etc. freigegeben. Das erweitert die schon bestehende Mini-Fußgängerzone „Weiße Rose“.

Die Maßnahme soll nicht nur den Straßenraum gerechter verteilen, sondern auch dem Einkaufzentrum zu mehr Attraktivität und Vielfalt verhelfen. Mit dem nahen Ahrensburg und dem Alstertal Einkaufzentrum (AEZ) hat es starke Konkurrenz.

Autoarmes Volksdorf: Kurzzeitparkplätze statt ganztägigem Parken

Um den Wegfall der 70 Stellplätze auszugleichen, soll der P&R-Parkplatz am Volksdorfer U-Bahnhof dann nicht mehr ganztägig, sondern nur noch für jeweils drei Stunden nutzbar sein, also für Kurzparker bzw. „Einkäufer“ frei gemacht werden. Außerdem sollen Anträge für "Sondernutzungen" des Straßenraums (Verkaufsstände) im Ortszentrum „unbürokratisch“ bearbeitet und genehmigt werden. Allerdings dürfte in Anbetracht der Tatsache, dass der Versuch nur acht Wochen dauern soll, jede andere Praxis sinnlos sein.

CDU, FDP und Teile der Kaufmannschaft im Dorfkern hatten massiv gegen den Verkehrsversuch opponiert und darauf verwiesen, dass in Anbetracht der coronabedingten Umsatzeinbrüche der letzten Monate die Reserven aufgebraucht und weitere Einbußen nicht verkraftbar seien. Rot-Grün sieht das anders.

"Parkraumbewirtschaftung war längst überfällig"

„Eine Parkraumbewirtschaftung für die Volksdorfer Marktfläche war längst überfällig, da hier viele Autos oft den ganzen Tag die Flächen beanspruchen“, sagt Jan-Hendrik Blumenthal, Regionalsprecher der Grünen für die Walddörfer. Peter Pape (SPD) ergänzt: „Zahlreiche Gespräche vor Ort haben gezeigt, dass es für den Erfolg des Projektes unabdingbar ist, die Bedenken der Anwohnerinnen und Anwohner ernst zu nehmen. Deswegen haben wir uns dafür eingesetzt, dass Teile der Marktfläche nur noch für maximal drei Stunden als Parkplatz zur Verfügung stehen und nicht von Dauerparkenden blockiert werden.“

Kritiker unter den Kaufleuten sowie CDU und FDP hatten die Parksituation aber auch deshalb moniert, weil das rund 50 Meter entfernt liegende Parkhaus für viele ältere Kunden zu weit abseits liege. Der Marktplatz, der jetzt ergänzende Stellplätze liefern soll, liegt nun noch ein Stück weiter weg.

Autofreies Volksdorf: Ursprungsplanung geht auf CDU zurück

Die Planung für den autofreien Volksdorfer Ortskern geht noch auf den CDU-Bezirksamtsleiter Gerhard Fuchs zurück und ist schon 2007 vorgestellt worden. Jetzt soll sie in modifizierter Form als Versuch kommen und nach Ablauf der acht Probe-Wochen zurückgebaut werden. Danach wird ausgewertet, gegebenenfalls nachgebessert und politisch entschieden.

Laut CDU ist die von der SPD versprochene bessere Erreichbarkeit des Ortskerns durch eine dichtere Taktung des Busverkehrs auf der Strecke geblieben. "Sie kommt nicht", sagte der örtliche CDU-Bürgerschaftsabgeordnete Thilo Kleibauer unter Berufung auf den Senat und dessen Antwort auf eine Kleine Anfrage. Auch die Stadtrad-Station lasse weiter auf sich warten.

In Ottensen wurde schlanker umgebaut

Trotzdem rechnet kaum einer damit, dass die Autos in Volksdorf ein längerfristiges Comeback feiern werden. Die Mehrheiten im Bezirk sind klar.

Im Bezirk Altona ging ein vergleichbares Projekt rund um die Ottenser Hauptstraße schneller: Die Autofreiheit wurde beschlossen mit der Maßgabe, etwaige Fehler und Härten in der laufenden Praxis festzustellen und dann bloß nachzusteuern.