Hamburg. In den Verhandlungen um den TVL lässt Ver.di die Muskeln spielen. Den Streik dürften viele Hamburger zu spüren bekommen.

Vor der zweiten Verhandlungsrunde für den Tarifvertrag der Länder (TVL) kommt es am Mittwoch zu einem ganztägigen Warnstreik, den viele Hamburger zu spüren bekommen dürften. Die Gewerkschaft Ver.di hat die Beschäftigten der sieben Bezirksämter mit ihren Kundenzentren, der Schulen, der Hochschulen einschließlich ihrer studentischen Hilfskräfte, der Sozialbehörde und der Landesbetriebe zur Teilnahme aufgerufen. Zu letzteren gehören etwa der Landesbetrieb Verkehr (LBV) mit seinen KfZ-Zulassungsstellen und der für Straßen, Brücken und Gewässer zuständige LSBG.

Insgesamt sind in Hamburg nach Angaben der Gewerkschaft rund 70.000 Beschäftigte von der aktuellen Tarifrunde betroffen, darunter etwa 30.000 Tarifbeschäftigte und rund 40.000 Beamte. Die Verhandlungen in Berlin waren am 8. Oktober ergebnislos abgebrochen und auf den 1. und 2. November vertagt worden.

Für höhere Entgelte: Ver.di ruft in Hamburg zum Streik auf

Ver.di fordert unverändert eine Erhöhung der Entgelte um fünf Prozent, mindestens aber um 150 Euro monatlich sowie eine Lohnerhöhung für Auszubildende, Studierende und Praktikanten um 100 Euro monatlich – bei einer Laufzeit von zwölf Monaten. Außerdem erwarte man die Tarifeinbindung der Studentischen und Wissenschaftlichen Hilfskräfte.

Neben dem TVL gibt es noch den Tarifvertrag für den öffentlichen Dienst (TVöD) für die Beschäftigten des Bundes und der Kommunen – das betrifft in Hamburg etwa die Stadtreinigung und das UKE. Dieser Vertrag war Ende 2020 neu verhandelt worden und hatte Lohnsteigerungen von 1,4 Prozent (2021) und 1,8 Prozent für 2022 ergeben.

Ver.di-Streik: Demo durch die Hamburger Innenstadt

Im Rahmen der bundesweiten Aktionen wird es am Mittwoch in Hamburg zunächst von 12 Uhr an eine Kundgebung vor dem Gewerkschaftshaus am Besenbinderhof geben. Im Anschluss ist eine Demonstration durch die Innenstadt bis zum Gänsemarkt geplant, wo ab 14 Uhr eine weitere Kundgebung stattfinden soll. Verdi-Vorsitzende Sieglinde Frieß rechnet mit etwa 500 Teilnehmerinnen und Teilnehmern. Zudem ist ein Gespräch mit Finanzsenator Andreas Dressel (SPD) geplant, der die Länder in den Verhandlungen vertritt.

Während die beamteten Lehrer nicht streiken dürfen, ruft die Gewerkschaft Erziehung und Wissenschaft (GEW) Vorschullehrkräfte sowie die Ergo- und Physiotherapeuten an Schulen und den Hochschulbereich zur Arbeitsniederlegung auf.

„Auch im zweiten Jahr der Coronapandemie haben die Beschäftigten mit Herzblut und Engagement im Landesdienst, in den Schulen und Hochschulen, in den Kindertagesstätten und Einrichtungen der Pandemie die Stirn gezeigt“, sagte Sven Quiring, Vorsitzender der GEW Hamburg. „Unter komplizierten Rahmenbedingungen, oft unter der Gefahr, sich selbst zu infizieren, haben sie das Land am Laufen gehalten. Jetzt, in der Länder-Tarifrunde, wollen die Beschäftigten mehr sehen als billigen Applaus: Fünf Prozent mehr Gehalt, mindestens aber 150 Euro!“