Hamburg. 2023 sollten die Hamburger endlich wieder den Ausblick vom Heinrich-Hertz-Turm aus genießen. Doch daraus wird wohl nichts.
Seit 20 Jahren ist der Hamburger Fernsehturm nicht mehr für die Öffentlichkeit zugänglich. Immer wieder gab es Ideen und Konzepte für eine Wiederbelebung des Wahrzeichens. Doch es wurde nichts umgesetzt. Dann Anfang Juni vergangenen Jahres gab es eine Pressekonferenz. Es grenzte an ein Wunder, denn dort präsentierte die Deutsche DFMG Deutsche Funkturm GmbH, der die Immobilie gehört, tatsächlich ein vielversprechendes Betreibertrio aus der Hansestadt. Das sind die Unternehmen Online Marketing Rockstars (OMR), Home United und die Hamburg Messe und Congress GmbH (HMC).
Auf dem Termin kündigte DFMG-Chef Bruno Jacobfeuerborn die Wiedereröffnung des 276,5 Meter hohen Heinrich-Hertz-Turm – so der offizielle Name - für Ende 2023 an. Dann sollen die Hamburger dort wieder in rund 120 Meter Höhe eine Kombination aus Aussichtsplattform, Gastronomie und Veranstaltungsfläche erleben.
Fernsehturm in Hamburg: Eröffnung wird sich verzögern
Doch es kommt zu Verzögerungen bei der Umsetzung der Pläne. Im Abendblatt-Podcast „Entscheider treffen Haider“ hatte Tomislav Karajica, Gründer und Geschäftsführer von Home United, bereits angekündigt. „Im günstigsten Fall eröffnen wir 2024.“
Das Abendblatt hat bei dem Bauherren DFMG nachgehakt. Sprecher Benedikt Albers sagte. „Wir haben 2018 den Zeitplan zur Sanierung des Fernsehturms aufgestellt, zwei Jahre vor dem Beginn der Pandemie. Durch die Corona-Situation ist unser Ziel der Fertigstellung Ende 2023 aus heutiger Sicht natürlich äußerst ambitioniert. Aber wir arbeiten weiter mit vereinten Kräften darauf hin.“
Bereits im November 2016 – also vor nunmehr fünf Jahren – hatte der Haushaltsausschuss des Deutschen Bundestages einen Zuschuss in Höhe von 18,5 Millionen Euro für die Sanierung des Fernsehturms zur Verfügung gestellt. Weitere 18,5 Millionen Euro gibt die Stadt dazu. Es stehen also 37 Millionen Euro zur Verfügung, die vor allem in den Brandschutz, moderne Aufzüge und ein neues Empfangsgebäude fließen sollen.
Fernsehturm-Sanierung muss im Kostenrahmen bleiben
Die Telekom-Tochter DFMG will kein eigenes Geld in den maroden Turm stecken, muss also den Kostenrahmen einhalten. Aber das wird schwierig. „Durch die coronabedingten Engpässe sind Baustoffe heute deutlich teurer und weniger verfügbar als 2018 zum Zeitpunkt der Machbarkeitsstudie. Das ist eine große Herausforderung für unser Projekt. Um das vereinbarte Budget einzuhalten sind Anpassungen der Planung notwendig, beispielsweise am neuen Empfangsgebäude“, sagte DFMG-Sprecher Albers.
Dieses Gebäude wurde von dem renommierten Düsseldorfer Büro Ingenhoven Architects entworfen und muss jetzt offensichtlich abgespeckt werden. Dazu sagte Albers. „Aktuell beschäftigen wir uns zusammen mit den Betreibern intensiv mit dem neuen Eingangsgebäude. Als erster Kontaktpunkt für Besucherinnen und Besucher des Fernsehturms soll es möglichst einladend sein, gleichzeitig muss es sich gestalterisch ansprechend in den begrenzten Raum vor den Messehallen einfügen, ein sicheres Brandschutzkonzept unterstützen, den Denkmalschutz berücksichtigen und natürlich im Kostenrahmen bleiben.“ Mit diesen Anforderungen werde gerade gemeinsam und konstruktiv mit allen Beteiligten jongliert.
Bevor nicht alle Parameter für das Empfangsgebäude feststehen, kann die DFMG auch keinen Bauantrag beim dafür zuständigen Bezirksamt Mitte stellen - der dann auch sämtliche Punkte für die weitere Sanierung des Fernsehturms, wie zum Beispiel den Brandschutz umfasst. Und wenn die Baugenehmigung – dann vorliegt – das kann bis zu einem halben Jahr dauern – geht es immer noch nicht los: „Die ausführenden Gewerke können wir nach dem Baugenehmigungsverfahren ausschreiben und beauftragen“, sagte Albers.
Und die künftigen Betreiber hängen in der Luft. Dem Abendblatt sagte Bernd Aufderheide, Chef der Hamburg Messe und Congress GmbH, „dass eine Eröffnung des Fernsehturms 2023 sportlich geplant ist. Wir als Betreiberteam wissen noch nicht, wann wir mit dem Innenausbau für die Flächen auf dem Fernsehturm starten können. Das hängt auch davon ab, wann die offenen Fragen zum Beispiel bei der Gestaltung des Empfangsgebäudes am Sockel des Bauwerks geklärt sind. Das dürfte aber in Kürze soweit sein.“ Erst dann können die Betreiber loslegen. „Sobald wir einen Zeitplan haben, können wir die Arbeiten beauftragen“, sagte Aufderheide.
Fernsehturm: Kaffee, Kuchen, Hochzeiten und Events
Was die Besucher nach der Wiedereröffnung auf dem Fernsehturm erwartet, beschreibt Home United-Chef Tomislav Karajica so: „Mit dem Fahrstuhl kommt man dann auf die zwei oberen Plattformen. Die erste wird klassisch als Aussichtspunkt für Gäste genutzt, mit Kaffee und Kuchen, wie viele es von früher kennen“. Darüber hinaus werde die zweite Ebene für Veranstaltungen genutzt, etwa Lesungen, E-Sport-Turniere, auch Hochzeiten oder die Aufnahme von Podcasts. Dem künftigen Betreiber ist wichtig: „Wir wollen so viele Inhalte wie möglich auf den Fernsehturm bringen.“ Der dritte im Bunde der Betreiber ist OMR-Gründer Philipp Westermeyer.
Das Comeback für den Fernsehturm begrüßt Michael Otremba, Geschäftsführer der Hamburg Tourismus GmbH. „Die Betreiberkonstellation steht für gute und erlebnisreiche Ideen. Die Wiedereröffnung mit dem geplanten Konzept wird daher eine große Bereicherung für Hamburger und Gäste.“
Fernsehturm-Wiedereröffnung: Hamburger Politik macht Druck
Unterdessen kommt Kritik aus der Politik. CDU-Fraktionschef Dennis Thering sagte: Die Hamburgerinnen und Hamburger warten jetzt schon viel zu lange auf eine Wiedereröffnung ihres Fernsehturms im Herzen unserer Stadt. Es ist bedauerlich, dass sich abzeichnet, dass sich eine Wiedereröffnung jetzt erneut für längere Zeit verzögert.“ Thering fordert. „Ich erwarte vom Senat, dass jetzt alles dafür getan wird, dass der Fernsehturm so schnell wie möglich wieder eröffnet wird.“
Die Stadt gibt das Geld, aber hält sich ansonsten zurück. Eine Sprecherin sagte auf Anfrage lediglich: „Der Senat unterstützt die Wiedereröffnung des Fernsehturms. Zu Einzelheiten können wir keine Auskunft geben, weil nicht die Stadt die Projektentwicklung macht sondern die künftigen Betreiber in Kooperation mit der DFMG.“