Hamburg. Investor Tomislav Karajica hat inzwischen konkrete Pläne für den Heinrich-Hertz-Turm. Dort soll es nicht nur ein Café geben.

Er baut mit dem Mundsburg Tower eines der größten Hamburger Hochhäuser um, plant mit dem Elb­dome eine Halle für 7000 bis 8000 Zuschauer, will den Fernsehturm betreiben, ist an den Basketballern der Hamburg Towers genauso beteiligt wie an Fußballvereinen in Klagenfurt und Berlin, hat mit Edel-Optics auch einen Online-Brillenhändler in seinem Portfolio. Wie das alles zusammenpasst, erzählt Tomislav Karajica in unserer Reihe „Entscheider treffen Haider“.

Das sagt Tomislav Karajica über …

… die Frage, wie seine vielen Projekte zusammenpassen:

„Die meisten Projekte, die ich umsetze, haben etwas mit der Entwicklung von Immobilien zu tun, damit verbringe ich nach wie vor einen Großteil meiner Arbeitszeit. Neu dazugekommen ist in den vergangenen Jahren, dass ich mich stärker gefragt habe, wie man Gebäude dauerhaft von innen beleben und damit interessanter gestalten kann. Der Prototyp dafür ist das Hamburger Ding auf dem Kiez, eine Mischung aus Büros, Event- und Besprechungsflächen. So ähnlich wird das Konzept im Mundsburg Tower sein, dort kann man dann wohnen und arbeiten, sich unterhalten lassen oder zum Beispiel Sport machen, ohne das Gebäude verlassen zu müssen. Das ist meine Vision vom gemeinsamen Leben in einer Stadt, in der Flächen knapp sind und Homeoffice immer wichtiger werden wird.“

… Homeoffice:

„Alle Firmen werden Homeoffice anbieten müssen, um die Mitarbeiter bekommen zu können, die sie bekommen wollen. Die Herausforderung für die Unternehmen wird sein, dass sie sich etwas einfallen lassen müssen, damit die Menschen überhaupt Lust haben, im Büro zu arbeiten. Kostenloser Kaffee reicht da nicht mehr …“

… die Zukunft des Fernsehturms, den er mit Partnern betreiben will:

„Der Turm wird aktuell saniert, unten ist noch ein zusätzlicher Sockelbau geplant, dort wird der Eintritt sein, Verkaufs­flächen und Gastronomie. Mit dem Fahrstuhl kommt man dann auf die zwei oberen Plattformen. Die erste wird klassisch als Aussichtspunkt für Gäste genutzt, mit Kaffee und Kuchen, wie viele es von früher kennen. Die zweite Ebene werden wir darüber hinaus für verschiedene Events nutzen, das können Lesungen genauso sein wie E-Sports-Turniere, Hochzeiten oder die Aufnahme von Podcasts. Wir wollen so viele Inhalte wie möglich auf den Fernsehturm bringen. Bleibt die Frage, wann es so weit sein wird. Das Bauvorhaben ist komplex, die Haupt­herausforderung ist die Brandschutz­sanierung. Im günstigsten Fall eröffnen wir 2024, das ist noch etwas hin, aber nach all den Jahren, in denen der Fernsehturm geschlossen war, endlich eine Perspektive.“

… die Hamburg Towers:

„Ein Freund aus der Immobilienbranche hat mich gefragt, ob ich mir vorstellen könne, Sponsor der Towers zu werden. Das war ein Jahr vor der ersten Zweit­ligasaison. Vom Sponsor bin ich dann sehr schnell zum Gesellschafter geworden, und plötzlich war ich auch operativ mittendrin in einem Projekt, das ich mir ursprünglich nur von der Seitenlinie aus ansehen wollte. Mein Anspruch ist hier wie bei allem anderen, was ich geschäftlich unternehme, dass sich das Business von sich aus trägt. Ich bin kein Mäzen.“

… seine Beteiligungen beim Fußball-Erstligaclub Austria Klagenfurt aus Österreich und beim deutschen Drittligisten Viktoria Berlin:

„Die Erfahrung, die ich bei den Towers gemacht habe, hat mich dazu bewogen, auch im Fußball zu investieren. Ich glaube an den Sport als Branche, das Geschäft wird in den nächsten Jahrzehnten weiter wachsen. Deshalb habe ich mir verschiedene Clubs angesehen. Die Vereine, bei denen ich dann eingestiegen bin, standen mit dem Rücken zur Wand. Als ich Austria Klagenfurt übernommen habe, spielte die Mannschaft in der Zweiten Liga, in das wunderschöne, zur EM 2008 gebaute Wörthersee-Stadion kamen nur 300 bis 400 Zuschauer. Heute spielen wir in der Ersten Liga, am ersten Spieltag waren 15.000 Zuschauer da, die Zusammenarbeit mit Stadt und Region ist hervorragend. Auch Viktoria Berlin ist aufgestiegen, spielt jetzt in der Dritten Liga.“

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… den HSV:

„Es gab ja Gerüchte, dass ich Anteile erwerben würde. Das ist aber nicht der Fall. Richtig ist, dass mein Bruder Zeljko und ich uns regelmäßig mit den Verantwort­lichen des HSV wie Jonas Boldt oder Marcell Jansen austauschen. Es würde mir viel Freude machen, wenn es zu Kooperationen mit dem HSV kommen würde. Um die Lage beim HSV wirklich bewerten zu können, müsste ich sehr nah am Geschehen dran sein. Bei den Towers ist es ein großer Vorteil, dass wir dort in der Führung zu dritt sind, Entscheidungen schnell getroffen, von allen getragen und umgesetzt werden können. Ich hatte übrigens in der vergangenen Saison fest daran geglaubt, dass der HSV den Aufstieg schafft. Ich kenne und schätze die handelnden Personen und hatte den Eindruck, dass endlich aus der Ruhe heraus gearbeitet wurde. Dass es am Ende doch wieder abwärts ging, hat mich überrascht.“

… den Elbdome:

„Wir sind auf einem sehr guten Weg. Das Wichtigste ist, den richtigen Standort zu finden, und da befinden wir uns mittlerweile auf der Zielgeraden. Jetzt warten wir auf die Genehmigung, wenn die vorliegt, bräuchten wir etwa dreieinhalb Jahre, um den Elb­dome zu eröffnen. Ich rechne damit so um 2025 herum.

… Edel-Optics:

„Dennis Martens, der Gründer von Edel-Optics, ist ein alter Freund von mir, wir kennen uns seit der fünften Klasse. Er hatte ein ähnliches Projekt mit einem anderen Partner in London begonnen, das funktionierte aber nur bedingt gut. Dann haben wir gesagt, dass wir in Hamburg gemeinsam neu starten. Operativ war ich in dem Unternehmen nie komplett drin, aber ich habe von Anfang an sehr an E-Commerce geglaubt.“

… E-Sports:

„Das ist ein gigantischer Wachstumsmarkt. Wir haben in Nettelnburg ein ehemaliges Tagungshotel gekauft, das wir jetzt nach und nach zu Europas größtem E-Sport-Zentrum umbauen werden. Das Haus ist schon geöffnet, wir sind im Betrieb, die Gamer ziehen Stück für Stück ein, und Silvester 2022 feiern wir dann, hoffentlich, die Vollendung.“