Eimsbüttel. Das Haus ist baufällig, der einzig verbliebene Mieter übt Kritik. Ein Gutachten entscheidet nun, ob er ausziehen muss.

Es regnet ins Treppenhaus, die Decken werden von Stützpfeilern gehalten. Die Hausnummer 80 in der Eimsbütteler Methfesselstraße hätte wohl längst renoviert werden müssen. Das ist nicht geschehen, trotz neuer Eigentümer vor drei Jahren. Stattdessen erhielten die Mieter Kündigungen und zogen aus – nur einer wehrt sich noch.

Markus Kienast ist trotz aller Mängel in sein Zuhause verliebt und will es um keinen Preis verlieren. Er zog als 19-Jähriger in den Altbau, jetzt ist er 51, arbeitslos und zahlt immer noch einen Spottpreis für seine Zweizimmerwohnung. „Ich kann mir doch keine andere Wohnung in Hamburg leisten“, so Kienast. Eigentlich hätte er schon bis Ende April ausziehen müssen, doch Kienast legte Widerspruch ein.

Altbau-Streit in der Methfesselstraße: Gutachten entscheidet

Am 28. September inspizierte der Wohnraumschutz das Haus, um ein neues Gutachten zu erstellen. Das entscheidet, ob es noch bewohnbar ist – also, ob Kienast bleiben darf. Das Verfahren laufe noch, erklärte das Bezirksamt Eimsbüttel, und über die Zukunft des Mieters sei noch nichts entschieden. Mikey Kleinert von der Fraktion Die Linke vermutet, dass Kienast erst einmal bleiben darf. „Falls eine akute Gefahr bestünde, wäre der Mieter schleunigst anders untergebracht worden“, so Kleinert.

Bis zuletzt war Kienast verzweifelt, erstellte eine eigene Website für das Haus und erhielt Spenden. Der Grund für seine Angst: Lange befürchtete er, das Haus könnte abgerissen werden. Der neue Eigentümer beantragte den Abriss. Doch dies wurde nicht genehmigt, da die Fassade des Altbaus für schutzwürdig erklärt wurde. Den Widerspruch, den die Firma daraufhin einlegte, hätten sie mittlerweile zurückgezogen und der Abriss stünde derzeit nicht mehr zur Debatte, heißt es nun aus dem Umfeld des Bezirksamtes.

Letzter Mieter in Methfesselstraße: "Eigentümer war unehrlich“

„Der Eigentümer war unehrlich“, sagt Kleinert. „Er hat ein schon verfallendes Haus gekauft und behauptet, die Renovierung sei sein Herzensprojekt. Tatsächlich wollte er viel Geld durch den Abriss und den Bau eines neuen Hauses verdienen“. Aus einem Gutachten gehe hervor, dass die Renovierungskosten in dem Bereich von 400.000 bis 800.000 Euro anzusiedeln seien. Es sei unklar, was der Eigentümer nun vorhabe. Es zu verkaufen wäre nicht wirtschaftlich. Der Eigentümer wollte sich gegenüber dem Abendblatt nicht äußern.

Kritik von Kleinert kassiert außerdem das Bezirksamt. Einige Wohnungen der Methfesselstraße 80 stünden schon seit zehn Jahren leer, doch das Bezirksamt unternehme zu wenig. „Die Spekulationsmethode funktioniert immer noch prächtig in Eimsbüttel“, so Kleinert. Seit das Amt 2019 von dem Leerstand erfuhr, habe es kein Bußgeld von dem Eigentümer verlangt.