Hamburg. Bei weiter niedrigen Infektionszahlen sei das vorstellbar, sagt Schulsenator Ties Rabe. Eine Frist muss aber eingehalten werden.

Lange haben die Kultusminister der Länder um eine gemeinsame Linie in der Frage der Maskenpflicht an Schulen gerungen. Doch einen einheitlichen Kurs wird es auch in Zukunft nicht geben. Zu unterschiedlich sind das Corona-Infektionsgeschehen und seine Bewertung. Einige Länder wie Bayern haben die Maskenpflicht bereits aufgehoben, andere stehen kurz davor. Hamburg bleibt dagegen vorsichtig: Ein stufenweiser Verzicht auf die Mund-Nase-Bedeckung von Kindern und Jugendlichen ist frühestens von November an vorstellbar.

„Nach den Herbstferien gilt an Hamburgs Schulen zunächst weiterhin für alle die Maskenpflicht, um das bekannte Infektionsrisiko durch die vielen Urlaubsrückkehrer aus dem Ausland zu verringern. Weiterhin gilt: lieber eine Sicherheitsmaßnahme mehr als erneute Schulschließungsdebatten“, sagte Schulsenator Ties Rabe (SPD) dem Abendblatt. „Wenn die Infektionszahlen sich weiter positiv entwickeln, kann ich mir eine Lockerung der Maskenpflicht für Grundschüler im November durchaus vorstellen“, fügte Rabe hinzu.

Maskenpflicht an Grundschulen: Risiko Reiserückkehrer

„Die Elternkammer ist grundsätzlich für stufenweise Erleichterungen für Kinder“, sagte Vorstandsmitglied Thomas Köster. Allerdings müsse man zunächst noch vorsichtig sein und den Effekt der Reiserückkehrer nach dem Ende der Herbstferien abwarten. „Wir sollten diese Frist einhalten, um eine erneute Infektionswelle zu verhindern. Besonders für die Grundschüler sollten die Masken aber so schnell wie möglich fallen“, sagte Köster. Sechs Stunden eine Maske zu tragen sei für Schülerinnen und Schüler eine psychische und physische Belastung. Köster sieht auch Potenzial für Lockerungen bei den älteren Schülern, zumal sie bei 2G-Veranstaltungen keine Maske tragen und keinen Mindestabstand einhalten müssten.

Ähnlich äußert sich auch Dirk Mescher, Geschäftsführer der Gewerkschaft Erziehung und Wissenschaft (GEW). „Wir können gut nachvollziehen, dass es zu Lockerungen für Kinder und Jugendliche kommen wird, aber es ist richtig, ein paar Wochen zu warten, bis die Maskenpflicht gelockert wird“, sagte Mescher. Nach dem Ende von Schulferien sei häufig ein Anstieg der Infektionszahlen zu beobachten.

CDU fordert Aufhebung der Maskenpflicht für alle Schüler

Die CDU-Opposition fordert in einem Bürgerschaftsantrag, „die Maskenpflicht am Platz während des Unterrichts für alle Schülerinnen und Schüler zum 1. November 2021 aufzuheben, sofern die Infektionszahlen zwei Wochen nach Ende der Herbstferien auf einem vergleichsweise niedrigen Niveau verharren“. Birgit Stöver, schulpolitische Sprecherin der CDU-Bürgerschaftsfraktion, sagte: „Gerade jetzt ist es wichtig, Kindern und Jugendlichen ein Stück Normalität zurückzugeben. Eine Aufhebung der Maskenpflicht in der Schule am eigenen Platz ist dafür ein weiterer Schritt, den viele andere Bundesländer wie Bayern, das Saarland oder Berlin bereits gegangen sind.

Schleswig-Holstein hat diese Maßnahme für Ende Oktober angekündigt.“ Die Forderung sei gut begründbar: Die vulnerablen Gruppen seien mittlerweile durchgeimpft, jede Bürgerin und jeder Bürger über zwölf Jahren habe ein Impfangebot erhalten, und die Impfquote bei den Lehrerinnen und Lehrern sowie Schulbeschäftigten werde von der Schulbehörde als hoch (85 bis 90 Prozent) eingestuft. Hamburgs Schulen sollen zudem nach den Herbstferien mit Luftfiltern ausgestattet sein.

Ungewiss, wie sich die Lage nach den Herbstferien entwickelt

„Wir werden nicht überstürzt handeln und weiter Vorsicht walten lassen“, sagte Ivy May Müller, schulpolitische Sprecherin der Grünen-Bürgerschaftsfraktion. „Vor allem bei den jungen Generationen ist das Infektionsgeschehen aufgrund geringer Impfquoten noch besonders unübersichtlich und dynamisch, eine Änderung der Situation ist erst durch die zu erwartende Impfzulassung für Kinder im Grundschulalter Ende Oktober zu erwarten“, sagte Müller.

„Niemand weiß, wie sich die Lage nach den Herbstferien entwickeln wird. Bei sinkenden Infektionszahlen und einer hohen Impfquote sind wir zuversichtlich, dass in den kommenden Wochen Lockerungen möglich sind“, sagte Niels Springborn, schulpolitischer Sprecher der SPD-Fraktion.

Wer aus dem Ausland kommt, mit Impfnachweis oder Test vorlegen

Lehrer und Schüler, die aus dem Ausland zurückkehren, dürfen das Schulgelände grundsätzlich nur mit einem Impfnachweis oder einem negativen Corona-Test betreten. Am kommenden Montag, dem ersten Schultag, führen die Schulen Schnelltestungen zu Unterrichtsbeginn durch. Bis Ende Oktober wird die Zahl der wöchentlichen Tests von zwei auf drei erhöht.

Schülerinnen und Schüler mit Gesundheitsrisiken, Vorerkrankungen oder Behinderungen können mit einem ärztlichen Attest von der Präsenzpflicht in der Schule auch befreit werden, nachdem die Maskenpflicht im Unterricht aufgehoben worden ist.