Köln/Hamburg. Katholischer Priester soll seine Nichten missbraucht haben. Erstmals angezeigt wurde der Fall, als Heße noch Personalchef in Köln war.
Wegen sexuellen Missbrauchs seiner drei Nichten soll einem heute 70 Jahre alten katholischen Priester ab 23. November vor dem Landgericht Köln der Prozess gemacht werden. Einer der geladenen Zeugen im Prozess sei der Hamburger Erzbischof Stefan Heße, ehemals Personalchef im Erzbistum Köln, sagte ein Gerichtssprecher.
Dem angeklagten Priester wird zur Last gelegt, von 1993 bis 1999 seine damals zwischen sieben und 13 Jahre alten Nichten sexuell missbraucht zu haben. Angeklagt sind 31 Fälle. Drei davon werden von der Staatsanwaltschaft als schwer eingestuft, „weil es zum Beischlaf oder beischlafähnlichen Handlungen gekommen sein soll“.
Missbrauchsskandal: Priester war schon 2010 angezeigt worden
Der Priester war damals in Gummersbach tätig. Zu den 20 Prozessterminen sind bislang 38 Zeugen aus dem persönlichen und beruflichen Umfeld des Angeklagten geladen worden. Darüber hinaus werde der Angeklagte durch einen psychiatrischen Sachverständigen begutachtet, teilte das Gericht mit. Die drei Nichten treten als Nebenklägerinnen auf.
- Papst spricht Machtwort: Heße bleibt Erzbischof in Hamburg
- Warum aufgeklärte Kinder seltener Opfer sind
- UKE sucht Missbrauchsopfer der evangelischen Kirche
Der Priester war 2010 bereits einmal angezeigt worden, doch damals wurde die Anzeige zurückgezogen, und es geschah weiter nichts. Der Priester wirkte weiter als Krankenhauspfarrer und als Pfarrvikar. 2019 wurden die Ermittlungen wieder aufgenommen, was 2020 zur Anklage führte.
Erzbischof Heße weist alle Vorwürfe des Fehlverhaltens zurück
Der heutige Erzbischof Heße war 2010 als Personalchef des Erzbistums Köln mit dem Fall befasst. Deshalb dürfte es in dem Prozess auch darum gehen, ob er den Vorwürfen damals mit der gebotenen Gründlichkeit nachgegangen ist. Ein Gutachten war zu dem Schluss gekommen, dass Heße sich in elf Fällen einer Pflichtverletzung schuldig gemacht hatte.
Nach Bekanntwerden des Gutachtens im März hatte er alle Vorwürfe zurückgewiesen, dem Papst aber einen Amtsverzicht angeboten. Franziskus hatte den Erzbischof vorige Woche dazu aufgefordert, sein Amt weiter auszüben.