Hamburg. Janos Parey ist Chef des exotischsten Terminals am Hamburg Airport. Über besondere Gäste und Erlebnisse am Geschäftsfliegerzentrum.

Bei ihm landen Könige und Präsidenten, Stars und die Manager der großen Konzerne, Menschen, für die Fliegen ein Hobby ist, und solche, für die es Rettung bedeutet: Janos Parey ist Chef des kleinsten und exotischsten Terminals am Hamburg Airport, dem General Aviation Terminal (GAT). Den meisten Hamburgern ist es schlicht als Geschäftsfliegerzentrum bekannt. Im Abendblatt-Podcast „Check-in“ spricht Janos Parey über …

… den letzten spannenden Gast, den er in Empfang genommen hat:

Das waren vor einigen Tagen der indonesische Ministerpräsident – und natürlich der Hamburger Tennis Olympiasieger Alexander Zverev.

… den Unterschied zwischen der Landung eines Präsidenten und einem Passagier in den großen Terminals:

Der größte Unterschied ist, dass hier alles sehr schnell und einfach geht. Die Politiker ab einem bestimmten Rang sind sowieso alle von Sicherheitskon­trollen freigestellt. Das heißt, die Wagen fahren zur Abholung direkt aufs Vorfeld. Die Politiker steigen aus dem Flugzeug, begrüßen kurz, steigen ins Auto und werden zum Rathaus oder einem anderen Ziel gebracht.

… rote Teppiche:

Einen eigenen roten Teppich haben wir tatsächlich gar nicht. Aber wir können einen ordern, was dann eben in bestimmten Fällen auch getan wird. Und dann liegt auch tatsächlich der rote Teppich dort. Das machen wir bei sehr hohen Staatsgästen.

… wie er Chef des Geschäftsfliegerzen­trums wurde:

Zum Flughafen hat mich meine Familie gebracht. Ich war von Kindheitstagen an ständig dort. Mein Vater war über 40, fast 45 Jahre am Flughafen. Während des Studiums 1996 habe ich dort angefangen zu jobben. Seit 2000 arbeite ich beim Geschäftsfliegerzentrum.

… die Veränderungen in den vergangenen zwei Jahrzehnten:

Was sich gravierend geändert hat, sind die Flugzeugtypen. Als ich angefangen habe, hatten wir nur Propellermaschinen wie Cessna, und Piper. Davon hatten wir damals 40 bis 50 am Terminal. Heute sind es noch fünf bis zehn. Viele von denen, die damals eine Propellermaschine hatten, fliegen jetzt einen Jet. Es gibt mittlerweile eine Menge privater Boeing 707 und größerer Jets.

… die spannendste Zeit am GAT:

Das mit Abstand Aufregendste und Spannendste war G 20. So viele Gäste und vor allen Dingen so viele große Flugzeuge haben noch nie zuvor auf dem Flughafen geschachtelt und gestapelt.

… prominente Gäste:

Also wenn ich mir so überlege, wer war so alles da war – die Liste ist verdammt lang: Tom Cruise mit Nicole Kidman, damals noch gemeinsam. Sängerinnen und Sänger waren eine Menge da: von Anastacia über Robbie Williams, die Foo Fighters und Iron Maiden.

… Iron Maiden:

Die Heavy-Metal-Band kam immer mit dem eigenen Flieger, einer Boeing 757 nach Hamburg. Das ist ein Flugzeug-Typ, mit dem sicher schon der ein oder andere einmal in den Urlaub geflogen ist. Das Flugzeug hatte den Bandnamen als riesigen Schriftzug auf dem Rumpf und auf dem Leitwerk deren gruselig aussehendes Maskottchen Eddie. Mittlerweile hat die Band, glaube ich, aufgerüstet und fliegt mit einem Jumbo-Jet. Geflogen wird der Band-Jet übrigens von Iron- Maiden-Sänger Bruce Dickinson.

… Königinnen und Könige:

Die Queen habe ich leider bislang nicht erlebt, den König von Saudi-Arabien schon. Auch die Flieger des Sultans von Brunei sind ab und an mal zu Gast in Hamburg gewesen. Die wurden hier dann gewartet oder umgebaut. Aber noch häufiger war der König von Saudi-Arabien mit seiner Maschine hier. Und natürlich der thailändische König.

… die ungewöhnlichsten Wünsche:

Manchmal wird nach ganz speziellen Zeitungen – etwa aus China – gefragt. Einmal ließ ein prominenter Flugzeugbesitzer aber auch seinen Jet starten, um ein ganz bestimmtes Stück Fleisch einfliegen zu lassen. Das hat er sich dann abends in einem Hamburger Restaurant zubereiten lassen. Das ist aber schon etliche Jahre her. Aber ja, so was gab es auch schon.

… die Auswirkungen von Corona:

Wir hatten so ein, zwei Monate, in denen unsere Zahlen komplett unten waren. Aber am Ende des Jahres 2020 hatten wir sogar noch einen Tick mehr Flugbewegungen als 2019. Das ist aber auch relativ einfach zu erklären: Wer es sich leisten kann und fliegen möchte, der kann nirgends besser Abstand halten als eben im Privatflieger. Wir haben die Krise schnell hinter uns gelassen.

… die wichtigsten Flüge am GAT:

Das sind die Hospital-Flights und Ambulanzflüge. Die sind auch bei uns angesiedelt. Der Krankenwagen fährt bei uns aufs Gelände direkt ans Flugzeug. Manchmal sind es auch Ärzteteams, die geflogen werden, manchmal auch gemeinsam mit einem Transplantationsorgan, etwa einem Herzen. Die Spezialisten fliegen das Organ dorthin, wo es gebraucht wird. Das sind leider nicht wenige Flüge bei uns. Das sind auch diejenigen, die Tag und Nacht starten und landen dürfen. Diese Flüge haben immer Vorrang. Also wenn Sie mal sehen, dass so eine kleine Maschine auf die Startbahn rollt und durchstartet, obwohl da schon drei große Jets warten – dann ist das ein Ambulanz-Flug.

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… einen normalen Arbeitstag:

Das Schöne ist: Den normalen Arbeitstag gibt es bei uns eigentlich nicht. Wir kommen an, fahren die Computer hoch – und wissen nie, ob es nur 20 Flugbewegungen bei uns gibt oder ob es ein Tag mit 140 oder 150 Starts und Landungen wird. Da geht vieles sehr spontan. Viele Privatcharterfirmen werben damit, dass sie vom Anruf bei ihnen bis zum Start nur eine Stunde brauchen. Dementsprechend sieht unser Arbeitstag tatsächlich immer anders aus. Über das Jahr gerechnet haben wir pro Tag etwa 50 Flugbewegungen.

… sein kleines Team:

Ich habe zehn Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter. Es gibt grob gegliedert drei Aufgaben: Wir haben unsere eigene Leitstelle, in der die Start- und Landezeiten gepflegt werden. Sie ist auch Ansprechpartner für die Kunden. Die auswärtigen zahlen häufiger mal bar oder mit Kreditkarte. Zweite Aufgabe: Wir haben einen eigenen Follow-me-Wagen. Das ist dieses nette, gelb-schwarze Auto auf dem Vorfeld mit dem Blinklicht hinten drauf. Wenn ein Flieger landet, gehen die Lämpchen an, und das Flugzeug folgt dem Wagen zur Parkposition. In unserem Follow-me-Fahrzeug können wir auch ein paar Gäste mitnehmen. Der dritte Job im Team ist der sogenannte Hallenwart. Der ist bei uns für die beiden Hangars und das Parken der Flugzeuge zuständig.