Hamburg. Kanzlerkandidatin der Grünen zeigt sich in ihrer ehemaligen Wahlheimat angriffslustig. Unterstützung erhielt sie von einer Rockband.

Fair ist das nicht, das mit dem Wetter. Als Olaf Scholz kürzlich mehrmals in Hamburg wahlkämpfte, lachten ihm nicht nur steigende SPD-Umfragewerte zu, sondern auch stets die Sonne über der Stadt. Annalena Baerbock muss dagegen nicht nur mit den Demoskopen hadern, sondern an diesem Mittwochabend auch noch mit dem Nieselregen.

Bei ihrem ersten großen Wahlkampfauftritt in der Hansestadt wird der beständig bis unter die runde Bühne am Jungfernstieg geweht. Doch die Kanzlerkandidatin der Grünen lässt sich nicht beirren. Das kenne sie ja aus ihrer Studienzeit in der Hansestadt, sagt Baerbock, nachdem sie die gut und gern 1000 Zuhörer um 19.30 Uhr – und damit eine Stunde später als ursprünglich geplant – mit einem kräftigen „Moin Hamburg“ begrüßt hat.

Trotz des Regens waren zahlreiche Menschen zur Wahlkampfveranstaltung von Annalena Baerbock am Jungfernstieg gekommen.
Trotz des Regens waren zahlreiche Menschen zur Wahlkampfveranstaltung von Annalena Baerbock am Jungfernstieg gekommen. © HA | Roland Magunia

Baerbock attackiert immer wieder Scholz

Wirkt die 40-Jährige nach etlichen eigenen Patzern und Attacken auf ihre Person zuletzt etwas verunsichert, hat sie nun erkennbar auf Attacke umgeschaltet. Los geht es mit Afghanistan: „Diese Bundesregierung hat Menschenleben aufs Spiel gesetzt“, kritisiert Baerbock und verweist auf den von Union und SPD abgelehnten Vorstoß der Grünen aus dem Frühsommer, die Ortskräfte rechtzeitig aus dem Land zu holen. Nun brauche es einen Untersuchungsausschuss und einen Abschiebestopp.

Ein Selfie mit der Kanzlerkandidatin: In Hamburg gab sich die Grüne Baerbock volksnah.
Ein Selfie mit der Kanzlerkandidatin: In Hamburg gab sich die Grüne Baerbock volksnah. © HA | Roland Magunia

Immer wieder im Visier der Kanzlerkandidatin: Alle, die sich gegen Veränderung sperren – wahlweise „die Bundesregierung“, „die GroKo“ oder Olaf Scholz. Während sie CDU-Kandidat Armin Laschet kaum erwähnt, kriegt der SPD-Kanzlerkandidat mehrfach sein Fett weg. Der habe schon 2013 als Bürgermeister in Hamburg die Energienetze nicht zurückkaufen wollen. Nur mit Hilfe der damals noch oppositionellen Grünen sei der Volksentscheid doch knapp gewonnen worden.

Mehr zum Thema:

Mittlerweile verdiene die Stadt sogar an den Netzen. „Herzlichen Dank Hamburg“, ruft Baerbock, „Ihr zeigt, dass Erneuerung geht!“ Bei Scholz wundere sie dagegen auch nicht, dass er den Kohleausstieg nicht vorziehen wolle.

Auch Hamburgs stellvertretende Bürgermeisterin Katharina Fegebank (l. neben Baerbock) spendete ihrer Parteifreundin Applaus.
Auch Hamburgs stellvertretende Bürgermeisterin Katharina Fegebank (l. neben Baerbock) spendete ihrer Parteifreundin Applaus. © HA | Roland Magunia

Baerbock zu Klimaschutz: „Wir können das“

Überhaupt das Klima: In Wahrheit gebe es doch keinen Dreikampf ums Bundeskanzleramt, sondern einen Zweikampf, so Baerbock: Die Grünen gegen die Klimaschutz-Verweigerer in der GroKo. Dabei sei die Industrie längst weiter und warte nur auf klare Ansagen. „Wir können das“, ruft Baerbock kämpferisch, „wir haben das Auto und das Fahrrad erfunden, wir können auch eine klimaneutrale Industrie schaffen.“

Das könnte Sie auch interessieren:

Auch die Spitzenkandidatin der Hamburger Grünen für die Bundestagswahl, Katharina Beck, hatte zuvor „diese reaktive Politik“ der Regierung scharf kritisiert. „Abwarten, bis es nicht mehr geht“, sei deren Motto. So habe es erst ein Urteil des Bundesverfassungsgerichts und einen alarmierenden Bericht des Weltklimarats geben müssen, bis der Ernst des Klimawandels erkannt worden sei – wobei auch Beck Scholz dafür angriff, dass er den Kohlausstieg immer noch nicht vorziehen wolle.

Annalena Baerbock kam mit dem Bus zur Wahlkampfveranstaltung in Hamburg.
Annalena Baerbock kam mit dem Bus zur Wahlkampfveranstaltung in Hamburg. © HA | Roland Magunia

Selig-Sänger Plewka: „Wir wählen Grün!“

Unterstützung dafür gab’s auch von den Musikern der bekannten Hamburger Band „Selig“: Deren Sänger Jan Plewka hatte im Vorprogramm kritisiert, dass die regierenden Parteien die „planetaren Grenzen missachten“ würden und daher abgewählt werden müssten.

Er und seine Bandkollegen seien sich einig: „Das ist die wichtigste Wahl in unserem Leben – und wir wählen Grün!“