Hamburg. Video zeigt, wie 13-Jähriger dem Beamten an der Ida Ehre Schule gegen den Kopf tritt. Eltern sprechen von Vorverurteilungen.

Nach dem Angriff von Kindern und Jugendlichen auf einen Polizisten ist in Hamburg eine Debatte um den Umgang mit jungen Tätern entbrannt.  Der Landesvorsitzende der Polizeigewerkschaft GdP,  Horst Niens, forderte zu klären, „was derart junge Täter dazu veranlasst, Polizeivollzugsbeamte offensichtlich als Freiwild zu sehen.“ Dennis Gladiator (CDU) sprach sich für „Konsequenzen“ für die noch nicht strafmündigen Täter aus: „Auch die familiären Hintergründe müssen überprüft werden. Hier scheint es zu massiven Verfehlungen in der Erziehung gekommen zu sein.“

Ein Polizist war vergangene Woche neben der Ida Ehre Schule angegriffen worden, als er einen Streit schlichten wollte. Eine kurze Videosequenz, die dem Abendblatt vorliegt, zeigt den Beamten, wie er einen offenbar Jugendlichen in festem Griff am Boden hält. Dieser versucht sich zu entwinden. Im Hintergrund ist das Schreien von Jugendlichen zu hören, die unter anderem „Hören Sie auf!“ rufen oder darauf hinweisen, dass der am Boden Liegende womöglich keine Luft bekomme.

Video zeigt: Schüler verprügeln Polizist in Hamburg

Schließlich ist am Bildrand, allerdings nur sehr ungenau, zu sehen, wie offenbar einmal gegen den Fahrradhelm des Beamten getreten wird. Aus der Gruppe heraus wurde dem Polizisten „mehrfach gegen den Kopf getreten“, hatte Polizeisprecherin Nina Kaluza am Freitag gesagt. Haupttäter soll ein 13-Jähriger sein. Der wird bereits staatlich betreut und lebt in einer Jugendwohnung. Die Leiterin des Kommissariats 17 will sich heute mit der Schulleiterin treffen und das weitere Vorgehen besprechen.

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 Sören Schumacher (SPD) spricht von der Pflicht der Polizei, „gewalttätige Situationen zu beenden. Dass dies zu Gewalt gegenüber Beamten geführt hat, darf auch vonseiten der Schule nicht folgenlos bleiben.“ Die Grüne Sina Imhof forderte Aufklärung: „Wir müssen verstehen, warum von Schülern so eine Gewalt ausgehen kann.“ Auch  Die Linke forderte eine gründliche Aufarbeitung „und dass entsprechende Schlüsse zur Verhinderung solcher Ereignisse in der Zukunft gezogen werden“, so Deniz Celik.

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Die FDP-Bürgerschaftsabgeordnete Anna von Treuenfels-Frowein betonte, es müsse „geklärt werden, warum die zahlreichen Gewaltpräventionsprogramme im Eimsbütteler Raum nicht wirken und auch in ganz Hamburg Gewalt im schulischen Umfeld offenbar zunimmt“. AfD-Schulpolitiker Alexander Wolf sagte: „Der Staat muss ganz klar mit aller gebotenen Härte jetzt an dieser Schule agieren.“

CDU-Familienpolitikerin Silke Seif sagte: „Es kann nicht sein, dass ein bereits als Intensivtäter geltender Jugendlicher immer noch Zugang zur Schule bekommen konnte. Hier müssen alle Möglichkeiten der Behörden genutzt werden. Schüler und Lehrer dürfen nicht um ihre Sicherheit im Schulalltag fürchten.“

Elternrat der Schule in Hamburg meldet sich nach Angriff

Nach den Berichten über den Angriff hat sich auch der Elternrat der Schule zu Wort gemeldet – und dabei Medien und die Schulbehörde kritisiert. „Wir, der Elternrat der Ida Ehre Schule, bedauern die Vorkommnisse im Umfeld unserer Schule sehr und verurteilen jede Form von Gewalt“, heißt es in einer dem Abendblatt auf Nachfrage zugesandten Erklärung vom Sonntag.

„Wir distanzieren uns ebenso deutlich von der spekulativen Berichterstattung durch die Medien und kritisieren, dass ohne bewiesene Fakten Vorverurteilungen ausgesprochen werden. In diesem Zusammenhang ist es auch sehr bedenklich, dass die Behörde gehandelt hat, ohne die Beteiligten angehört zu haben. So wurden Schüler*innen auf Anweisung der Behörde für mehrere Tage von Unterricht suspendiert, ohne dass mit diesen bislang gesprochen oder eine Beteiligung bewiesen worden ist.“

Beamter der Polizei Hamburg arbeitet wieder

Der Elternrat rufe zur Besonnenheit auf und fordere, „dass diese Vorfälle transparent aufgeklärt werden“. Man strebe an, „dies gemeinsam mit der Schulgemeinschaft zu tun“. Danach werde es weitere Erklärungen geben.

Der 53 Jahre alte Polizist selbst, der als „Cop4U“ eingesetzt wird, ist nach Abendblatt-Informationen zunächst betreut worden und am Freitag auf eigenen Wunsch wieder zum Dienst erschienen. „Cop4U“ sind Polizeibeamte, die den Schulen fest zugeteilt sind dort als erste Ansprechpartner zur Verfügung stehen. Ziel ihrer Arbeit ist laut Senat „die Verbesserung des gegenseitigen Vertrauens, die Absprache gemeinsamer Maßnahmen zwischen Schulen und der Polizei zur Eindämmung der Jugendkriminalität sowie die Gewährleistung eines flächendeckenden Standards der Kooperation“.