Hamburg. „beyond tales“ will Festivitäten den roten Faden verleihen. Am Lehmweg haben Liv Schneider und Sarah Weinhold ein Ladenlokal eröffnet.

Mumm hat, wer allen möglichen Hindernissen zum Trotz Offensivgeist beweist. Courage zeigt, wer sich vom Vertrauen in die eigene Stärke beflügeln lässt. Kommen Leidenschaft, Ideenreichtum, ein wirksames Netzwerk hinzu, sind wir bei Liv Schneider und Sarah Weinhold angelangt. Der Name ihrer jungen Firma ist Programm: „beyond tales“. Sinngemäß heißt das: über die Geschichte hinausgehen. Kreativität entwickeln, ein Ereignis raffiniert verpacken, mehr draus machen.

„Wir gestalten eine Geschichte erlebbar“, philosophiert Frau Weinhold bei einem fröhlichen Frühstück im Garten des Café Elbwein in Groß Flottbek. „Seit der Pandemie haben wir einen zweiten Vornamen angenommen“, ergänzt Frau Schneider. Dieser heiße „Zuversicht“. Weil sich die Jungunternehmerinnen nicht einschüchtern ließen, selbstbewusst voranschritten und geschäftlich Gas gaben – von Optimismus beseelt.

Ein neues Ladenlokal in Hoheluft-Ost

Beide haben ihren anfangs noch hin und wieder von einem Fahrradverleih mitgenutzten Showroom an der Seilerstraße auf St. Pauli nach drei Jahren Richtung Hoheluft-Ost verlassen. Am Lehmweg dient seit ein paar Wochen ein schmuckes Ladenlokal mit 100 Quadratmetern und zwei Schaufenstern als Bastion. Parallel wurde mit Shari die erste freie Mitarbeiterin angeheuert. Wer so handelt, glaubt an die Zukunft. Und an sich.

Befeuert von Tatkraft und Unternehmungsgeist sollen Ideen für unorthodoxe Feierlichkeiten Gestalt annehmen. Hochzeiten können das sein, Jubiläen, Firmenveranstaltungen, Geburtstage, immer Events mit Charme und Charakter. Wer selber gerne genießt, Kreativgeist auslebt und zu feiern versteht, kann andere mitreißen. Dass die Fotoaufnahmen mit dem Duo von „beyond tales“ auf einer sommerlichen Blumenwiese in Hummelsbüttel stattfanden, passt ins Bild: An der Glashütter Landstraße bauen Nadja und Xenia regionale, naturbelassene Blumen an.

„Wow-Effekt“: Festivitäten mit einem roten Faden

Diese Art besonderen Denkens harmoniert mit den Prinzipien der Eventveranstalterinnen. Ist ein Ereignis durch und durch stimmig organisiert, inhaltlich wie optisch, erhoffen sich die Ausrichterinnen Werbung durch Mundpropaganda. Ergibt sich im Idealfall der erhoffte „Wow-Effekt“, geht die Rechnung auf. Ziel ist es, einer Festivität einen roten Faden zu verleihen. Das Credo der Geschäftsfrauen basiert auf einem Dreisatz: Menschen, Leidenschaft, Bewegung. Die Zuversicht steht Pate.

Dass sich dieses Duo kennenlernte, liegt an einer kleinen Hochzeitsmesse in Hamburg. Liv Schneider und Sarah Weinhold wurden zwei Stände nebeneinander zugeteilt. Seite an Seite kam frau sich näher – beruflich wie privat. Mit Rückendeckung ihrer Ehemänner beschlossen beide, ihre zuvor separat gestartete Selbstständigkeit auf ein gemeinsames Fundament zu stellen. Grundgedanke: Kräfte bündeln.

Zuerst Hotelmanagement, dann Wirtschaftspsychologie

Liv Schneider, 1983 in Hannover geboren, zog nach dem Abitur und einer Ausbildung im Hotelmanagement nach Hamburg. Parallel zu mehrjährigen Etappen auf dem Süllberg, beim Cateringspezialisten Brunckhorst sowie als Veranstaltungsdirektorin im Lindner Hotel am Michel studierte sie Wirtschaftspsychologie.

Ende 2017 gründete Frau Schneider ihr eigenes Unternehmen: „Die guten Tage“. Mit dem Verleihen hochwertiger Ausrüstung für Veranstaltungen, also keine Utensilien von der Stange, entdeckte sie eine Marktlücke. Die Umsatzzahlen gaben ihr recht. Als im April 2019 Tochter Lou zur Welt kam, wurde der Alltag noch turbulenter. Die Freude wuchs.

Ur-Hamburgerin Weinhold studierte Geschichte

Mitstreiterin Sarah Weinhold ist in dritter Generation in der Hansestadt verwurzelt. Dem Abitur folgten eine Ausbildung zur Werbekauffrau und ein Geschichtsstudium. Nächste Stationen: Teamleitung bei Johannes B. Kerner, Markenberatung beispielsweise für Storck, Strategiearbeit in Brand- und Designagenturen. Bis 2017 eine eigene Marke entstand: „mypaperlove“, Design und Papeterie.

Der Erfahrungsschatz der energiegeladenen Unternehmerinnen zur Jahreswende 2019/20 floss in die Gründung der Gesellschaft „beyond tales“ ein. Und dann kam Corona. Wie bei anderen Selbstständigen auch, waren Flexibilität und unkonventionelles Handeln Gebote der Stunde. „Es hätte reichlich Grund zum Jammern gegeben“, sagt Sarah Weinhold. „Festanstellungen lockten als einfacherer und sicherer Weg“, fügt Liv Schneider hinzu. „Aber wir wollten den Kopf nicht in den Sand stecken.“

Unterstützung von Hamburger Netzwerk „Soloheldinnen“

Stehvermögen, ein ausgeprägter Wille, Kampfgeist und Zuversicht waren Partner, als zwei Frauen aus der Not eine Tugend machten: „Glücklicherweise hatten wir nie nichts.“ Unterstützung gab es von Familie und Freunden, ebenfalls von den „Soloheldinnen“, einem in Hamburg aktiven Netzwerk selbstständiger, unabhängiger Frauen.

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Während bitterer Monate der Lockdowns entwickelte „beyond tales“ eine „Date Night“. Mehr als 60 Paare ließen sich jeweils einen zauberhaften Abend im Showroom auf St. Pauli organisieren. 180 Euro kostete ein fantasievoll inszeniertes Ereignis in ungewöhnlicher Kulisse. Liv oder Sarah überreichten den Schlüssel. Der Rest war eine Überraschung.

Mietkosten durch „Date Nights“ gedeckt

Große Gewinne wurden nicht erwirtschaftet, die Mietkosten schon. Zumal die Hoffnung keimt, dass Kunden wiederkommen – wenn bessere Zeiten für größere Feiern anbrechen. Im Mai vergangenen Jahres initiierten die beiden Veranstaltungsprofis eine coronakonforme Protestveranstaltung auf dem Rathausmarkt – um Aufmerksamkeit für den Stillstand der Hochzeitsbranche zu wecken. Bloß nicht verzagen.

„Natürlich waren wir bisweilen verzweifelt und unsicher“, verraten Liv und Sarah. Kleine Erfolgserlebnisse machten Mut: „Wir hangeln uns von einem Auftrag zum nächsten – aber mit Begeisterung, Pauken und Trompeten.“ Die Einweihung des neuen Firmensitzes im Ladenlokal am Lehmweg im Juni ist als Signal zu verstehen: „Wir sind da. Und wir greifen an.“

Event: Hochzeit im Hamburger Yachthafen

Wenn es keine erneuten Einschränkungen gibt, steigt am kommenden Wochenende eine große Hochzeit im Hamburger Yachthafen. Tagsüber, mit einem faszinierenden Erscheinungsbild, mit Tischdecken aus Leinen, Franzbrötchen, feinem Essen. Und mit Coronatests, selbstverständlich.

Lockert sich die Anspannung hoffentlich rasch, ist ein Paket maßgeschneiderter Veranstaltungen geschnürt. Im Team mit Partnerfirmen sind darunter auch abgefahrene Angebote. VW-Busse („Bullis“), mobile Küchen und das Blumenfeld in Hummelsbüttel sind nur drei Beispiele.

Oft verleiht Mumm Flügel.