Hamburg. In Hamburg pulsiert wieder das Leben. Zusätzliche Angebote und Veranstaltungen sollen noch mehr Kunden in die City ziehen. Alle Infos.

Die Innenstadt pulsiert wieder. Die Menschen flanieren durch die Einkaufsstraßen, manche haben gleich mehrere Tüten in der Hand. „Die Frequenz ist inzwischen wieder auf einem ähnlichen Niveau wie vor dem Lockdown, und die Umsätze in vielen Geschäften bewegen sich auch wieder im Bereich vom Sommer 2019“, sagt Citymanagerin Brigitte Engler.

Die Lust auf Shopping liegt auch am Neuen Wall in der Luft. Die Passanten schlendern über die Nobeleinkaufsmeile, auf der viele Luxusmarken mit ihren Boutiquen vertreten sind. Vor Gucci und Louis Vuitton haben sich kleine Schlangen gebildet. Entlang der Straße gibt es rund 100 Geschäfte, die vor allem auf Mode, Schmuck und Accessoires spezialisiert sind. Das ist die perfekte Umgebung für Unger. Das Geschäft ist eine der ersten Adressen in Hamburg, wenn es um exklusive Damenmode geht. Das 1878 gegründete Familienunternehmen hat seinen Sitz seit 1983 am Neuen Wall.

Corona Hamburg: Nach Lockdown Lust auf Shopping am Neuen Wall

Auf 1600 Quadratmetern finden die Kundinnen rund 150 Marken, darunter auch internationale Desi­gner. „Nach dem Lockdown ist das Geschäft wieder gut angelaufen. Die Menschen gönnen sich etwas, haben Nachholbedarf“, sagt Christian-Soeren Julius, der Store und Guest Relations Manager. Um die Zukunft macht sich der Modeexperte keine Sorgen. „Wir bieten einen sehr persönlichen Service und haben mit dem Neuen Wall den perfekten Standort.“

Christian-Soeren Julius ist der Store Manager vom Modehaus Unger.
Christian-Soeren Julius ist der Store Manager vom Modehaus Unger. © Michael Rauhe / FUNKE Foto Services | Unbekannt

Eines der traditionsreichsten Geschäfte am Neuen Wall ist Felix Jud. Die Buchhandlung mit Antiquariat, die aber auch als Kunstgalerie bekannt ist, wurde bereits 1923 gegründet und hat ihren Sitz hier seit 1956. „Für uns ist das der ideale Standort. Der Neue Wall ist die Nobeleinkaufsmeile in Hamburg, die ein entsprechendes Klientel anzieht, und davon profitieren wir“, sagt Geschäftsführerin Marina Krauth, die seit 1993 Mitinhaberin ist. Die Buch- und Kunsthändlerin glaubt an die Zukunft des stationären Einzelhandels und natürlich an ihr eigenes Geschäft. Vor kurzem wurde Robert Eberhardt, der seit Ende 2019 an Bord ist, Geschäftsführer.

Buchhandlung Felix Jud setzt auf Kundenbindung

Die beiden leiten jetzt gemeinsam die Geschicke des Unternehmens mit sieben Mitarbeitern. Felix Jud setzt auf Kundenbindung. Jetzt, wo es die Corona-Auflagen wieder zulassen, stehen Lesungen in der angrenzenden Mellin-Passage auf dem Programm. Am 4. September um 19.30 Uhr im Rahmen der Langen Nacht der Literatur stellt Eva Menasse ihren neuen Roman vor. Außerdem wird von Montag an bis zum 18. September die Ausstellung Sommerfrische – Arbeiten auf Papier mit Werken von Max Liebermann – in den Räumen von Felix Jud präsentiert.

Wenn Marina Krauth aus dem Fenster schaut, sieht sie vor allen Dingen die Filialen von internationalen Marken. „Es gibt kaum noch inhabergeführte Geschäfte am Neuen Wall, damit geht natürlich die Individualität dieser Einkaufsmeile verloren“, sagt Krauth. In der Tat gibt es nur noch wenige Familienunternehmen. Eine der wenigen Ausnahmen ist die Ewige Lampe. Das Beleuchtungshaus am Neuen Wall führt Nico Hagenah seit 15 Jahren und setzt auch weiterhin auf den Standort, „weil es für uns das passende Umfeld ist.“

Neue Geschäfte am Neuen Wall

Der Neue Wall war 2005 der erste innerstädtische BID (Business Improvement District) in Deutschland – bislang haben die Grundeigentümer rund 15 Millionen Euro in die Aufwertung der Straße und in Serviceangebote für die Kunden investiert. Und es stehen Neueröffnungen an. Auf der Fläche mit der Hausnummer 18 eröffnet die Uhrenmarke Tag Heuer einen Shop, und die Galerie Lumas zieht voraussichtlich im Herbst von der Poststraße an den Neuen Wall 71.

Auch das benachbarte Passagenviertel ist ein BID, welcher den Hauptteil der Straßen Große Bleichen und Poststraße sowie Teile der Bleichenbrücke umfasst. Hier sind zahlreiche Passagen wie die Galleria, die Kaisergalerie und das Kaufmannshaus sowie das Hanseviertel und der Hamburger Hof zu finden. Bereits 2011 wurde der BID gegründet, und jetzt wird er um fünf Jahre verlängert. „Bislang wurden mehr als acht Millionen Euro von den Grundeigentümern investiert, um die Attraktivität zu steigern und damit auch das Einkaufserlebnis“, sagt Mareike Menzel. Als Projektsteuerin des Aufgabenträgers Zum Felde koordiniert Menzel den BID.

Galleria: Goldschmieden und Fischbistro

Mitten im Passagenviertel liegt die 1983 eröffnete Galleria. Der schwarz-weiße Marmorfußboden, die Säulen und die Glasüberdachung erinnern an Einkaufsgalerien in Mailand oder Paris. Das Objekt gehört dem Familienunternehmen Ruppert Immobilien. „Die Galleria ist eine gelungene Melange aus großstädtischem Flair und persönlicher Atmosphäre. Auf den rund 20 Flächen sind vor allem inhabergeführte Geschäfte ansässig. Damit bieten wir den Innenstadtbesuchern eine inspirierende Alternative zu den allgegenwärtigen, immer gleichen City-Ketten“, sagt Jens Ruppert.

Galleria-Eigentümer Jens Ruppert (l.), BID-Macherin Mareike Menzel und Hutmacher Peter de Vries.
Galleria-Eigentümer Jens Ruppert (l.), BID-Macherin Mareike Menzel und Hutmacher Peter de Vries. © Michael Rauhe / FUNKE Foto Services | Unbekannt

In der Galleria – die Flächen sind zwischen 33 und 150 Quadratmeter groß – sind Goldschmieden zu finden, die in ihrer Werkstatt die Schmuckstücke kreieren. Es gibt einen Herrenausstatter und einen Maßschneider. Auf der Fläche, auf der die Bar Tabac jahrzehnte- lang ein Gastro-Hotspot war, eröffnet Stefan Fäth – der auch das Jellyfish an der Weidenallee führt – ein Fischbistro. Ab Mitte September können die Gäste dort nicht nur speisen, sondern sich auch Fisch für zu Hause mitnehmen.

Hamburger sollen noch mehr für die City begeistert werden

Seit anderthalb Jahren hat der Hutmacher Peter de Vries, der mit seinem Handwerk vor mehr als 30 Jahren in Eppendorf startete, eine kleine Fläche in der Galleria. „Ich fühle mich hier sehr wohl. Das Verhältnis zu den anderen Mietern ist sehr gut. Es ist so ein bisschen wie in einem Dorf.“ De Vries erzählt. „Heute kam ein Ehepaar aus Volksdorf in meinen Laden, die waren seit sechs Jahren nicht mehr in der Innenstadt. Das finde ich schade, denn gerade die Hamburger sollten doch in die City zum Einkaufen kommen.“

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Dieses Thema liegt auch Grundeigentümer Ruppert am Herzen. „Wir müssen die Hamburger dafür begeistern, wieder häufiger in der Innenstadt einzukaufen. Das Passagenviertel zeigt, wie mit individuellen Angeboten die Attraktivität des City-Shoppings gesteigert werden kann. Wir schätzen, dass alle hier ansässigen Geschäfte gemeinsam an einem Strang ziehen, um die Innenstadt auch für die Hamburger wieder zu einem Sehnsuchtsort zu machen.“

Hanseviertel mit neuen Plänen für die Zukunft

Mehr Laufkundschaft würde sich Pia Rasmussen Manimeldura wünschen, die die Boutique der schwedischen Edelmarke Stenströms in der Kaisergalerie seit 2014 führt. „Wir haben viele Stammkunden, die gezielt zu uns kommen. Auch Touristen aus Skandinavien kaufen gern bei uns ein, aber natürlich würden wir uns noch mehr Hamburger als Kunden wünschen.“

Das Hanseviertel macht sich indes fit für die Zukunft. Vor der ehemaligen Fläche von Tom Tailor, wo zuletzt ein Pop-up-Store von Peek & Cloppenburg zwei Etagen belegt hatte, steht ein Bauzaun. Voraussichtlich bis zum Frühjahr soll der Umbau dauern, und dann werden aus einer großen Fläche im Erdgeschoss drei Läden, in der ersten Etage sollen Büros einziehen.

Corona Hamburg: Gastronomie als Anziehungspunkt des Hanseviertels

Ein Stück weit erfindet sich die Mutter aller Passagen, die vor 41 Jahren eröffnet wurde, neu. „Wir investieren in die Zukunft, weil wir an den stationären Einzelhandel und die zentrale Citylage glauben“, sagt Centermanagerin Sylvia Nielius. Der Gebäudekomplex gehört dem US-Immobilieninvestor CBRE Global Investors. Aktuell stehen einige Flächen leer. Aber das hat System, denn im Bereich der Rotunde ist ein großer Umbau geplant. Während der Bauarbeiten sollen die Läden aus diesem Bereich auf die freien Flächen ziehen. Wie berichtet, soll die ehemalige Mövenpick-Fläche im Untergeschoss mit einem neuen Gastrokonzept bespielt werden.

Das Hanseviertel ist die „Mutter aller Passagen“ und wurde vor 41 Jahren eröffnet. Aktuell wird im Erdgeschoss umgebaut.
Das Hanseviertel ist die „Mutter aller Passagen“ und wurde vor 41 Jahren eröffnet. Aktuell wird im Erdgeschoss umgebaut. © Michael Rauhe / FUNKE Foto Services | Unbekannt

Dafür muss die schwimmende Weltkugel in der Rotunde weichen, damit der Zugang wieder hergestellt werden kann. Nach Abendblatt-Informationen steht der Betreiber für die rund 1200 Quadratmeter große Fläche fest. Das Konzept soll im September präsentiert werden. Die Bauarbeiten sollen Anfang 2022 beginnen und dauern voraussichtlich etwa ein Jahr. Centermanagerin Nielius sagt: „Die Gastronomie soll ein neuer Anziehungspunkt für das Hanseviertel sein und auch neue Zielgruppen für uns erschließen.“

Kommenden Sonnabend: der Jungfernstieg