Hamburg. Nach den Sommerferien zieht der Tierschutzverein eine bittere Bilanz: Die Zahl der ausgesetzen Tiere ist in Hamburg gestiegen.

Nach dem Ende der Sommerferien zieht der Hamburger Tierschutzverein (HTV) eine bittere Bilanz: Die Anzahl der mutmaßlich ausgesetzten Tiere ist im Vergleich zum Vorjahr deutlich gestiegen. So wurden zwischen dem Ferienbeginn am 24. Juni und Ferienende am 4. August insgesamt 174 vermutlich ausgesetzte Tiere im Tierheim Süderstraße aufgenommen, im Vorjahr waren es 156. Hinzu kommen 53 abgegebene Tiere. Die Verantwortlichen im Tierheim glauben, dass unüberlegte Anschaffungen von Tieren während der Coronazeit – auch durch den Kauf über das Internet – mit für die gestiegene Zahl von Aussetzungen und Abgaben verantwortlich sind.

„Der skrupellose Umgang mit den Tieren hat deutlich zugenommen. Wir gehen davon aus, dass hier überwiegend Menschen am Werk waren, die sich bereits bei der Anschaffung wenig Gedanken um das Tier gemacht haben“, sagt die Vorsitzende des HTV, Janet Bernhardt.

Hamburger Tierschutzverein befürchtet mehr Aussetzungen

Der HTV befürchtet, dass die Anzahl der Fundtiere allein im Ferienzeitraum nur ein Vorbote für weitere Tieraufnahmen sein könnte. Denn in vielen Unternehmen arbeiteten die Beschäftigten derzeit noch im Home-Office und auch das Reisen sei noch mit Einschränkungen verbunden. Ändere sich dieses, würden sich wahrscheinlich weitere Menschen ihrer tierischen Familienmitglieder entledigen.

Der Hamburger Tierschutzverein befürchtet noch mehr Aussetzungen von Tieren.
Der Hamburger Tierschutzverein befürchtet noch mehr Aussetzungen von Tieren. © imago/Lars Berg

Seit dem Ferienbeginn wurden drei Hunde, 50 Katzen, 19 Kaninchen, ein Meerschweinchen, sechs Frettchen, vier Degus, eine Ratte, ein Chamäleon, ein Skorpion, zwei Schlangen, 13 Schildkröten, 27 Papageienartige, 13 Kanarienvögel sowie 26 Tauben und sieben Hühnerartige gefunden, im Tierheim aufgenommen und von ihren Familien nicht wieder abgeholt. So wurde beispielsweise Netzphython Dieter, wie sie im HTV benannt wurde, am 1. Juli in einem Hinterhof in Rotherbaum gefunden und zur Polizei gebracht.

Am 10. Juli gelangte ein schwerverletztes Chamäleon in die Obhut des Tierheims Süderstraße. Das kleine Kerlchen wurde Haku genannt. Seine Verletzung war leider so schwer, dass das Jungtier nur noch erlöst werden konnte.

Kater in Zug am Hamburger Hauptbahnhof gefunden

Am 15. Juli wurde der rot-getigerte Kater mit weißen Abzeichen, im Tierheim auf den Namen Mirko getauft, in einem abgestellten Zug am Hamburger Hauptbahnhof in einer Transportbox gefunden. Von einem Versehen könne dabei nicht ausgegangen werden, da er bis heute nicht als vermisst beim HTV gemeldet wurde. Mirko hat inzwischen ein verantwortungsbewusstes Zuhause gefunden. Am 24. Juli wurde Zwerghahn Pietro, wie er im HTV benannt wurde, in einem Karton an der Bremer Straße ausgesetzt – er konnte rechtzeitig gefunden werden, bevor Schlimmeres passierte.

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Die vergleichsweise geringere Zahl der ausgesetzten Hunde sei auf die in Hamburg herrschende Chip-Pflicht zurückzuführen, vermuten die Verantwortlichen im Tierheim.

53 Tiere während Ferien in Hamburger Tierheim abgegeben

Neben den ausgesetzten Tieren wurden während der Hamburger Sommerferien zusätzlich 53 Tiere von ihren Halter*innen im Tierheim Süderstraße zur Weitervermittlung abgegeben. Es waren ein Hund, 13 Katzen, 18 Kaninchen, ein Meerschweinchen, zwei Rennmäuse, ein Fisch, vier Schildkröten, vier Kanarienvögel und neun Papageienartige.