Hamburg. Das Traditionshaus löst sich von der internationalen Marke – auch wegen besonderer Anforderungen. So wird die Neuausrichtung.
Der Reichshof ist eines der traditionsreichsten Hamburger Hotels. Der imposante Bau an der Kirchenallee unweit vom Hauptbahnhof wurde bereits 1910 eröffnet. Zuletzt hatte die Maritim-Kette das Haus bis Mai 2014 betrieben. Es folgten eine komplette Revitalisierung des Gebäudekomplexes mit 278 Zimmern und Suiten und im Juli 2015 die Wiedereröffnung. Seitdem ist die Kölner Event Gruppe Betreiber des Hotels und war eine Partnerschaft mit dem internationalen Hotelkonzern Hilton eingegangen. Als Reichshof Curio Collection by Hilton firmierte das Haus fortan.
Nach sechs Jahren hat sich nun der Reichshof von Hilton wieder gelöst. „Wir erfinden uns ein Stück weit neu. Durch die jahrelange Partnerschaft haben wir international sehr profitiert und Hilton hat uns bei der Neupositionierung des Hauses geholfen. In Zeiten der Pandemie konnten wir uns nun verstärkt mit der Neuaufstellung des Reichshofs beschäftigen“, sagt Kathrin Wirth-Ueberschär beim Ortstermin mit dem Abendblatt.
Hotel Reichshof in Hamburg will mehr Individualität
Die Direktorin steht in der eindrucksvollen Lobby mit den futuristischen Säulen aus italienischem Marmor. Der Reichshof werde künftig noch individueller und persönlicher auf die Wünsche der Gäste eingehen, sagt Wirth-Ueberschär.
Als Franchisenehmer einer Marke wie der Curio Collection by Hilton profitierte das Hotel von dem weltweiten Hilton-Reservierungssystem. Auch dem Loyalitätsprogramm für die Gäste war der Reichshof angeschlossen. „Eine solche Partnerschaft ist auch mit besonderen Anforderungen verbunden. Das fängt bei der Bettwäsche an, verpflichtet sogar zu Waschlappen in den Badezimmern, und die Anzahl der Säfte beim Frühstück ist ebenfalls vorgeschrieben“, sagt Wirth-Ueberschär.
Hotel Reichshof bietet nun Familienzimmer an
Die Hotelfachfrau, die seit mehr als 30 Jahren in der Branche arbeitet und zuvor das Hyperion Hotel an der Amsinckstraße geführt hat, leitet den Reichshof mit seinen rund 60 Mitarbeitern seit Oktober 2019. Wie alle Hamburger Hotels durfte wegen der Pandemie auch der Reichshof von Anfang November bis zum 1. Juni keine Urlauber beherbergen.
„Wir hatten für Geschäftsreisende geöffnet. Die Auslastung lag im Durchschnitt bei etwa 20 Prozent. Aber seitdem die Touristen zurück sind, läuft es wieder gut. Wir waren am Wochenende ausgebucht und haben eine durchschnittliche Auslastung von 50 bis 60 Prozent“, sagt Wirth-Ueberschär.
Lesen Sie auch:
- Als Hoteldirektor aus Hamburg zurück in die Heimat
- Urlaub in Hamburg? Tourismus-Chef setzt auf Kultur
Es ist noch nicht abzusehen, ob die Zahl der Geschäftsreisenden je wieder das Vor-Corona-Niveau erreicht. Deshalb setzt der Reichshof auch auf neue Zielgruppen. „Wir bieten jetzt Familienzimmer an. Das war vorher wegen unserer Partnerschaft nicht möglich“, sagt Wirth-Ueberschär. Das Hotel werde auch ein eigenes Bonusprogramm für seine Gäste anbieten.
Hamburger Reichshof kündigt Tea Time an
Auch gastronomisch ist einiges geplant. Das Emil’s in der Hotelhalle mit Blick auf die Kirchenallee – für viele Menschen aus St. Georg ist die Lobby so etwas wie ihr Wohnzimmer – hat geöffnet. „Wir werden im Herbst endlich wieder die beliebte Tea Time starten“, kündigt die Direktorin an.
Im September öffnet auch das Stadt Restaurant, das Wert auf regionale Zutaten in Bio-Qualität legt, wieder. In der bei vielen Hamburgern beliebten nostalgischen Bar 1910 sollen bald wieder Cocktails serviert werden – allerdings erst, wenn die Abstandsregelungen gelockert werden. Und es gibt noch eine Neuigkeit: Das Hotel hat sechs neue Auszubildende, die am Montag ihren ersten Arbeitstag hatten.