Hamburg. Gesundheitsausschuss für Erhalt der Klinik in Wilhelmsburg. Sozialsenatorin Melanie Leonhard (SPD) stellt Bedingungen.

Mit Blick auf das angeschlagene Krankenhaus Groß-Sand in Wilhelmsburg hat der Hamburger Senat das katholische Erzbistum schwer angezählt. Sozialsenatorin Melanie Leonhard (SPD) sagte im Gesundheitsausschuss der Bürgerschaft am Dienstag, man warte seit beinahe zwei Jahren auf das versprochene Zukunftskonzept. Die Probleme des finanziell unter Druck stehenden Hauses seien seit Jahren bekannt. Groß-Sand habe eine besondere Bedeutung auch für den Stadtteil. Hamburg habe ein Interesse daran, dass das Krankenhaus erhalten bleibe.

„Doch dafür gibt es Bedingungen“, sagte Leonhard. Sie meinte ein wirtschaftliches Konzept – und explizit eine bessere Kommunikation zwischen Politik und Bistum sowie zwischen der Geschäftsführung von Groß-Sand und den Mitarbeitern. Bistumssprecher Manfred Nielen sagte auf Abendblatt-Anfrage, es habe bereits ein erstes Konzept gegeben, das derzeit überarbeitet werde. „Beim Bistum ist große Offenheit erforderlich“, mahnte Leonhard an. „Wie man die Mitarbeiter mitnimmt, das hätte ich mir anders gewünscht.“

Krankenhaus Groß-Sand: Steht die Chirurgie auf der Kippe?

Die Senatorin wirkte irritiert, weil das Bistum die Klinik zum einen verkaufen wolle, aber offenbar noch kein Zukunftskonzept habe. Es werde über Investitionen geredet, auch über 20 Millionen für einen neuen OP-Trakt. Doch die Chirurgie stehe offenbar auf der Kippe. Der Gesundheitsausschuss sprach sich für einen Erhalt von Groß-Sand als komplettes Krankenhaus aus. Mehrere Mitglieder kritisierten die häufigen Geschäftsführerwechsel und das für Oktober avisierte Aus der Krankenpflegeschule.

Melanie Leonhard (SPD), Sozial- und Gesundheitssenatorin in Hamburg
Melanie Leonhard (SPD), Sozial- und Gesundheitssenatorin in Hamburg © Marcelo Hernandez | Unbekannt

Der Linken-Gesundheitsexperte Deniz Celik sagte: „Wir müssen auch verstehen, wie es zu der Schieflage gekommen ist.“ Hintergrund sind unter anderem Pensionslasten von zunächst rund 34 Millionen Euro, von denen das Bistum offenbar einen Teil übernehmen will. Außerdem war offenbar die Bettenauslastung nicht so, dass wirtschaftlich gearbeitet werden konnte. Auf die Frage, warum Hamburg nicht früher interveniert habe, sagte Leonhard, man könne nicht in unternehmerische Entscheidungen hineinregieren. Dennoch setzt sie jetzt auf die „Lenkungsgruppe“ aus Bistum, Politik, Krankenkassen und Kassenärztlicher Vereinigung. Sie soll Zukunftsideen für Groß-Sand entwickeln.

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In Wilhelmsburg wachsen derweil die Wut gegen die Betreiber und die Entschlossenheit, das Krankenhaus Groß-Sand so zu erhalten, wie es jetzt in der medizinischen Versorgung aufgestellt ist. Nach den Initiativen, die sich um die Zukunft der Elbinsel kümmern (das Abendblatt berichtete), machen sich jetzt die niedergelassenen Ärzte im Stadtteil für die Klinik stark. Dr. Olaf Settgast vom Verein Wilhelmsburger Ärzteschaft sagte: „Es wäre schlichtweg eine Katastrophe, wenn das Krankenhaus für die Versorgung der Bevölkerung in Wilhelmsburg wegbricht.“

Die Krankenhäuser im Umkreis könnten die Versorgung, die Groß-Sand leiste, nicht übernehmen. Die Wege in andere Stadtteile seien „für ältere, schwer erkrankte oder eingeschränkt mobile Menschen oder Angehörige nicht zumutbar oder sehr belastend“. Er spricht von einem großen Erfahrungsschatz in Groß-Sand mit der „besonders zusammengesetzten Wilhelmsburger Bevölkerung“.

Das meint die Mischung aus alternder Bevölkerung auf der einen Seite, vielen Migranten und jungen, neu Zugezogenen auf der anderen. Hamburg plant mehr als 5000 neue Wohnungen in dem flächenmäßig größten Stadtteil. Die Bevölkerung dürfte in naher Zukunft von den jetzt gut 54.000 Einwohnern auf über 70.000 wachsen.