Hamburg. Hamburgs Polizei hatte zuvor die Party-Szene gewarnt. Parallel solidarisieren sich Schanzen-Bewohner mit Winterhudern.

Sonne, Alkohol, Fußball-EM – eine brisante Mischung für das dritte corona-gelockerte Wochenende in Hamburg, fürchtet jedenfalls die Polizei, die bereits am Freitagabend mit einem Großaufgebot Kontrollen durchgeführt hat. Doch ihr dringender Appell an den Hamburger Nachwuchs scheint Wirkung gezeigt zu haben. "Es war überall viel los, aber es gab keine Ausschreitungen – es herrschte eine ruhige, entspannte Partystimmung", teilte der Lagedienst der Polizei am Sonnabendmorgen mit.

Elbe, Alster, Stadtpark – an vielen Orten in Hamburg trafen sich Tausende Jugendliche. "Partys mussten jedoch nicht aufgelöst werden", so der Lagedienst. Im Stadtpark baute die Polizei einen Lichtmast auf, um Personen kontrollieren zu können.

Partystimmung in Hamburg: Polizei am Mühlenkamp im Einsatz

Am Mühlenkamp in Winterhude war die Polizei gemeinsam mit dem Bezirksamt und der Müllabfuhr im Einsatz. Auch dort trafen sich viele junge Menschen, Partys mussten aber auch dort nicht aufgelöst werden. "Die Müllabfuhr war mit im Einsatz, da dort an den vergangenen Wochenenden viel Abfall zurückgelassen worden war", so der Lagedienst der Polizei.

Da Hunderte Jugendliche ihre Abiturprüfungen geschrieben und daher Grund zum Feiern haben, hatte sich die Polizei am Freitagabend mit einem Appell an den Nachwuchs gewandt.

Darin heißt es, dass man zwar niemandem die Feierlaune verderben wolle, aber die Einsatzkräfte die Einhaltung der aktuell geltenden Corona-Schutzregeln durchsetzen würden. Weiter heißt es in dem Appell: "Nachdem es an den vergangenen Wochenenden in der Schanze, im Stadtpark und an der Alster zu nicht erlaubten größeren Personentreffen kam, sind wir auch an diesem Wochenende wieder personell gut vorbereitet und können flexibel und schnell überall in der Stadt tätig werden".

Eskalierte Partys stellen Polizei in Hamburg vor Probleme

Das Party-Geschehen hatte sich nach den harten Monaten des Corona-Lockdowns in den vergangenen Wochen zunehmend über die bekannten Hotspots hinaus ausgebreitet. So berichteten wir am Freitag etwa über eskalierte Feiern am Winterhuder Kai in Winterhude.

Durch die günstige Lage mit Alster-Anbindung und Abendsonne hat sich der Grünstreifen in der ruhigen Wohnstraße in den vergangenen zwei Jahren zum Party-Hotspot im Bezirk Hamburg-Nord entwickelt.

Auch über Social Media wie Ins­tagram oder TikTok wird der Winterhuder Kai als „der Ort zum Freiluftfeiern“ gepriesen, was noch mehr Jugendliche auch aus anderen Stadtteilen anzieht.

Im Schanzenviertel formiert sich Widerstand der Bewohner

Parallel regt sich im Schanzenviertel bereits Widerstand von Anwohnern gegen die ausufernden Partys. Zunehmend erreichen die Polizei Beschwerden über Ruhestörungen sowie den Missbrauch von Hauseingängen und Vorgärten als öffentliche Toiletten, wie ein Sprecher dem Abendblatt bestätigte.

Allerdings berichten die verstärkt eingesetzten Streifen auch, dass auf St. Pauli und in der Schanze jetzt wieder die "gewohnten Verhältnisse" wie vor der Corona-Pandemie herrschten.

Schanzen-Bewohner schreibt an geplagte Winterhuder

Abendblatt-Leser Jochen R. aus dem Schanzenviertel bekundet jedenfalls bittersüße Solidarität mit den Anwohnern des Winterhuder Kais und schreibt: "... Vielen Dank erstmal, dass Sie uns - wenn auch unfreiwillig - bis zu 300 der feierwütigen Jugendlichen abnehmen, die sonst sicherlich noch zusätzlich in unserem Viertel die Sau rauslassen würden. Ich lade Sie herzlich ein, einmal zu uns in den Stadtteil Sternschanze zu kommen, damit Sie sehen können, dass Sie mit Ihren Problemen nicht alleine sind. 

Leider fürchte ich aber, dass Ihnen, genauso wie uns, nicht von der Stadt geholfen wird und Sie bei diesem Besuch gleichzeitig einen Blick in die Zukunft von Winterhude werfen können. Lernen Sie es also, wie wir mit den Müllbergen zu leben. Akzeptieren Sie, dass Ihre Hauseingänge zu Urinalen mutieren und Ihre Vorgärten mit menschlichen Exkrementen verziert werden. ... Und denken Sie immer daran, dass dies zu dem urbanen Charme von Hamburg gehört. Ich schreibe dies als Anwohner der Sternschanze mit höchstem Mitgefühl und Solidarität für Ihre Situation."

Ob die Situation an diesem Sommer-Sonnenwochenende tatsächlich eskaliert, bleibt abzuwarten. Die Polizei jedenfalls ist auf alles vorbereitet, daran hat sie keinen Zweifel aufkommen lassen.

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