Hamburg. Insgesamt 50 Millionen Euro werden für Umgestaltung von Plätzen und neue Ideen investiert. 900 Wohnungen in City geplant.

Neu gestaltete Plätze, mehr Grün und zusätzliche Wohnungen sowie umgebaute Einkaufspassagen und attraktive Orte am Wasser: Die Stadt hat ihre Pläne für die Hamburger City konkretisiert und nun auch finanziell unterfüttert. So will Rot-Grün in den kommenden Jahren 29 Millionen Euro in die Aufwertung der Hamburger City investieren.

Diese Mittel wurden jetzt im Doppelhaushalt für die Jahre 2021/22 beschlossen. Bis zum Ende der Legislaturperiode soll der Betrag auf insgesamt 50 Millionen Euro wachsen.

Corona-Pandemie hat die Probleme verschärft

Der Handlungsbedarf ist bekannt. Die Corona-Pandemie hat die teils schon seit Jahren bestehenden Probleme der Innenstadt weiter verstärkt und Schwachstellen sichtbarer werden lassen: den zunehmenden Leerstand, ein verändertes Kaufverhalten und die sinkende Anziehungskraft der City. „Den notwendigen Wandel wollen wir gestalten“, sagte Stadtentwicklungssenatorin Dorothee Stapelfeldt (SPD) bei der Vorstellung der Pläne. Dabei sei die Stadt auf die Zusammenarbeit mit Geschäftsleuten und Investoren angewiesen.

Ziel ist es, mehr Aufenthaltsqualität in der City zu schaffen, die Quartiere fußläufig besser miteinander zu verbinden und mehr Wohnen in der Innenstadt zu ermöglichen. „Auch eine größere Nutzungsvielfalt ist entscheidend, damit wird die Stadt für viele Gruppen attraktiv“, so Stapelfeldt. Man spreche beispielsweise mit Kulturtreibenden, der Kreativwirtschaft und Anbietern von Co-Working-Spaces, die Erdgeschosse in Citylagen nützen könnten.

Oberbaudirektor will auch an den Rödingsmarkt ran

Vieles ist schon aus dem 2020 vorgestellten Innenstadtkonzept des Senats bekannt. Schon jetzt soll der Jungfernstieg autoarm sein, weitere Plätze werden umgestaltet zu „lebenswerten Orten, an dem sich Menschen begegnen können“, so Stapelfeldt. Da spiele auch mehr Grün eine Rolle – „das gehört zur Visitenkarte unserer Stadt“. Der Umbau des Burchardplatzes werde in diesem Jahr geplant, im kommenden Jahr solle es an die Umsetzung gehen.

Der Burchardplatz soll schöner werden.
Der Burchardplatz soll schöner werden. © moka-studio / Behörde für Stadtentwicklung und Wohnen Hamburg | moka-studio

Auch der Gertrudenkirchhof bekommt ein neues Gesicht – wie das aussehen soll, werde derzeit entwickelt. Bei der geplanten Erweiterung des Hauptbahnhofs müsse man diesen Verkehrsknotenpunkt mehr als Teil der Stadt begreifen. Auch den eher tristen Bereich unter dem Bahn-Viadukt entlang des Rödingsmarktes will Oberbaudirektor Franz-Josef Höing stärker in den Blick nehmen

„Kein Halligalli“ - ein Seitenhieb auf die CDU?

Den Umbau des Ballindamms findet er schon jetzt voll gelungen. „Wer noch nicht da war, sollte es sich unbedingt anschauen“, empfiehlt der Oberbaudirektor. Dort säßen meist viele Menschen auf Bänken mit Blick auf das Wasser.

So könnte der Gertrudenkirchhof aussehen.
So könnte der Gertrudenkirchhof aussehen. © moka-studio / Behörde für Stadtentwicklung und Wohnen Hamburg | moka-studio

Das sei „kein Halligalli oder Zierrat“, sondern setze Hamburgs Tradition in bewährter Qualität fort. Ob das ein Seitenhieb auf die CDU-Opposition war, die kürzlich erneut einen Boulevard mit gastronomischen Angeboten an der Alster ins Spiel gebracht hatte?

900 neue Wohnungen in der City geplant

Ein weiteres wichtiges Thema sind mehr Wohnungen in der Innenstadt. „Eine bewohnte Innenstadt ist eine belebte Innenstadt auch nach Geschäftsschluss“, sagte Stapelfeldt. Derzeit lebten in der Alt- und der Neustadt zusammen 15.000 Menschen in rund 10.000 Wohnungen. „Da gibt es noch viel Raum nach oben.“ In den vergangenen zwölf Monaten seien in der City 100 neue Wohnungen entstanden, im Vergleich zu insgesamt 850 Wohnungen in den vergangenen elf Jahren.

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Mehr als 900 neue Wohnungen seien zudem in Planung, beispielsweise 30 Einheiten in der Gänsemarktpassage, 20 im Hamburger Hof, etwa 30 im Deutschlandhaus, 65 Wohneinheiten am Großen Burstah, 70 im Gröninger Hof und 45 an der Domstraße. Das Thema werde bei vielen Projektentwicklungen nunmehr gleich mitgedacht.

Idee: Markthalle in Hamburg

Erst Mitte Mai hatte die CDU-Opposition ein Konzept zur Belebung der Innenstadt vorgestellt, in das sie auch den Vorschlag einer innerstädtischen Markthalle wie in Barcelona aufnahm sowie ältere Ideen wie die eines Alsterboulevards und die Untertunnelung der Willy-Brandt-Straße zur besseren Verbindung der Quartiere.

So könnte der Hopfenmarkt aussehen.
So könnte der Hopfenmarkt aussehen. © moka-studio / Behörde für Stadtentwicklung und Wohnen Hamburg | moka-studio

Auch die Handelskammer hatte jüngst ein eigenes Konzept entwickelt, das unter anderem einen Wasserlauf auf der Mönckebergstraße vorsah, die die Gründung einer Innenstadt GmbH, die das professionelle Management von zukünftigem Nutzungsmix und Leerstand übernehmen würde, sowie einen Designmarkt „mit Festivalcharakter“ unter der U-Bahn-Hochbrücke am Rödingsmarkt.

Öffentlicher Austausch über Pläne in Hamburg

Sie freue sich, dass sich viele Akteure mit Ideen an der Diskussion zur Zukunft der Innenstadt beteiligten, sagte Stapelfeldt dazu auf Nachfrage. „Ich glaube aber nicht daran, dass wir den Amazonas durch die Mönckebergstraße schlängeln lassen können.“

 Eine Stadtwerkstatt soll am 21. Juni einen öffentlichen Austausch über die Pläne ermöglichen. Sie wird von 18 bis 19.30 Uhr online aus der Handelskammer übertragen. In drei Panels zum öffentlichen Raum, zu Handel und Nutzungsmischung sowie zur Mobilität diskutieren Experten aus Politik, Wirtschaft und Wissenschaft. Online zugeschaltete Teilnehmer können eigene Fragen stellen und Impulse einbringen und somit die Debatte mitgestalten.