Hamburg. Bezirk Altona und Investor Consus verständigen sich auf Vertragsentwurf. 1200 Wohneinheiten, Kitas, Park und Sporthalle auf dem Areal.

Neuer Impuls für das Prestige-Projekt Holsten-Areal: Das Bezirksamt Altona und der Projektentwickler Consus haben sich überraschend auf den Entwurf für einen städtebaulichen Vertrag verständigt.

Der Entwurf wurde Altonas Bezirkspolitikern am Mittwochabend im Planungsausschuss bereits vorgelegt. Da für Prüfung und Diskussion zwei Sitzungen eingeplant werden, steht eine Entscheidung aktuell noch aus.

Wechselnde Eigentümer für Holsten-Quartier

Zuletzt war das Projekt erheblich ins Stocken geraten, nachdem die Eigentümer des 86.000 Quadratmeter großen Areals laufend gewechselt hatten. Jetzt zeigt sich Altonas Bezirksamtsleiterin Stefanie von Berg (Grüne) zuversichtlich. „Für uns im Bezirksamt Altona war immer klar, dass die Fläche nicht immer wieder neu verkauft werden soll“, so von Berg. Ich bin froh, dass wir uns nun mit Consus auf den Entwurf eines städtebaulichen Vertrags verständigt haben, in dem viele positive Beiträge und Impulse für das Quartier enthalten sind.“

Nach Einschätzung von Insidern haben sich Consus und die für die Planung zuständigen Mitarbeiter des Bezirksamts in zähen Verhandlungen aufeinander zubewegt. Ob Consus auch nach einem „Go“ durch die Bezirkspolitik wie vereinbart agieren wird, muss sich zeigen. Der Projektentwickler ist in der Branche umstritten. 2019 hatte der Immobilienriese Ado zunächst den Adler-Konzern übernommen und war dann kurz danach mit Mehrheit bei Consus eingestiegen.

Holsten-Quartier als Spekulationsobjekt

Das „Handelsblatt“ schrieb im Jahr 2020 von einem „komplexen Geflecht aus Firmen und Ankeraktionären in Luxemburg, Israel und Deutschland“. Eigentlich sollten bereits in diesem Jahr die ersten Gebäude auf dem Gelände stehen, zu sehen ist davon nichts. Im vergangenen Jahr hatte es wegen der langen Verzögerung massive Kritik an Consus gegeben.

SPD-Fraktionschef Dirk Kienscherf hatte dem Abendblatt unter anderem gesagt, das Quartier sei zu einem reinen Spekulationsobjekt verkommen – und gleichzeitig zu einem „Bündnis gegen Spekulanten“ aufgerufen. Immerhin: Sollten nach Vertragsabschluss einzelne Punkte wieder umgeworfen werden, drohen Consus empfindliche Strafen.

Mehr als 1200 Wohnheiten in Holsten-Quartier

Wird vor Ort nun alles gut? Die aktuelle Planung legt zumindest nahe, dass es gut werden könnte. Einzelne Planungsaspekte waren schon länger bekannt, nun liefert der Vertragsentwurf konkrete Details. Die wichtigsten sehen nach Abendblatt-Informationen so aus:

Auf dem Gelände sollen insgesamt mehr als 1200 Wohneinheiten entstehen. Geplant sind 365 geförderte Mietwohnungen – mit einer ungewöhnlich langen Mietpreis- und Belegungsbindung von 30 Jahren. Bei 100 (von 335) weiteren Mietwohnungen sind die Preise „gedeckelt“. Zusätzlich sind 370 Eigentumswohnungen angedacht. Weitere 170 Wohnungen sollen durch Baugemeinschaften realisiert werden – ein Konzept, bei dem sich die Beteiligten ihre unmittelbare Nachbarschaft quasi selbst zusammenstellen können. Ein Teil der geförderten Wohnungen ist für inklusive Wohnprojekte angedacht, andere für „vordringlich Wohnungssuchende“.

Quartier-Zentrum: Mix aus Kultur, Bildung und Sport

Überraschend tief soll Consus in die Gestaltung des rund 4000 Quadratmeter großen Quartiers-Zentrums einsteigen, das durch einen Mix aus Kultur, Bildung und Sport geprägt wird. Dabei wird ein Teil der Kosten von der Stadt aufgebracht, ein Teil vom Investor. Dem Vernehmen nach beteiligt sich Consus dabei mit rund zwölf Millionen Euro an der Erweiterung der Theodor-Haubach-Schule und dem Bau einer Schulsporthalle mit zwei Sportfeldern. Für das Quartiers-Zentrum ist ein Management geplant, voraussichtlich in Form eines Vereins, bei dem alle mitmachen können.

Um auch jungen Familien gerecht zu werden, sind im Holsten-Quartier drei neue Kindertagesstätten mit insgesamt 270 Plätzen vorgesehen. Die dazu gehörende Außenfläche wird mindestens 1600 Quadratmeter haben, insgesamt sind rund zwölf Prozent der Grundstücksfläche für eine öffentliche Parkanlage vorgesehen. Laut Vertrag übernimmt das Bezirksamt Planung und Bau des Parks, Consus übernimmt Dreiviertel der Kosten.

Handwerkshof im gewerblichen Bereich

Wie berichtet, wird es im gewerblichen Bereich des Areals auch einen Handwerkshof mit rund 3200 Quadratmetern geben. Jetzt wird bekannt: Der Mietpreis pro Quadratmeter soll in den ersten zehn Jahren zehn Euro betragen (netto kalt), und die Stadt soll ein Mitbestimmungsrecht bei der Vermietung erhalten. Auch bei der energetischen Planung konnten sich der Bezirk und Consus verständigen. Unter anderem werden rund 20 Prozent der Dachflächen mit Fotovoltaik-Anlagen ausgestattet. Außerdem erhält das Areal Stadtrad-, E-und Carsharing-Stationen.

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Sofern die politischen Gremien dem Entwurf des Vertrags zustimmen und auch der Bebauungsplan grünes Licht erhält, kann der Hochbau-Wettbewerb beginnen. Zur Öffentlichkeitsbeteiligung ist eine Infoveranstaltung angedacht.

In Hamburg herrscht Zuversicht für das Holsten-Quartier

„Consus wird die Entwicklung des Quartiers nicht nur in der Bauphase gestalten, sondern auch anschließend für eine gewisse Zeit verantwortlich begleiten. Wir sind daher zuversichtlich, dass wir auch die letzten offenen Fragen zur vertraglichen Absicherung der entsprechenden Pflichten mit Consus klären können“, so Stefanie von Berg.