Hamburg. Urologie-Chefarzt Dr. Thorsten Bach machte als weltweit Erster AquaBeam bei gutartiger Prostatavergrößerung zur Routine.

„Es ist ein bisschen so, als stelle man einen Fuß auf den Gartenschlauch“, sagt Professor Dr. Thorsten Bach über das unangenehme Gefühl, das eine stark vergrößerte Prostata auslösen kann. Durchschnittlich habe sie ein Volumen von 20 Kubikzentimetern, sei also so groß wie eine Kastanie. Zwischen dem 30. und 40. Lebensjahr des Mannes wachse sie vermehrt – und zwar mitunter so ungünstig nach innen, dass sie die Harnröhre zudrücke.

„Daraus ergeben sich Probleme beim Wasserlassen, manche Männer verspüren einen andauernden Harndrang. Ein Patient sagte mir mal ganz anschaulich, dass er auf dem kurzen Weg zum Supermarkt wirklich jeden Baum kenne“, erzählt der habilitierte Chefarzt der Urologie vom Asklepios Westklinikum Rissen in einer neuen Podcast-Folge der „Digitalen Sprechstunde“, die unter anderem auf abendblatt.de kostenfrei zu hören ist.

Kein Krebs – Vergrößerung der Prostata ist gutartig

Grundsätzlich sollte jeder Mann ab dem 45. Lebensjahr zur Vorsorge gehen, rät der Experte. „Wir Urologen sind auch nicht so schlimm wie unser Ruf und so eine Untersuchung kann selbst ein Mann ganz gut überstehen, das versichere ich“, sagt der Mediziner mit einem Lachen. Neben einem Ultraschall (auch von Blase und Nieren) werde auch immer eine Tastuntersuchung der Prostata vorgenommen, um eine Krebserkrankung auszuschließen. „Man muss immer die Ursache der Beschwerden finden. Und manchmal hat man Pech und quasi Läuse und Flöhe gleichzeitig.“ Also womöglich einen Tumor und eine Prostatavergrößerung, die zwar sehr unangenehm, aber gutartig ist.

Oft könnten da schon kleine Maßnahmen Großes bewirken. „Ich hatte zum Beispiel mal einen Patienten, der als Lkw-Fahrer tagsüber fast nichts trank und dann aber abends viel Flüssigkeit zu sich nahm. Er musste dann nachts ständig raus, weshalb er morgens immer müde war. Da war dann einfach eine Veränderung der Lebensführung gefragt: also kleine Trinkpausen über Tag“, sagt der Chefarzt, der vorher unter anderem an der Asklepios Klinik Barmbek, am UKE und an der Duke University in den USA gearbeitet und geforscht hat. Reichten eine Veränderung des Lebensstils und auch Medikamente nicht aus, so gebe es heute eine Vielzahl innovativer Therapien.

Worin Professor Bach aus Rissen weltweit der Erste war

Eine davon ist das AquaBeam-Verfahren, eine im Silicon Valley entwickelte, robotische Methode. Professor Dr. Thorsten Bach war in Rissen ab August 2017 der weltweit erste Arzt, der dieses Verfahren zur Routinebehandlung erhoben hat: Rund 500 der weltweit insgesamt 5000 Patienten, die auf diese Weise operiert wurden, hat er behandelt. „Natürlich freue ich mich darüber, dass ich diese Innovation früh erkannt und darauf gesetzt habe“, sagt er ganz bescheiden, „aber das größte Kompliment ist für mich, wenn ein Patient seinen Bruder oder Nachbarn zu mir schickt.“ So habe er kürzlich Drillinge, Ende 50, nacheinander vom jeweiligen Prostataleiden befreit.

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Doch wie funktioniert dieses AquaBeam-Verfahren überhaupt? „Da wird das störende Gewebe im Prinzip von einem Roboter mit einem Hochdruckwasserstrahl weggekärchert“, erklärt der Experte vereinfacht. Der Vorteil eines Roboters sei, dass dieser keine Tagesform kenne und auch keine Lernkurve erlebe. „Anders ausgedrückt: Der arbeitet vom ersten Tag an perfekt.“ Allerdings habe der menschliche Operateur jederzeit die Kontrolle während des knapp 30-minütigen Eingriffs.

Methoden: Schlinge, Laser, AquaBeam

„Wir verfolgen alles live im Ultraschallbild und können immer den Fuß vom Pedal nehmen.“ Früher, also etwa vor 100 Jahren, seien Prostata-Operationen am offenen Bauch durchgeführt worden, später habe sich die elektrische Schlinge, die durch die Harnröhre eingeführt wird, etabliert. „Und das ist auch nach wie vor eine wirksame Methode, die in vielen Krankenhäusern dieser Welt noch Standard ist.“ Etwas neuer seien die diversen Laser-Verfahren, bei denen das Gewebe verdampft werde und man auf eine Expertise von mehr als 15 Jahren zurückblicke. Er selbst habe 2005 in Barmbek damit begonnen.

Welche Methode für welchen Patienten geeignet sei, hänge von Vorerkrankungen, der Konstitution und auch dem Gefühl des Patienten ab. „Ich habe Patienten, die sagen: AquaBeam klingt supermodern, aber ich habe auch kein Smartphone und setze daher lieber auf die bewährtere Laser-Methode“, sagt Professor Bach, der in seiner Freizeit gern mit dem Hund an der Elbe spazieren geht oder für die Familie nach Ottolenghi kocht.

Betagter Patient macht speziellen Vorschlag

Neulich habe er aber auch erst einen betagteren Patienten gehabt, der gleich sagte: „Also mein Sohn arbeitet bei Blohm + Voss und die schneiden da Stahlplatten mit Hochdruck-Wasser durch – das funktioniert! Dann geht das mit diesem AquaBeam bestimmt auch in der Prostata.“