Hamburg. Start noch vor den Sommerferien? Warum die Zeit knapp wird, was eine Hamburger Firma bietet und wann es Termine im Impfzentrum gibt.
Georg Kehrhahn ist ein Corona-Opfer in doppelter Hinsicht: Er und seine Frau litten unter einer Covid-19-Erkrankung, wurden wieder gesund – doch bei ihm vergaß das Gesundheitsamt offenbar, ihn als Infizierten in die Statistik einzutragen. Anders als seine Frau bekam er keinen „Genesenenbescheid“. Dabei war er nachweislich infiziert, musste mit seiner Frau in Quarantäne und kann die Infektion sogar über einen positiven Antikörpertest nachweisen.
Man könnte die fehlende Bescheinigung als kleinen Amts-Irrtum abtun, wenn die Folgen für Georg Kehrhahn nicht gravierend wären. Wenige Monate nach der Erkrankung sollte er sich impfen lassen. Das lehnte er ab, weil sechs Monate ab dem Zeitpunkt der Infektion vergehen sollten. Und er wollte sich nicht vordrängeln mit Rücksicht auf andere. Bei der späteren Impfung konnte er die Erkrankung nicht dokumentieren und hätte eigentlich zweimal geimpft werden müssen. Das wäre für ihn eine Verschwendung einer Dosis gewesen.
Corona-Lockerungen, digitaler Impfpass und die "drei G"
Nach dem Austausch von „zig Mails mit dem Gesundheitsamt“ und dem Eingeständnis der Behörde, dass sie „aus Überlastung“ wohl einen Fehler gemacht hat, fand er endlich einen kulanten Arzt, der ihm bescheinigte, dass er auch mit nur einer Spritze vollständig immunisiert ist.
Dieser Nachweis ist wichtig, um künftig wieder ins Theater, zum Sport oder in den Urlaub fahren zu können. Genesen, getestet oder geimpft – die drei G entscheiden in den kommenden Wochen über die Freude an Lockerungen in der Corona-Pandemie. Die Tücke liegt wie immer im Detail. Die Kassenärztliche Vereinigung Hamburg bestätigte dem Abendblatt, dass beispielsweise ein Antikörpertest (Nachweis einer Corona-Infektion) nicht reicht, um einen Genesenen-Bescheid zum Beispiel vom Arzt zu bekommen. Wer den Nachweis über eine Corona-Infektion also nicht mehr hat (positiver Labor-Test oder Arzt-Bescheinigung), der hat schlechte Karten.
Impfnachweis als QR-Code aufs Smartphone
Wer im Impfzentrum oder in einer Arztpraxis geimpft wird, erhält darüber eine Bestätigung. In Zukunft soll es auch einen digitalen Nachweis geben, den man sich auf das Smartphone laden kann. Dazu muss man vom Impfausdruck den QR-Code in die künftige App scannen. So lässt sich der „grüne Impfpass“ freischalten. Diesen digitalen Impfnachweis kann man sogar nachträglich bekommen: „Impflinge aus dem Impfzentrum werden sich den QR-Code aus einer Cloud herunterladen können. Zudem können digitale Impfpässe in der Apotheke oder bei einem Arzt ausgestellt werden. Letzterer ist aber nicht verpflichtet, eine ,fremde‘ Impfung zu dokumentieren“, so der Sprecher der medizinischen Leiter im Impfzentrum, Dr. Dirk Heinrich.
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Ob die App und der Nachweis dann mehrsprachig sein werden, hängt von der Entwicklung ab, an der das Bundesgesundheitsministerium noch arbeitet. Das Haus von Jens Spahn (CDU) stellte am Donnerstag in Brandenburg erste Tests vor.
Die Zeit drängt: Die Europäische Union will die digitalen Impfpässe bereits am 1. Juli einführen. Die Sommerferien nahen. Datenschützer haben bemängelt, dass Spahn sie nicht rechtzeitig genug einbezogen habe. Ärztevertreter sind skeptisch, dass sich die digitale Anwendung sofort in die Praxissoftware integrieren lässt. Das nächste Digitalprojekt der Bundesregierung gerät in tiefe Wasser.
Hamburger Firma LifeTime entwickelt Messenger-App
Eine Hamburger Firma, die bereits für die Techniker Krankenkasse und den Gesundheitskiosk Billstedt eine App zum Informationsaustausch entwickelte, hat für den Impfpass eine Lösung gebaut. Wie Ann-Christin Vahl, Chief Operating Officer bei LifeTime, dem Abendblatt sagte, sei ihr Messenger in der Lage, sichere QR-Codes zu generieren. Sie helfen bereits heute, Daten zwischen Ärzten sowie zwischen Arzt und Patient auszutauschen. Gleichzeitig könnten zum Beispiel Betreiber von Restaurants oder Fitnessstudios diese QR-Codes auslesen, um den Impf-Status ihrer Kunden zu prüfen.
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Die Daten seien dabei dezentral gespeichert, um sie vor Hackern zu schützen. Die QR-Codes, auch „BärCODEs“ genannt, seien vom Zentrum für Digitale Gesundheit am Berlin Institute of Health (BIH) in der Charité entwickelt worden und würden bereits eingesetzt. Der Nachweis könne auch in eine andere App exportiert werden.
Im Hamburger Impfzentrum wird am Dienstag die „Spahn-App“ getestet, wie dessen ärztlicher Sprecher Heinrich sagte. Am Freitag sollten 6600 Menschen in den Messehallen geimpft werden, Tausende weniger als zuletzt. Es fehlt an Impfstoff. Impfwillige sollten trotzdem immer mal wieder die 116 117 anrufen oder im Internet nachsehen, ob es durch Absagen nicht doch einen kurzfristigen Termin gibt.