Hamburg. 80 Touren hat Autor Frank Wippermann in seinem Hamburger Bergführer zusammengetragen – das Buch ist informativ und unterhaltsam.Teil 2.

Im Norden nichts als plattes Land? Der Autor und Wahlhamburger Frank Wippermann ist mit seinem neuen Buch angetreten, den Gegenbeweis zu erbringen. Denn Hamburg hat viele Berge. Na gut, vielleicht keine Gipfel, aber doch Erhebungen. Oder zumindest Hügel. Launig hat sich Wippermann auf die Suche gemacht und so viele „Berge“ gefunden, dass es locker zu einem Bergführer reicht, der norddeutsche Kraxler in 80 Touren auf die vielen unentdeckten Gipfelpunkte der Hansestadt bringt.

Dabei wird jede der Strecken ausführlich beschrieben, eine Karte gibt jeweils einen Überblick über den Tourenverlauf und ein Höhenprofil über die zu erwartenden Steigungen. Außerdem verrät ein Steckbrief Länge und Dauer der Tour, die zu bewältigenden Höhenmeter im Auf- und Abstieg sowie die Erreichbarkeit mit dem HVV. Hinweise auf grandiose Ausblicke, Einkehrmöglichkeiten und Besonderheiten am Wegesrand sowie Fotos vermitteln bei jeder Tour einen Eindruck vom Lohn des Aufstiegs.

Hamburg als steilste deutsche Millionenstadt

Beschrieben wird das alles mit dem nötigen Ernst, aber auch einem Augenzwinkern, vor allem wenn es um die eher ungewöhnlichen Berge – den Pinnasberg, den Hamburger Berg oder die Bullerberge – geht und die Berggänger erfahren, warum sie das Hamburger Matterhorn nicht besteigen dürfen und wieso Hamburg sich die steilste deutsche Millionenstadt nennen darf.

Wer alle Touren in diesem Buch absolviert hat, wird 89 Gipfel erklommen, 198 Kilometer und allein bergauf mehr als 3800 Höhenmeter hinter sich gebracht haben. Einzelne Tipps eignen sich aber auch für Ausflüge und Wanderungen – gerade in der Corona-Zeit. „Man kann mit dem Buch spazieren gehen oder auch beim Lesen zu Hause bei einer Tasse Kaffee auf Entdeckungsreise gehen, ohne sich nur einen Meter zu bewegen“, sagt der 58-jährige Wippermann, seit vier Jahrzehnten ein begeisterter Alpinist.

Waseberg im Hamburger Westen

Besonders unter Radsportlern dürfte der Waseberg im Hamburger Westen geläufig sein, die dritthöchste Erhebung der Stadt. Autor Wippermann nennt ihn das Alpe d’Huez des Nordens, in Anlehnung an das französische Skigebiet, die Bergankunft bei der Tour de France.

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Der Waseberg in Blankenese, so Wippermann, ist das Pendant zum gegenüberliegenden Süllberg. „Dort die Burg, hier der Galgen“, so der Autor lakonisch. In „wase“ stecke das Wort „verwesen“, also verwalten. Und das geschah auf dem Waseberg in recht drastischer Form. Heute verwese dort eher der baufällige und seit den 1970er-Jahren stillgelegte Aussichtsturm aus Ziegelsteinen, der vermutlich 1863 erbaut wurde. Anton Julius Richter, Mitbegründer der Holsten-Brauerei, erwarb 1890 einen Teil des Wasebergs, um hier ein Denkmal für den von ihm verehrten Reichskanzler Otto von Bismarck zu errichten.

Waseberg steiler als legendäre Tour-de-France-Strecke

51 Meter hoch sollte es werden, doch zum Bau kam es nie. Die Hamburger kamen ihm mit einem 34 Meter hohen Ehrenmal hoch über dem Hafenrand am Venusberg zuvor. Als kleinen Trost durfte Richter den Waseberg in Bismarckstein umbenennen. Der Name hielt sich aber nicht lange, und auch das Bismarckstein genannte Denkmal auf der unterhalb des Wasebergs gelegenen Terrasse hat mit Bismarck nichts zu tun. Es wurde in der NS-Zeit 1935 zur Erinnerung an gestorbene Marinesoldaten errichtet.

Spätestens seit die Cyclassics vom Ende der 1990er-Jahre an über den Waseberg führen, kam dieser zu neuer Prominenz. Und er muss dabei den Vergleich mit legendären Bergstrecken des Radsports nicht scheuen: Mit einer durchschnittlichen Steigung von 9,1 Prozent und einer maximalen Steigung von 16 Prozent stellt er die berüchtigte Bergankunft der Tour de France in Alpe d’Huez in den Schatten.

86 Höhenmeter von Elbstrand zu Ortskern von Blankenese

Dort beträgt die Steigung nur maximal 14,8 Prozent. Vom Elbufer hinauf in den Ortskern von Blankenese beträgt der Anstieg auf den Waseberg rund 86 Höhenmeter. Wippermann empfiehlt als Startpunkt den Falkentaler Weg. Wem das zu mühsam ist, der kann mit der „Bergziege“ durch die Botanik der Blankeneser Bergkette zockeln. Diesen HVV-Kleinbussen der Linie 48 graust es vor keinem Gefälle.

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