Hamburg. Zwischen 1944 und 1945 waren Tausende am Dessauer Ufer interniert. Die Eigentümer-KG will das marode Gebäude auch kommerziell nutzen.
Seit Jahren gibt es unterschiedliche Vorstellungen darüber, was aus dem heruntergekommenen Lagerhaus G am Dessauer Ufer werden soll. Überraschend hat jetzt der Unternehmer Güven Polat im Namen der Lagerhaus G Heritage Foundation KG ein neues Konzept für Erhalt und künftige Nutzung des denkmalgeschützten Baus präsentiert.
Polat stellte sich als Generalbevollmächtigter der KG vor, Eigentümer der Immobilie sei er aber nicht. Nach seinen Plänen soll das Lagerhaus eines Tages sowohl als Denkmal als auch kommerziell genutzt werden.
Juden aus Osteuropa, Ungarn und Polen
Zum Hintergrund: Zwischen 1944 und 1945 waren Tausende Menschen im Außenlager am Dessauer Ufer interniert. Die meisten waren Juden aus Osteuropa, darunter Ungarn und Polen. Im Januar 1945 wurden mehr als 100 Holländer in das Lagerhaus G transportiert. Alle starben an Misshandlung, Krankheiten, oder sie wurden hingerichtet.
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Laut Polat wolle die Lagerhaus G Heritage Foundation KG nun in dem Bau ein Denkmal zur Erinnerung an die in dem Bau misshandelten und zu Tode gekommenen Menschen errichten. Ein Teil des Lagerhauses solle langfristig auch eine Begegnungsstätte werden – Treffen und Veröffentlichungen seien geplant.
Zehn Millionen Euro für Sanierung benötigt
Die in einer Präambel festgeschriebene „nachhaltige und zukunftsgerichtete Nutzung“ schließe aber auch eine kommerzielle Ausrichtung des Baus mit ein. Polat verwies darauf, dass für den Erhalt des rund 24.000 Quadratmeter großen Lagerhauses mindestens zehn Mio. Euro investiert werden müssten.
„Dieses Geld muss auch erwirtschaftet werden“, sagte er. Bei einem Rundgang durch den Bau, aus dessen Fenstern man einen Blick auf die in der Nähe liegende „Peking“ hat, sprach Polat unter anderem davon, dass Flächen für Lagerung, Logistik und als Büros genutzt werden könnten.
Mindestens 50 Unterstützer aktuell mit an Bord
Auf dem Dach, von dem man weit über Hamburg blickt, sei ein Dachgarten für die allgemeine Nutzung möglich. Hinter der KG stünden laut Polat Investoren wie die holländische Firma Holtburgh, aber auch zahlreiche Privatpersonen. Man sei in regem Austausch mit den Nachfahren einiger Menschen, die einst im Lagerhaus misshandelt beziehungsweise zu Tode gekommen seien. Mindestens 50 Unterstützer seien aktuell mit an Bord, langfristig könnten es wohl aber auch rund 200 werden.
1997 hatte die HHLA (Hamburger Hafen und Logistik AG) das marode Gebäude an die Kapitän Lothar Lukas LG Lagerhaus- und Handelsgesellschaft verkauft. Nachdem der mittlerweile verstorbene Lukas insolvent gegangen war, kaufte die Foundation das Gebäude laut Polat dann 2018 vom Insolvenzverwalter.
Massive Kritik an der Hafenbehörde Port Authority
Massive Kritik übte Polat unter anderem an der Hafenbehörde Port Authority (HPA) und der HafenCity GmbH. Seit drei Jahren werde die Foundation zwischen „beiden hin- und hergeschickt“, über die jetzt vorgestellten Pläne gebe es keinerlei Gespräche.
„Hinter uns liegen drei verschwendete Jahre“, so Polat. Es fehle der Stadt an „Kooperationswillen“. HPA-Sprecher Ullrich Kerz sagte: „Wir sind nur die Vermieter des Grundstücks, von einem internen Konflikt ist in unserem Hause nichts bekannt.“ Susanne Bühler, Sprecherin der HafenCity GmbH, sagte nur, dass eine Besichtigung des Gebäudes stattgefunden habe.