Hamburg. Die Verbraucherzentrale gibt Tipps für einen fairen und ökologischen Umgang mit Mode. Dazu gehört die richtige Entsorgung der Stücke.

Besitzen Sie auch mehr als 100 Kleidungsstücke? Die Zahl mag hoch erscheinen, tatsächlich handelt es sich hierbei aber noch nicht einmal um den Durchschnitt. Die Deutschen haben im Kleiderschrank 100 bis 150 Kleidungsstücke – inklusive Schuhe. Und wer annimmt, so die Hamburger Verbraucherzentrale, dass Frauen im Schnitt mehr Klamotten besitzen als Männer, liegt damit genau richtig.

Sogenannte Fast Fashion mit ständig wechselnden Modetrends sowie eine unüberschaubare Vielfalt von Anbietern und Gütezeichen sind die Merkmale des Marktes für Bekleidung. Immer mehr Menschen wünschten sich aber „korrekte“ Klamotten, die eine nachhaltige, soziale und umweltfreundliche Produktion unterstützten, heißt es von der Ver­braucherzentrale, die in Online-Vorträgen berät, wie das umgesetzt werden kann.

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Kleidung: Produktion beeinflusst den Klimawandel

Die Produktion von Mode habe einen erheblichen Einfluss auf den Klimawandel, da dabei viel CO2 freigesetzt werde. Tristan Jorde von der Hamburger Verbraucherzentrale erklärt, „allein auf die Produktion von Polyesterfasern im Jahr 2015 sind 706 Milliarden Kilogramm CO2 zurückzuführen“. Auch die soziale Frage spielt eine Rolle. „Beispielsweise für den ‚Stone washed‘-Look – die Hose sieht gebraucht aus – muss ein Arbeiter in Bangladesch mit einem Sandstrahler ohne Atemschutzmaske Dutzende Hosen am Tag bearbeiten“, berichtet Tristan Jorde.

Das habe immense Folgen für die Gesundheit. Der Arbeiter leide an Kopfschmerzen und Erbrechen. Im Gegenzug bekomme er einen Lohn, der nicht einmal seinen Lebensunterhalt sichere.

Der Markt ist mit Öko-Siegeln überflutet

Das ist keine Seltenheit, denn „nachhaltige Mode macht nur etwa zwei Prozent des Modemarkts aus“, so Jorde. „Dennoch werben viele Modegiganten wie H&M und Zara damit, nachhaltig zu sein.“ Für Käuferinnen und Käufer sei es schwer einzuschätzen, ob diese Aussagen stimmen oder ob es sich um sogenanntes Greenwashing handelt. Als Greenwashing bezeichnet man es, wenn Unternehmen mit nicht geschützten Begriffen für sich werben. Modeunternehmen können sich als „nachhaltig“ bezeichnen, ohne es tatsächlich zu sein. Gleiches gilt für Ausdrücke wie „grün“ oder „natürliche Rohstoffe“, die Käuferinnen in die Irre führen.

Der Einkauf soll Konsument/-innen eigentlich durch Siegel erleichtert werden. Diese sollen bestätigen, dass ein Produkt tatsächlich fair produziert ist. Doch der Markt sei mit verschiedenen Siegeln überflutet, die sich häufig nur auf einen Aspekt konzentrieren. So sagt Naturland über das Produkt aus, dass es wirklich nachhaltig ist, jedoch wissen Konsument/-innen nichts über die Arbeitsbedingungen. Für das Siegel „Fair Wear Foundation“ werden die Arbeitsbedingungen überwacht, es sagt aber nichts darüber aus, wie ökologisch ein Produkt ist.

Verbraucherschutzzentrale empfiehlt Secondhandkleidung

Um Klarheit zu bekommen, rät Verbraucherschützer Tristan Jorde Käuferinnen, „die Website siegelklarheit.de zu nutzen. Es reicht, den Namen des Siegels einzugeben, und schon weiß man, wie aussagekräftig das Siegel ist. Außerdem erfährt man hier, welche Produktionsschritte mit dem Siegel überwacht werden. Der grüne Knopf beispielsweise, der ein globales Siegel für Textilien mit staatlicher Überwachung ist, deckt nur die Produktionsstufen Nähen und Färben ab. Über andere Produktionsschritte kann er keine Auskunft geben.“

Wer fair und ökologisch unbedenklich hergestellte Kleidung kaufen möchte, sollte sich vor dem Shoppen über die Siegel informieren und dann entsprechend auswählen. Noch besser sei es aber laut Verbraucherschutzzentrale, Secondhandkleidung zu tragen. Ob man diese in Läden oder auf Flohmärkten erwirbt, sei egal. Es gibt auch Apps wie Vinted, die wie ein Online-Flohmarkt funktionieren. Jorde hat noch einen weiteren Tipp: „Sobald es die Pandemie wieder zulässt, kann man auch unterhaltsame Tauschpartys organisieren. Jeder bringt seine aussortierte Kleidung mit, und dann wird wild getauscht.“ Am Ende geht man dann mit neuen Klamotten und einem guten Gewissen nach Hause.

Wie Kleidung richtig entsorgt wird

Einen Beitrag leistet man auch, wenn man Kleidungsstücke länger nutzt. Die Umweltschutzorganisation Greenpeace hat herausgefunden, dass ein T-Shirt durchschnittlich kaum länger als eine Plastiktüte getragen wird. Statt Klamotten wegzuwerfen, sobald sie kaputt sind, sollten sie lieber repariert werden, um weiter getragen zu werden. Und wenn man ein Kleidungsstück wirklich nicht mehr tragen möchte, kommt es auf die richtige Entsorgung an.

Jorde erklärt die Reihenfolge, in der man versuchen sollte, Klamotten weiterzugeben: Erstens verschenken und verkaufen. Zweitens an Bedürftige spenden. Beim Export zur Wiederverwendung im Ausland besteht die Gefahr, dass Exporte von Kleidung vorhandene Märkte im Ausland zerstören. Schadhafte Kleidung kann aber noch als Putzlappen verwendet werden. Erst wenn diese Möglichkeiten ausgeschöpft sind, sollte Kleidung im Müll landen. Vor allem aber sollte man sich beim Kauf neuer Kleidung immer fragen: Brauche ich das Stück wirklich?

Weitere Informationen und kostenlose Vorträge bietet die Verbraucherzentrale Hamburg