Hamburg. Nach dem Corona-Ausbruch mit 42 infizierten Bewohnern in Hammerbrook haben Polizei und Feuerwehr die städtische Unterkunft evakuiert
Mit großem Aufwand und dem Einsatz von Polizei und Feuerwehr ist am Sonntag die Obdachlosenunterkunft an der Friesenstraße (Hammerbrook) evakuiert worden. Wie berichtet, waren dort seit Anfang April 42 Bewohner positiv auf das Coronavirus getestet worden.
Aufgrund von Voruntersuchungen besteht der Verdacht, dass unter den Obdachlosen die ansteckendere britische Variante ausgebrochen ist. Um eine Ausbreitung zu vermeiden, hatte das Gesundheitsamt eine mindestens zweiwöchige Quarantäne für alle angeordnet – wegen eines diffusen Ausbruchsgeschehens und enger Kontakte auch für die übrigen der 150 Bewohner der betroffenen Unterkunft.
Corona-Ausbruch unter Obdachlosen: Reihentestung startet
Sie würden in unterschiedlichen Sprachen informiert und durch den Unterkunftsbetreiber „fördern & wohnen“ begleitet, betreut und verpflegt, so Behördensprecherin Anja Segert. Eine weitere Reihentestung sei zu Beginn der Woche vorgesehen.
Bei der Evakuierung war ein Großaufgebot von Polizei und Feuerwehr vor Ort. Die Beamten arbeiteten in Vollschutzanzügen. Für den Transport der Obdachlosen unter anderem große und kleine gelbe Rettungsbusse der Feuerwehr zur Verfügung, die von Polizeiwagen mit Blaulicht und Martinshorn eskortiert wurden und mehrmals auf der B 477 (Grindelallee/Hoheluftchaussee/ Kollaustraße) gesichtet wurden. Zu dem Konvoi gehörten auch etliche rote Kleinbusse sowie Notarztwagen.
Obdachlose nach Corona-Ausbruch in Niendorf untergebracht
Eines der Ziele war die ehemalige Erstaufnahmeeinrichtung an der Schmiedekoppel in Niendorf, die 2018 aufgegeben und erst als Reservefläche, dann auch als Quarantänestandort vorgehalten wurde. Dem Vernehmen nach sollen hier die negativ Getesteten untergebracht worden sein. Die Hamburger Linke forderte angesichts des Massenausbruchs erneut eine Unterbringung in Hotels und mehr Testmöglichkeiten.
„Ein Ausbruch in diesem Ausmaß war zu erwarten und ist das traurige Ergebnis von monatelanger Ignoranz“, sagte Stephanie Rose, die sozialpolitische Sprecherin der Linken-Bürgerschaftsfraktion, zum NDR. Die Unterbringung in Mehrbettzimmern in Unterkünften für bis zu 400 Menschen sei ein Einfallstor für das Virus. Selbst bei lockerer Belegung sei so das Einhalten von Abstandsregeln und die Reduzierung von Kontakten nicht möglich, so Rose.
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Der Senat müsse jetzt dafür sorgen, dass obdachlose Menschen schnell geimpft werden. Nach Auskunft der Sozialbehörde hat Hamburg für rund 200 Personen, die auf eine Notunterkunft angewiesen sind, aus individuellen Gründen jedoch einzeln untergebracht werden müssen, entsprechende Unterkünfte in Hotel- und Einzelzimmern bereitgestellt: rund 50 Plätze in angemieteten Zimmern unterschiedlicher Hotels, etwa 100 in Zimmern, die vor der Corona-Pandemie für Sexarbeit zur Verfügung standen, sowie weitere 50 in Einzelunterbringungsangeboten von „fördern & wohnen“.
Behörde will Obdachlosen bald ein Impfangebot machen
Nach wie vor bestehe der Plan, den obdachlosen Menschen „zeitnah“ ein Impfangebot machen zu können, so Behördensprecherin Segert. Da ein voller Impfschutz bei einem Impfstoff, der nur einmal verimpft werden muss, schneller gegeben sei als bei Impfstoffen mit Erst- und Zweitimpfung, warte man diesbezüglich auf das Gutachten der EMA zu Johnson & Johnson.
Segert verwies erneut darauf, dass Hamburg über ein „umfangreiches und bundesweit vorbildgebendes Hilfesystem“ verfüge, das gleichwohl kontinuierlich weiterentwickelt werde und auf aktuelle Entwicklungen mit spezifischen Maßnahmen und der Etablierung neuer, nachhaltiger Hilfsangebote reagiere.
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„Für die Unterbringung obdachloser Menschen gibt es im Winternotprogramm mehr als 1000 Plätze, bei dem Betten mit frischer Bettwäsche, warme Mahlzeiten und Catering, Wasch- und Reinigungsmöglichkeiten sowie zahlreiche Beratungsangebote ermöglicht werden“, so Behördensprecherin Anja Segert. Letztere seien wichtig, damit die Obdachlosen hinterher optimalerweise nicht auf die Straße zurückkehren müssten, sondern andere Möglichkeiten nutzen könnten.
Feuerwehr hat mittlerweile Evakuierungserfahrung
Auch bei Corona-Ausbrüchen in anderen Wohnunterkünften war die Feuerwehr in den vergangenen Monaten immer wieder im Einsatz, um Bewohner zu verlegen. Mittlerweile habe man mit solchen Transporten Erfahrung, heißt es. Mehrmals war dafür auch der Großraumrettungswagen der Feuerwehr unterwegs.
An der Friesenstraße waren Spezialisten vor Ort, die den Transport organisierten, aber auch der Leitende Notarzt. Dass die ehemalige Erstaufnahme für Flüchtlinge an der Schmiedekoppel angesichts der Corona-Pandemie wieder genutzt werden soll, um dort Menschen aus von Corona betroffenen Einrichtungen unterzubringen, war erst im Februar bekannt geworden.
Nach Corona-Ausbruch: Betroffene "sehr kooperativ"
Für eine zweiwöchige Quarantäne sei die Einrichtung in Niendorf gut geeignet,sagt Susanne Schwendtke von „fördern & wohnen“. „In der Unterkunft ist mehr Platz, um die Menschen unterzubringen. Außerdem gibt es im Gegensatz zur Friesenstraße ein Außengelände, auf denen sich die Betroffenen aufhalten können.“ Die Verlegung der Bewohner war am Sonntagnachmittag beendet. „Es gab keine Probleme“, so Schwendtke. „Alle waren sehr kooperativ.“