Hamburg. Den weltberühmten Pilgerweg gibt es auch rund um Hamburg. Das Pilgerzentrum hat corona-konforme Touren im Norden zusammengestellt.
„Ich bin dann mal weg“ – mit diesem Bestseller aus dem Jahr 2006 löste der TV-Entertainer Hape Kerkeling einen bundesweiten Pilger-Boom aus. Zehntausende pilgerten seitdem auf dem Jakobsweg ins spanische Santiago de Compostela. Doch mitten in der Corona-Pandemie sind solche Touren nicht mehr möglich.
Das Pilgerzentrum im Norden mit Sitz an der evangelischen Hauptkirche St. Jacobi Hamburg hat jetzt eine alternative Idee entwickelt: Pilgern vor der Haustür. Geschlafen wird nicht in fremden Herbergen, sondern stets im eigenen Bett. Und das ist die beste Pilgerstrecke, die in Hamburgs nächster Umgebung zu Frühlingstouren lockt: In acht Tagesetappen kann die Via Baltica, eine mittelalterliche Handelsverbindung, als Teil des Jakobswegs von Lübeck über Hamburg bis nach Wedel und die Samtgemeinde Harsefeld gewandert werden.
Start der Pilgertour ist der Lübecker Hauptbahnhof
„Jetzt in Bewegung zu kommen, schafft neue Kräfte und Zuversicht. Pilgerwege sind Hoffnungswege“, sagt Bernd Lohse, Pilgerpastor der Nordkirche. Und Hoffnung brauche man gerade jetzt, sagt der Geistliche und gelernte Journalist. Die erste Etappe startet in Lübeck und führt zum Reinfelder Bahnhof ( 22 km). Die letzte Pilgerroute ist 16 Kilometer lang und geht von Horneburg nach Harsefeld. Alle Touren verzaubern mit reizvollen Landschaften, weitem Himmel, Flüssen, einem salzhaltigen Moor und altehrwürdigen Kirchen.
Pilgern als uralte Form religiösen Lebens setzte bereits im Mittelalter viele Menschen in Bewegung. Der norddeutsche Jakobsweg führte unter anderem von Hamburg bis nach Lübeck und nahm ursprünglich jenen Verlauf der heutigen Autobahn A 1. Im Laufe der Jahrhunderte folgte die Route bei Bad Oldesloe noch stärker der Trave. Mit dem gelben Jakobsmuschel-Symbol und einem Richtungspfeil ist der heutige Weg bestens markiert. Verlaufen muss sich niemand hier.
Historie, Romantik und Natur
Bereits die erste Etappe von Lübeck zur Karpfenstadt Reinfeld bietet Historie, Romantik und Natur pur. Los geht es am Hauptbahnhof der Hansestadt. Im Stadtzentrum erreicht man den traditionellen Jakobsweg. Vorbei an Marienkirche, Rathaus und Dom gelangt der Pilger zum Vorwerk und geht am Geniner Ufer die Trave entlang, später den Elbe-Lübeck-Kanal. In Moisling verlassen die modernen Sinnsucher den Kanal Richtung Groß und Klein Wesenberg.
„Dann nimmt man den kleinen Wirtschaftsweg nach Reinfeld und findet dort den Bahnhof. Ein wunderbarer Tagesausflug“, sagt Pilgerpastor Bernd Lohse. Der Mann kennt sich bestens aus und folgt sonst, wenn nicht gerade Pandemie herrscht, am liebsten den norddeutschen, aber auch den alten Pilgerwegen in Norwegen.
Kreisstadt Bad Oldesloe von ihrer schönsten Seite
Wer ein hiesiges Benediktiner-Kloster besuchen will, ist bei der 23 Kilometer langen Strecke von Reinfeld über Bad Oldesloe nach Nütschau genau richtig. Vom Reinfelder Bahnhof geht es zur Matthias-Claudius-Kirche. Damit folgt der Pilger den Spuren des berühmten „Wandsbecker Bothen“.
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Denn Matthias Claudius, dem wir den Text des Liedes „Der Mond ist aufgegangen“ verdanken, wurde 1740 in Reinfeld geboren. Auf dem Travewanderweg ist die Kreisstadt Bad Oldesloe von ihrer schönsten Seite aus zu sehen: Wasserläufe und Brücken prägen das Bild. Danach quert der Jakobsweg das Brennermoor bei Wolkenwehe.
Pilgerstrecke vom Brennermoor zum Kloster Nütschau
Wo aus rund 500 Metern Tiefe salziges Wasser an die Oberfläche sprudelt, wachsen Schilfröhricht und Pflanzen wie die Bottenbinse und der Stranddreizack, die sonst nur an den Gestaden der Nordsee gedeihen.
Vom Brennermoor gelangt man schnell zum Kloster Nütschau, dem nördlichsten Kloster der Benediktiner in Deutschland. In jedem Fall können die Haustür-Pilger die historischen Gebäude von außen bewundern, bevor sie wieder nach Hause fahren.
Kartenmaterial zum Preis von fünf Euro gibt es unter der E-Mail: pilgern@jacobus.de.