Hamburg. Diese sechs Schulen haben die meisten Anmeldungen und sind besonders gefragt in Hamburg. Was die Gymnasien auszeichnet.
- 1300 Schüler: Das ist das größte Gymnasium in Hamburg
- In dieser Schule sieht jedes Klassenzimmer anders aus
- An diesem Gymnasium gibt es Informatik ab Klasse 5
Sie haben die Nase ganz weit vorne – zumindest bei den Anmeldezahlen. Wenn nach den Sommerferien 7513 Schülerinnen und Schüler an den 63 staatlichen Gymnasien Hamburgs ihren neuen Lebensabschnitt beginnen, dann sind die Gymnasien Allee, Ohmoor, Rahlstedt, Süderelbe, das Helmut-Schmidt-Gymnasium in Wilhelmsburg und das Walddörfer-Gymnasium mit je 168 Anmeldungen und sechs Parallelklassen an der Spitze.
Was diese Schulen besonders auszeichnet? Ein Überblick der beliebtesten Gymnasien in Hamburg:
- Helmut-Schmidt-Gymnasium in Wilhelmsburg
- Gymnasium Allee in Altona-Nord
- Gymnasium Ohmoor in Niendorf
- Gymnasium Rahlstedt
- Gymnasium Süderelbe in Neugraben-Fischbek
- Walddörfer-Gymnasium in Volksdorf
Helmut-Schmidt-Gymnasium in Wilhelmsburg – "360 Grad weltoffen"
Das Helmut-Schmidt-Gymnasium ist das einzige Gymnasium auf den Elbinseln Wilhelmsburg und Veddel und sieht sich als gute Schule für alle Talente. Der Fokus liegt nach den Worten von Schulleiter Volker Clasing auf der Allgemeinbildung in ihrer ganzen Bandbreite.
„Wir wollen die Schüler unter einem Dach in all ihren Stärken fördern“, sagt er. „Wir setzen viel Struktur, um die Vermittlung von Bildung zu flankieren, und leisten viel Beziehungsarbeit, damit sich die Schülerinnen und Schüler gesehen fühlen“, sagt er. An der Schule gebe es eine „Kultur des Dialogs“. So gab sie sich in ihrem Logo den Zusatz: „360 Grad weltoffen.“
Zur Popularität tragen sicherlich auch die tollen Gebäude bei, die das Gymnasium im Zuge der Internationalen Bauausstellung (IBA) 2013 an der Krieterstraße bekam. So können die Schülerinnen und Schüler in einem Science Center experimentieren, im Umweltzentrum forschen oder in einer medialen Geowerkstatt, einer Art kleinem Planetarium, selbst Filme gestalten. Die derzeit rund 930 Schüler lernen von der fünften Klasse an Englisch, später werden Französisch, Latein und Spanisch angeboten. In der 50-minütigen Mittagspause bereitet ein Caterer das Mittagessen vor Ort zu.
„Wir setzen auf Leistung, Verantwortung und Zukunftsfähigkeit. Dabei möchten wir starke Persönlichkeiten herausbilden, die ihre Fähigkeiten entwickeln und sich für ein demokratisches Verhalten und ein gerechtes und soziales Miteinander einsetzen“, ist das Leitbild der Schule beschrieben. So gibt es beispielsweise Schülerfirmen, eine von ihnen entwirft die Schulkleidung und stellt sie auch her und vertreibt sie. Einen großen Stellenwert hat auch die historisch-politische Bildung sowie die Demokratieerziehung an der Schule. „Gemeinsame Werte untereinander leben und nach außen tragen – das entwickelt große positive Kraft“, sagt Schulleiter Clasing. Schon mehrfach wurden Projekte des Helmut-Schmidt-Gymnasiums mit dem Bertinipreis ausgezeichnet. Infos: www.helmutschmidtgymnasium.de
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Gymnasium Allee in Altona-Nord – "Schule als lernendes System"
Das Gymnasium Allee im Herzen Altonas hat sich viel vorgenommen: Die derzeit etwa 1060 Schülerinnen und Schüler sollen Wissen erwerben und Kompetenzen ausbilden, sie sollen sich selbst kennenlernen und andere verstehen, sollen selbstständig werden, Verantwortung übernehmen und Ideen für die Zukunft und das Zusammenleben entwickeln. Und natürlich den entsprechenden Schulabschluss schaffen.
„Wir haben die einzelne Schülerin und den einzelnen Schüler im Blick und betonen sehr die Verantwortung für die Gemeinschaft und für den Stadtteil“, sagt Schulleiter Ulf Nebe. „Wir versuchen, an unserer Schule die Werteerziehung mit Leben zu füllen.“ Die 1876 gegründete Schule verteilt sich auf drei Gebäude an der Max-Brauer-Allee 83–85. Die hohen Anmeldezahlen hängen nach Nebes Worten auch damit zusammen, dass Altona wachse. Es lebten mehr Menschen dort, das erhöhe den Druck auf die Schulplätze.
Der Stadtteil ist heterogen, entsprechend stammen auch die Schülerinnen und Schüler aus sehr unterschiedlichen Herkunftsfamilien. „Das macht die Pädagogik bei uns so spannend“, findet Nebe. Mit einem differenzierten Bildungsangebot versuchen die Lehrer, jedem Einzelnen gerecht zu werden. Dazu gibt es eine ausgefeilte Begabtenförderung ebenso wie Hilfestellungen für schwächere Schüler. Lehrerfortbildung wird am Gymnasium Allee groß geschrieben. „Wir verstehen unsere Schule als lernendes System“, sagt Nebe.
Nach dem Unterricht gibt es am Gymnasium Allee als verlässlicher Ganztagsschule (von 8 bis 16 Uhr) ein breites Angebot freiwilliger Kurse und Arbeitsgemeinschaften. Das reicht von der Lernzeit für Schulaufgaben über Tanz, Akrobatik und Fußball, Computerspielprogrammierung und Filmschnitt bis zu Philosophie und Robotik. Hinzu kommen Orchester, Chor und Band. Als Fremdsprachen werden neben Englisch ab der fünften Klasse im Jahr darauf Französisch, Latein und Spanisch angeboten. In einer Cafeteria bietet ein Caterer mittags frisch vor Ort zubereitete Speisen. Die Fünftklässler essen gemeinsam mit ihrer Klasse.
In der Oberstufe werden acht Profile angeboten: ein politisch-naturwissenschaftliches, eines zum Thema Nachhaltigkeit mit Biologie und Geografie, eines zum Thema Sport und Biologie. Ein Profil verbindet Geschichte mit Theater, ein anderes Kunst mit Philosophie. Es gibt ein Sprachprofil (Spanisch oder Französisch) und eines, das sich aus dem Blickwinkel von Informatik und Geschichte mit den Veränderungen der digitalen Welt befasst sowie eines, das Musik und Philosophie verbindet.
Das Gymnasium Allee ist als Klimaschule 2021/2022 ausgezeichnet worden, 2016 erhielt sie einen Preis für Innovative Pädagogik. Infos unter: gymnasium-allee.net
Gymnasium Ohmoor in Niendorf – „Vielfalt als Profil“
Auch in Niendorf wohnen mehr Schülerinnen und Schüler, davon profitiert das Gymnasium Ohmoor am Sachsenweg. Es ist mit rund 1300 Schülerinnen und Schülern das größte Gymnasium in Hamburg. Schulleiterin Gudrun Müller versteht diese Größe als Vorteil und Chance. „Die Größe der Schule bietet die Möglichkeit, breite Interessensgebiete zu bedienen, auch beispielsweise im sportlichen und kulturellen Bereich, und viel anzubieten“, sagt sie. Das locke weitere Schüler an.
„Vielfalt als Profil“, das ist das Motto der Schule. Auch das gut ausgebaute Ganztagsangebot sei für viele Eltern ein Argument, ihre Kinder auf dieses Gymnasium zu schicken – es wirke wie ein Magnet. Von der Bläserband bis zur Trommelgruppe, von der Robotik-AG über Poetry-Slam-Workshops, von Yoga bis Skaten reicht nachmittags das Angebot.
Gerade in der Corona-Pandemie kommt der Schule zudem zugute, dass sie sich früh um eine Digitalisierung der Unterrichtsangebote bemüht habe. 2014 mit einem Schulversuch gestartet, ist das Gymnasium gut ans Wlan angebunden. Die Schüler arbeiten auf ihren eigenen Endgeräten – die Jüngeren meist auf Smartphones, die Älteren auch auf Tablets und Laptops.
Gut aufgestellt sieht sich das Gymnasium Ohmoor in den Bereichen Naturwissenschaften und Informatik sowie auch bei den Sprachen. Englisch wird ab der fünften Klasse gelernt, mit Latein, Französisch und Spanisch stehen gleich drei zweite Fremdsprachen zur Wahl. Darüber hinaus hat die Schule ab Klasse sieben einen bilingualen Zweig. Wer diesen wählt, wird in verschiedenen Fächern auf Englisch unterrichtet. In der Oberstufe stehen sieben verschiedene Profile zur Auswahl. Eine zugewandte Atmosphäre an der im Grünen gelegenen Schule sehen die Lehrer als Grundlage für eine fachlich fundierte Bildung.
In der 45-minütigen Mittagspause bietet ein Caterer frisch zubereitete Speisen an, darunter auch vegetarische Gerichte. Infos unter: www.gymnasium-ohmoor.de
Gymnasium Rahlstedt – "Menschen bilden"
„Wir sind in Sachen Digitalisierung recht gut aufgestellt“, sagt Florian Frankenfeld, Leiter des Gymnasiums Rahlstedt. Mit seinem Team verfolgt er in diesem Bereich einen sehr eigenständigen Kurs. Schon früh in der Corona-Pandemie, im März 2020, hat die Schule eine eigene Lernplattform etabliert, die auf eigenen Servern läuft. Damit ist die Schule unabhängig von den hamburgweiten Systemen, allerdings auch verantwortlich, wenn es mal nicht funktioniert.
Aber, so Schulleiter Frankenfeld: „Es läuft recht gut.“ Die Mittel aus dem Digitalpakt setzt sein Gymnasium ein, um die siebten, achten und neunten Klassen aufwachsend mit Tablet-Computern auszustatten, als Leihgeräte jeweils für drei Jahre. Später können die Schüler schulische oder auch eigene Geräte benutzen.
Eine weitere Besonderheit des Gymnasiums: In der Beobachtungsstufe – also den Klassen 5 und 6 – gibt es keine Profile, sondern den Kindern wird eine allgemeinbildende Basis vermittelt mit besonderem Augenmerk auf die Stärkung ihrer Kernkompetenzen. So sind zwei Schulstunden in der Woche der Begabtenförderung einerseits und andererseits der Förderung schwächerer Schüler in Mathematik und Deutsch vorbehalten. Die Schule verzichtet bewusst auf früh vorgegebene Schwerpunktsetzungen und will jungen Menschen im Verlauf von acht Jahren die Möglichkeiten geben, ihre individuellen Schwerpunkte selbst zu suchen und auszubilden.
Stark ist die Schule darüber hinaus besonders in den Naturwissenschaften. Englisch wird von der fünften Klasse, Französisch und Latein ab Klasse sechs und Spanisch von den Jahrgängen acht und zehn angeboten. Das Mittagessen wird vor Ort von einem Caterer frisch zubereitet. Die Kinder können zwischen verschiedenen Essen wählen.
„Menschen bilden“ – das ist die Formel, auf die sich das Leitbild der Schulen bringen lässt. Das dahinter stehende Menschenbild nimmt die Vielfalt des Stadtteils auf, in den hinein vielfältige Beziehungen bestehen.
Zugute kommt dem Gymnasium mit mehr als 1000 Schülern auch, dass es bereits architektonisch gelungen saniert ist und über Neubauten sowie eine Drei-Feld-Sporthalle mit Bühne verfügt. Auch wenn das Gymnasium an der Scharbeutzer Straße räumlich eigentlich nur für fünf Parallelklassen ausgelegt ist, werden zum Sommer bereits zum vierten Mal wieder sechs fünfte Klassen eingerichtet – so groß ist der Andrang. „Wir sind ein junges Kollegium, bemühen uns sehr, den Schülern und Eltern zugewandt gegenüberzutreten, und bieten Vieles über den Unterricht hinaus an“, sagt Schulleiter Frankenfeld. Das Gymnasium ist Klimaschule und Umweltschule (seit 2012), NAT-Kooperationsschule (seit 2014), Erasmus+-Projektschule (seit 2016), MINT-Freundliche Schule (seit 2019) und zudem seit 2020 als Demokratische Schule ausgezeichnet. Infos unter: www.gymnasium-rahlstedt.de
Gymnasium Süderelbe in Neugraben-Fischbek – Informatik ab Klasse 5
Zu den anmeldestärksten Schulen gehört in diesem Jahr auch das Gymnasium Süderelbe. Mit rund 1050 Schülern hat es zwei besondere Stärken: Einerseits ein starkes mathematisch-naturwissenschaftliches Profil und andererseits ein Schwerpunkt auf Sprachen. Von der fünften Klasse bis zum Abschluss vermittelt das Gymnasium im Unterricht, aber auch in Arbeitsgemeinschaften vertiefte Bildung in den Bereichen Mathematik, Informatik, Naturwissenschaften und Technik (Mint). Schon von der fünften bis zur siebten Klasse steht bei allen Schülerinnen und Schülern Informatik auf dem Stundenplan.
Als einziges Gymnasium im Bezirk Harburg bietet die Schule in der Oberstufe gleich zwei naturwissenschaftliche Profile an. Eines hat den Schwerpunkt Biologie und Chemie, das andere Physik und Mathematik. „Das ist eine unserer besonderen Stärken“, sagt Schulleiter Thomas Fritsche.
Darüber hinaus verfügt die Schule über eine Vielzahl internationaler Kontakte (unter anderem mit England, Island, China, Australien und Frankreich), fördert besonders die Sprachen und bietet auch ein französisches Abi-Bac an. In einem bilingualen Zweig erhalten die Kinder schon in der fünften/sechsten Klasse verstärkten Französisch-Unterricht und werden ab Klasse sieben in einem weiteren und ab Klasse neun in einem zweiten Fach auf Französisch unterrichtet.
Der Englischunterricht startet in der fünften Klasse, Lateinunterricht wird ab Klasse sechs und zehn und Spanisch ab achter und zehnter Klasse angeboten. Die hohen Anmeldezahlen sieht Schulleiter Fritsche auch als Würdigung des hohen Engagements der Lehrerinnen und Lehrer an seiner Schule. Das Gymnasium wurde unter anderem als Klimaschule (2017-2020) und Europaschule (2020) ausgezeichnet und gewann 2011 und 2017 den Hamburger Bildungspreis. Infos unter: https://gymnasium-suederelbe.hamburg.de
Walddörfer-Gymnasium in Volksdorf – jedes Klassenzimmer sieht anders aus
„Gemeinsam auf dem eigenen Weg“ lautet das Motto des Walddörfer-Gymnasiums in Volksdorf – und was damit gemeint ist, ist klar: Die Schülerinnen und Schüler sollen in einer lebendigen Gemeinschaft auf ihrem eigenen, individuellen Weg bestmöglich gefördert werden. Schulleiter Jürgen Solf macht drei Besonderheiten für den großen Zuspruch verantwortlich, den das Gymnasium genießt: Zum einen werden die Kinder in einer regelmäßigen Studienzeit darin geschult, zunehmend selbstverantwortlich und selbst gestaltet zu lernen. Schon im fünften Jahr wird dies auch um digitale Lernräume erweitert. Die Erfahrungen, die die Schule damit gesammelt hat, kommen ihr derzeit in der Corona-Pandemie zugute.
Zum anderen gibt es am Walddörfer-Gymnasium das Kabinettsystem. Das bedeutet: Die Unterrichtsräume sind nicht den Klassen zugeordnet, sondern je ein bis zwei Lehrern, die den Lernraum unterstützt von einem Raumpädagogen so gestalten, dass er das fachliche Lernen optimal unterstützt. Entsprechend sind die Klassenzimmer nicht normiert, jedes sieht anders aus. Schließlich sind die Schülerinnen und Schüler „nicht nur Adressaten des Unterrichts“, wie Solm sagt. Sondern sie sind aktiv in die Gestaltung eingebunden.
2015 wurde die Schule mit dem Hamburger Bildungspreis ausgezeichnet. Zuletzt machte das Walddörfer-Gymnasium mit dem Schulprojekt rund um das Kalb Goofy von sich reden, das von Schülern im Museumsdorf Volksdorf versorgt wurde und anschließend eigentlich geschlachtet werden sollte. Tierschützer verhinderten dieses.
Musik, Kunst und Theater haben eine lange Tradition am Walddörfer-Gymnasium mit seinen mehr als 1100 Schülern, der Bereich ist ein zentraler Bestandteil des Bildungsangebots, was sich auch in der entsprechenden Schwerpunktbildung bis in die Profile der Oberstufe abbildet. Mit Englisch, Spanisch, Französisch, Latein, Russisch und Chinesisch ist das Fremdsprachenangebot vielfältig. In der Oberstufe werden wahlweise gesellschaftswissenschaftliche Fächer auf Englisch unterrichtet. Die Weltoffenheit drückt sich auch im Austausch mit Partnerschulen in China, Frankreich und Spanien, Russland, Chile und Norwegen aus.
Im Ganztagsangebot gibt es viele sportbetonte Angebote, die in einer neuen Dreifeldhalle und auf dem neu gestalteten Allhornstadion Platz finden. „Wir wenden uns gegen eine zu frühe Spezialisierung und bieten eine große Vielfalt von Fächern und Oberstufenprofilen an“, heißt es von der Schule.
Auf dem von Fritz Schumacher sehr offen gestalteten und denkmalgeschützten Schulcampus begegnen sich Tradition und Moderne: Die von der Reformpädagogik geprägte Architektur, die sich der naturnahen Umgebung und dem Licht weit öffnet, trifft auf moderne naturwissenschaftliche Räume und eine moderne mediale Ausstattung. Infos unter: https://wdg.hamburg.de