Hamburg. Die Alimaus auf dem Kiez hat nach ihrer langjährigen Leitung jetzt auch die Nachfolgerin verloren. Wie es nun weitergeht.
Hinter den Kulissen der Alimaus brodelt es. Zwar läuft die Versorgung der Obdachlosen auf St. Pauli seit dem 13. Januar wieder gut, doch ist die neue, ohnehin nur für einen Übergang eingesetzte Leiterin der Einrichtung ist bereits nach vier Wochen gescheitert. Sie hört zum 1. April auf.
„Wir haben einvernehmlich mit der verantwortlichen Ordensleitung entschieden, die Zusammenarbeit nicht fortzusetzen“, sagt Kuno Kohn, Vorsitzender des katholischen Alimaus-Trägerverein St. Ansgar. Über die Gründe wollte er nichts sagen. „Wir arbeiten an einer neuen Ausschreibung der Stelle“, sagt Kohn.
Neue Leitung für Alimaus gesucht – aber kein "Schnellschuss"
Eigentlich sollte Schwester Klarissa ein Jahr lang die Geschicke der Alimaus lenken, bis eine langfristige Lösung gefunden ist. Jetzt soll es schneller gehen. Kohn hofft auf drei Monate. Fürs Erste übernimmt er selbst die Geschäfte. Er hat Sozialarbeit in Bolivien gemacht, therapeutisch gearbeitet und ein Haus der Jugend geleitet. Auf einen Schnellschuss bei der Personalfindung will er sich auf keinen Fall einlassen.
Die Alimaus bietet auf St. Pauli eine Tafel für Arme und Obdachlose an, außerdem hält sie Duschen, medizinische Basisversorgung, Aufenthaltsräume für Gespräche und Beratungsangebote vor. Angegliedert ist auch eine Kleiderkammer und der „Kältebus“, den jetzt das ebenfalls auf St. Pauli beheimatete CaFee mit Herz betreibt. Er sammelt zwischen 19 und 24 Uhr Obdachlose in der Stadt ein und fährt sie auf Wunsch in städtische Unterkünfte.
Alimaus: Spezielle Anforderungen an die Leitung
Die geschasste Leiterin Schwester Klarissa gehört zur Ordensgemeinschaft der Dominikaner von Bethanien, die schwerpunktmäßig in SOS-Kinderdörfern und im sozialen Bereich tätig ist. Sie wollen „Rechtlosen zu Würde verhelfen“.
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„Für die Stellensuche nehmen wir uns die Zeit, die wir brauchen“, sagt Kohn. An die Leitung würden spezielle Anforderungen gestellt, denn sie müsse nicht nur eine gute Sozialarbeiterin mit Leitungserfahrung sein, sondern auch mit cleanen Drogensüchtigen und trockenen Alkoholikern im Team umgehen können.
Vertrag der ehemaligen Alimaus-Chefin wurde nicht verlängert
Viele Mitarbeiter der Alimaus kämen selbst aus dem Milieu und bräuchten gelegentlich eine spezielle Ansprache. Zu den sieben angestellten Mitarbeitern kämen täglich fünf bis sechs Ehrenamtliche, die in der Küche und der Kleiderkammer helfen.
Ende Februar war die frühere Leiterin und Erfinderin des Kältebusses, Christiane Hartkopf, gegangen. Der Trägerverein wollte ihren bereits zweimal verlängerten Vertrag Ende Februar nicht ein drittes Mal verlängern, weil das ein unbefristetes Arbeitsverhältnis zur Folge gehabt hätte. Diese Haltung war scharf kritisiert worden und hatte zu einem „Shitstorm“ gegen die Einrichtung und ihren Trägerverein geführt. Auch waren in der Folge des nicht verlängerten Vertrages mit Hartkopf mehrere Mitarbeiter und Ehrenamtler ausgefallen, so dass die Alimaus in unruhiges Fahrwasser geriet.
Größte Sorge, dass Alimaus ein Corona-Hotspot wird
„Das ist überwunden, hat uns aber vorsichtig gemacht“, sagt Kohn. Kirchenleute hätte derzeit generell Probleme, ein Bein an die Erde zu bekommen. Seine größte Sorge aber ist es, mit der Alimaus ein Corona-Hotspot zu werden.
„Dann hätte hier für Wochen keiner mehr was zu essen“, sagt Kohn. „Dieser Druck kostet Nerven.“ In der Schnellteststation am Nobistor halten ehrenamtlich arbeitende Ärzte die Hygienestandards hoch.