Hamburg. Der katholische Trägerverein hat die Alimaus-Leitung überraschend ausgetauscht. Dagegen regt sich Widerstand.

Nachdem der Vertrag der Leiterin Christiane Hartkopf überraschend nicht verlängert wurde, kommt es in der Alimaus, einer Tagesstätte für Obdachlose und Bedürftige an der Reeperbahn, zu Spannungen zwischen Ehrenamtlichen, Angestellten und dem katholischen Trägerverein St. Ansgar.

Hartkopf leitete die Einrichtung, die auch in Corona-Zeiten Essen und Kleider ausgibt, seit 2018 und hat unter anderem den Kältebus ins Leben gerufen, dessen ehrenamtliches Team Obdachlose in den Wintermonaten in Notunterkünfte bringt.

Hartkopfs Vertrag wurde nicht verlängert – ohne Begründung

Sie sei bis Dezember 2020 davon ausgegangen, dass ihr bis Februar befristeter Vertrag verlängert wird, sagte Hartkopf auf Abendblatt-Anfrage. Eine Begründung dafür, warum der Vertrag einfach ausläuft, habe sie nicht erhalten: „Wenn es Zweifel an der Kompetenz gegeben hätte, hätte man das vorher ansprechen und mir die Chance geben müssen, nachzubessern.“

Ehrenamtliche Helfer und Angestellte des Vereins bedauern die Entscheidung und kritisieren mangelnde Kommunikation durch den Trägerverein. Einige Ehrenamtliche hätten bereits ihre Arbeit eingestellt, so Hartkopf. Sie selbst ist aktuell krankgeschrieben.

Streik bei der Alimaus? Das bestreiten die Mitarbeiter

Nachdem vergangene Woche Dienstag die neuen Vorsitzenden des Trägervereins – Priester Kuno Kohn und Pfarrer Ulrich Kraus – ihre Arbeit aufgenommen haben, hatten sich die sechs weiteren Angestellten der Alimaus krankgemeldet. Die Einrichtung blieb am folgenden Tag geschlossen. Alimaus-Koch Andreas Fecht hätte es begrüßt, wenn Hartkopf als Leiterin geblieben wäre, von einem Streik am Mittwoch möchte er aber nicht sprechen.

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„Über vier Wochen gab es keine Antworten auf die Fragen, die wir als Mitarbeiter und ehrenamtliche Helfer haben. Dadurch ist eine belastende Situation entstanden“, sagt Fecht. Zur Frage stünde etwa die christliche Neuausrichtung der Arbeit. Dass die Schließung auf Kosten der Obdachlosen gegangen sei, wie der neue Vorsitzende des Trägervereins Kohn gegenüber der „Hamburger Morgenpost” sagte, bestreitet Fecht: „Der Verein hätte antizipieren können, dass alle am Stock gehen. Wir haben alles gegeben, um zwischen den Jahren am Ball zu bleiben."

"Das ist kein Umgang mit Mitarbeitern. Das ist schäbig"

Schärfer formuliert es Ronald Kelm, der seit Jahren ehrenamtlich beim Kältebus aktiv ist: „Der Leitungswechsel wurde von den Berufskatholiken im Hinterzimmern beschlossen. Die Arbeit kennt kaum einer von denen. Kommuniziert wurde bisher nicht und eine Begründung gibt es bis heute nicht. Das ist kein Umgang mit Mitarbeitern. Das ist schäbig.“

Am 1. März soll Ordensschwester Klarissa Watermann die Leitung der Alimaus antreten. Sie war zuvor in Leipzig in der Obdachlosenhilfe und Gefängnisseelsorge tätig, wie Kohn auf Abendblatt-Anfrage mitteilte: „Jeder Träger schaut darauf, dass in den Führungspositionen Menschen aus den eigenen Reihen stehen. Der Aspekt der Katholizität war allerdings nicht der Grund, Frau Hartkopfs Vertrag nicht zu verlängern.“

Was passiert mit Kältebus und Gesundheitsmobil?

Ehrenamtliche Helfer befürchten nun, dass die Projekte Kältebus und Gesundheitsmobil eingestellt werden. „Wir haben garantiert, dass der Kältebus bis zum Ende der Winterperiode weiterläuft. Alles andere kann erst dann besprochen werden, wenn die neue Schwester ankommt. Wir werden nichts verändern, ohne die neue Leiterin einzubeziehen“, erklärt Kohn. Er nehme die Wut und Betroffenheit in der Alimaus wahr, zu einigen Ehrenamtlichen bestünde aber kein direkter Kontakt. „Ich will keine persönliche Kampfsituation, es gibt keine Böswilligkeit in den Entscheidungen“, sagt Kohn.

Die Obdachlosen-Einrichtung „CaFée mit Herz“ auf St. Pauli hatte der Alimaus am vergangenen Freitag bereits angeboten, Kältebus und Gesundheitsmobil zu übernehmen. „Wir möchten gewährleisten, dass zwei so gute Projekte am Leben erhalten werden, sollten sie bei der Alimaus nicht fortgeführt werden“, sagt Geschäftsführer Jan Marquardt. Mit dem Trägerverein St. Ansgar habe es dazu aber noch keinen Kontakt gegeben.

Bezirkspolitik appelliert an Träger: Arbeit der Alimaus weiterführen

Auch die Bezirkspolitik schaltet sich nun in den Streit um die Führung der Alimaus ein: In einer interfraktionellen Pressemitteilung richteten sich auch die sozialpolitischen Sprecher der Fraktionen von Grüne, SPD, CDU, Linke und FDP in Altona an den Trägerverein St. Ansgar.

Man sehe die internen strukturellen Spannungen mit großer Sorge und setze sich für die Erhaltung des Kältebusses ein, wie Mithat Capar (SPD) bestätigt: „Wir hoffen, dass die Spannungen nicht dazu führen, dass die Arbeit der Alimaus zum Erliegen kommt.“