Hamburg. Kampf gegen Klimawandel und Insektenschwund: Rot-grüne Koalition plant Pilotprojekt an HVV-Unterständen. Ein Vorbild macht Mut.

Die rot-grüne Koalition in Hamburg hat eine neue Idee im Kampf für mehr Stadtgrün sowie gegen eine im Sommer aufgeheizte Stadt und den Klimawandel: Sie denkt darüber nach, einen Teil der Dächer der mehr als 2300 HVV-Fahrgastunterstände (also Buswartehäuschen) zu begrünen. Zunächst solle der Senat ein Pilotprojekt an ausgewählten Bushaltestellen in der Stadt starten, fordert die Koalition in einem aktuellen Bürgerschaftsantrag, der dem Abendblatt vorliegt.

„So können kleine ‚grüne Inseln‘ geschaffen werden, die Regenwasser binden und Lebensraum für Pflanzen, Insekten und sogar Vögel schaffen“, heißt es darin. „Insgesamt können viele solcher Kleinflächen auch einen positiven Effekt auf die klimatischen Bedingungen der Stadt ausüben. Darüber hinaus kann die Bepflanzung von Fahrgastunterständen zu einem optisch attraktiven Stadtbild beitragen und würde damit nicht zuletzt die Gründachstrategie des Senats ergänzen.“ Als Vorbild sieht Rot-Grün dabei die niederländische Stadt Utrecht, die bereits Dächer von 300 Fahrgastunterständen bepflanzt habe.

Biotope auf Dächern von Hamburgs Bushaltestellen

Falls das Pilotprojekt erfolgreich ist, soll der Senat laut dem Antrag auch prüfen, „in welchen Fällen bei Neuausschreibung der Werberechtsverträge die Realisierung von Fahrgastunterständen mit Dachbegrünung sinnvoll ist“. Dabei seien „insbesondere stark versiegelte Straßenräume und Gebiete mit wenig Straßenbegleitgrün zu betrachten“.

Mithin: Falls sich die Idee als umsetzbar erweist, sollen die Firmen, die die Werbeplätze an den Wartehäuschen vergeben, womöglich auch dafür sorgen, dass deren Dächer sich zu gesunden Biotopen entwickeln.

Begrünte Dächer können Natur und Fauna stärken

„Mit dem Pilotprojekt für begrünte Fahrgastunterstände machen wir den ersten Schritt, zusätzliche Inseln der Natur mitten in städtisch geprägten Lagen zu realisieren“, sagte SPD-Verkehrspolitiker Ole Thorben Buschhüter dem Abendblatt.

„Begrünte Dächer von Fahrgastunterständen können gerade an Orten mit einer hohen Versiegelungsdichte wichtigen Lebensraum anbieten und damit Natur und Fauna stärken. In Hamburg gibt es mehr als 4200 Bushaltestellen mit mehr als 2300 Fahrgastunterständen – Tendenz: steigend. Wenn das Pilotprojekt erfolgreich ist, können wir im Zuge der späteren Neuausschreibung der Werberechte auf öffentlichem Grund durch die Einrichtung weiterer begrünter Unterstände einen positiven, flächendeckenden Effekt für das Stadtklima erzielen.“

600 neue Bushaltestellen für Hamburg

Hinzu komme, dass die Zahl der Fahrgastunterstände durch den Ausbau des öffentlichen Personennahverkehrs deutlich wachsen werde. Laut Antrag soll es bis Ende des Jahrzehnts rund 600 neue Bushaltestellen geben.

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Die Begrünung der Haltestellendächer verbessere in stark versiegelten Bereichen der Stadt das Mikroklima und biete Insekten Lebensraum und erhöhe so die Artenvielfalt, sagte Grünen-Verkehrspolitiker Gerrit Fuß. „Deshalb soll dazu in diesem Jahr ein Pilotprojekt starten und bei der späteren Neuausschreibung begrünte Fahrgastunterstände berücksichtigt werden. Ob in Hamburg oder anderswo – wir brauchen mehr von diesen Lösungen, bei denen Mobilität, Stadtraum und Natur zusammengedacht werden und voneinander profitieren.“