Hamburg. Ausgerechnet bei der grünen Senatorin für Gleichstellung ist der Anteil am geringsten. Ein Bezirk erreicht dagegen einen Spitzenwert.

Auch am Weltfrauentag haben Politikerinnen und Politiker die jährlichen Forderungen nach echter Gleichberechtigung zwischen den Geschlechtern betont. Die Realität aber sieht noch immer anders aus, das zeigen auch aktuelle Zahlen aus Hamburg. So waren zum Ende des vergangenen Jahres gerade einmal 29,13 Prozent der Spitzenpositionen in der städtischen Verwaltung (Besoldungsgruppen B2 bis B6) mit Frauen besetzt.

Das geht aus der Senatsantwort auf eine Kleine Anfrage des CDU-Verfassungspolitikers André Trepoll hervor. Der Wert zeigt zwar einen leichten Anstieg gegenüber 2019, als der Anteil laut Personalbericht bei 26,7 Prozent lag – liegt aber noch unter dem Stand von 2018 (29,3 Prozent).

Gleichstellung: Senat verweist auf positive Entwicklung

Der Senat verweist darauf, dass es seit dem Jahr 2013 gleichwohl eine positive Entwicklung gegeben habe. Damals lag der Anteil von Frauen in den genannten Spitzenpositionen bei nur 17,2 Prozent. Für 2021 habe sich der Senat die Zielmarke von 30 Prozent gesetzt. Dies sei „vor dem Hintergrund einer geringen Grundgesamtheit und einer geringen absoluten Fluktuation eine ambitionierte Zielzahl“, schreibt er in seiner Antwort auf die CDU-Anfrage.

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Sieht man sich die vom Senat für alle Behörden und Bezirksämter vorgelegten Anteile von Frauen in den Toppositionen an, so fällt vor allem eines auf: Ausgerechnet in der Behörde der grünen Wissenschafts- und Gleichstellungssenatorin Katharina Fegebank sind Frauen bisher besonders selten bei den Spitzenämtern vertreten.

Spitzenwert in Wandsbek mit 65 Prozent Frauenanteil

Gerade einmal 17,65 Prozent beträgt hier der „Anteil Frauen auf Führungsstellen“ im höheren Dienst (heute: LG2/E2). Das ist der mit Abstand geringste Anteil aller Behörden und Bezirksämter. Zum Vergleich: In den sieben Bezirksämtern liegt der Anteil durchweg über 40 Prozent, in vier davon sogar bei mehr als der Hälfte, den Spitzenwert erreicht das Bezirksamt Wandsbek mit fast 65 Prozent Frauenanteil bei den Führungspositionen im höheren Dienst.

Auch in den anderen Behörden sieht es durchweg besser für Frauen aus als im Haus der Gleichstellungssenatorin. In der Senatskanzlei liegt der Anteil der Frauen in diesen Führungspositionen bei mehr als 44 Prozent, in der Justizbehörde bei fast 50, in der Schulbehörde bei mehr als 55 und in der Kulturbehörde bei immerhin fast 40 Prozent.

Unter Fegebank sogar weniger Frauen an Spitzenpositionen

Am schlechtesten für Frauen sieht es nach Fegebanks Wissenschafts- und Gleichstellungsbehörde in der Innenbehörde (knapp 26 Prozent), der Wirtschaftsbehörde (34 Prozent) und der Stadtentwicklungsbehörde (39,74 Prozent) aus.

Hinzukommt: In der Wissenschafts- und Gleichstellungsbehörde hat sich die Beteiligung von Frauen an Spitzenpositionen unter Katharina Fegebank sogar noch verschlechtert. Anfang 2017 lag er laut Senatsantwort noch bei 22,22 Prozent. Seither ist er auf die aktuellen 17,65 Prozent also sogar noch gesunken.

Geschlechtergerechtigkeit weiter voranbringen

„Gerade als Behörde, die für die Gleichstellung zuständig ist, können wir nicht mit der aktuellen Zahl weiblicher Führungskräfte in unserem Haus zufrieden sein“, sagte Fegebank am gestrigen Weltfrauentag auf Abendblatt-Nachfrage. „Da gibt es noch viel Luft nach oben. Immerhin liegen wir in der Behördenleitung mit zwei Dritteln Frauen deutlich über dem Schnitt.“

Durch den neuen Behördenzuschnitt werde „Einiges möglich sein, um die nötige Geschlechtergerechtigkeit weiter voranzubringen“, so Fegebank. „Von daher ermutigen wir Frauen, sich für Führungsrollen zu bewerben. Bei den ersten möglichen Nach- und Neubesetzungen der gewachsenen Behörde konnten mehr Frauen als Männer für Führungsaufgaben gewonnen werden. Wir müssen aber insgesamt noch besser werden – und auch noch flexiblere Arbeitszeitmodelle ermöglichen, die auch geteilte Führungsaufgaben oder Führung auf Zeit möglich machen.“

Noch immer gibt es wenige Führungskräfte in Teilzeit

Tatsächlich zeigt die Senatsantwort auch ein anderes Problem: Noch immer gibt es nur wenige Führungskräfte, die auch in Teilzeit arbeiten, und wenige, die Elternzeit nehmen. Das könnte darauf hindeuten, dass Karriere und Familie noch immer schwer vereinbar sind. Elternzeit wird laut Senat vor allem von Frauen und selten von Männern in Führungspositionen genommen.

„Die Gleichstellung von Frauen und Männern in Beruf, Familie und Politik ist ein wichtiges Anliegen. Ohne Frage gibt es leider in vielen Bereichen noch großen Handlungsbedarf“, sagte CDU-Politiker Trepoll. Dass die Zahl weiblicher Führungskräfte in der Gleichstellungsbehörde am geringsten und noch rückläufig sei, zeige, „dass zwischen markigen Ankündigungen wichtiger Ziele und Realität für mehr Vereinbarkeit von Beruf und Familie große Lücken klaffen.

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Wer anderen Auflagen auferlegt oder mit einem verfassungsrechtlich fragwürdigen Parité-Gesetz versucht, die Gleichsetzung im Parlament durchzusetzen, muss im eigenen Zuständigkeitsbereich erst recht mit gutem Beispiel vorangehen“, so Trepoll.

Fegebank sagte derweil bei einem Senatsempfang zum Frauentag laut einer Pressemitteilung: „Diversität in den Führungsetagen kommt uns allen zugute. Wo Zielgrößen auf freiwilliger Basis nichts bewirken, braucht es verbindliche Quoten, bis Frauen unter den Entscheidern keine Ausnahme, sondern eine Selbstverständlichkeit sind.“