Hamburg. Umweltschutzorganisation Robin Wood kritisiert Pläne der Umweltbehörde. Offener Brief an Bundesminister.

Die Umweltschutzorganisation Robin Wood hat Pläne des rot-grünen Hamburger Senats kritisiert, Buschholz aus Namibia in Hamburger Kraftwerken zur Wärmeerzeugung zu verheizen – und einen Protestbrief an Entwicklungsminister Gerd Müller (CSU) geschrieben.

 Hintergrund: Die Umweltbehörde von Senator Jens Kerstan (Grüne) prüft, wie fossile Brennstoffe durch klimaneutrale Materialien ersetzt werden können. Nach bisherigen Aussagen der Umweltbehörde könnte die CO2-Bilanz des afrikanischen Holzes trotz des weiten Transports günstiger ausfallen als die von Gas oder Kohle. Holz gilt als „klimaneutral“, weil es beim Verbrennen nur das Kohlendioxid freisetzt, das es im Wachstum aus der Atmosphäre aufgenommen hat.

Für Robin Wood ist die Idee aus mehreren Gründen falsch

„Die Verbuschung ist in Namibia ein Umweltproblem, gleichzeitig sucht Hamburg nach Wegen für eine klimafreundliche und kohlefreie Energie- und Wärmeversorgung“, sagte Umweltbehördensprecher Jan Dube. „Wir prüfen auf Bitten der namibischen Regierung, ob und wie der Import von Biomasse nach Hamburg sinnvoll und für beide Seiten vorteilhaft sein kann. Diese Prüfung läuft bis zum Sommer unter transparenter Einbindung der Zivilgesellschaft und ist völlig ergebnisoffen. Noch gibt es keine Entscheidung.“

Für Robin Wood ist die Idee aus mehreren Gründen falsch – zumal die Pläne zum Holzimport aus Afrika längst nicht mehr auf Hamburg beschränkt seien. „Hamburg steht bei dem Projekt besonders in der Verantwortung“, sagt Robin-Wood-Sprecherin Ute Bertrand.

Warnung vor Klimaschäden und Arbeitsplatzabbau

 „Es ist international eines der ersten Vorhaben, bei denen in großem Stil Holz aus dem globalen Süden für die Energiegewinnung in ein EU-Land geliefert werden soll. Namibia würde durch die Entbuschung eine seiner größten Kohlenstoffsenken verlieren, Hamburg wäre fein raus – mit einer vermeintlich sauberen Klimabilanz.“

Hamburgs Umweltsenator Jens
Kerstan (Grüne)
prüft den Einsatz
von Buschholz aus
Namibia zur Wärmeerzeugung in
Hamburg.
Hamburgs Umweltsenator Jens Kerstan (Grüne) prüft den Einsatz von Buschholz aus Namibia zur Wärmeerzeugung in Hamburg. © Unbekannt | Michael Rauhe

In Hamburg würden die Menschen „die Klima- und Biodiversitätskrise mit dem Heizen ihrer Wohnzimmer ungewollt verschärfen – entgegen den Zielen des Volksentscheids zum Rückkauf der Hamburger Energienetze“, so Bertrand. „Von einer ,Partnerschaft‘ mit Namibia kann keine Rede sein. Eine Entwicklungszusammenarbeit mit Namibia, die auf die Produktion von Rohstoffen für die Industrieländer und die Steigerung der Renditechancen vermeintlich ,grünen‘ Kapitals abzielt, verstärkt in negativer historischer Tradition neokoloniale Muster.“

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Das Vorhaben der Deutschen Gesellschaft für Internationale Zusammenarbeit (GIZ) sei „ausgerechnet in der Region geplant, in der während der deutschen Kolonialherrschaft der Genozid an 75.000 OvaHerero und Nama stattfand“, so Bertrand. Der Senat müsse das Projekt stoppen.

In dem Brief an Entwicklungsminister Müller, der von Vertretern zahlreicher Organisationen unterzeichnet wurde, warnt Robin Wood vor „Klimaschäden, Arbeitsplatzabbau, alternativen Fakten und neokolonialen Mustern“. Solche Vorhaben dürften nicht durch deutschen Entwicklungshilfegelder gefördert werden.