Hamburg. Nach Protest von Hamburger Klimaschützern stellte die CDU-Bürgerschaftsfraktion eine Kleine Anfrage an den Senat.

Mit dem Verfeuern von Holzpellets aus Namibia will Hamburg möglicherweise gleich zwei Umweltprobleme auf einmal lösen: Während in dem südwestafrikanischen Land die Grassavannen von Büschen überwuchert werden, erwägt die Hamburger Umweltbehörde, mit dem Einsatz der „de-bushing Biomasse“ fossile Brennstoffe bei der Energiegewinnung einzusparen.

Buschholz aus Namibia: Treibhausgasemissionen niedriger als bei Erdgas

In einer Antwort auf eine Kleine Anfrage der CDU-Bürgerschaftsfraktion erklärte der Senat jetzt, nach verschiedenen Studien seien Treibhausgasemissionen zu erwarten, die deutlich unter denen einer Erdgasnutzung oder Kohlefeuerung lägen.

Warum die Schwarzdorn-Akazie in der Grassavanne der ehemaligen deutschen Kolonie so stark wächst, ist unklar. Als mögliche Ursachen gelten laut Senat eine zu intensive Beweidung, die Unterdrückung von Savannenfeuern und Klimaveränderungen. Die Verbuschung gefährde angestammte Lebensräume von Tieren und Pflanzen. Antilopen, Zebras und auch der vom Aussterben bedrohte Gepard seien betroffen. Außerdem entziehe das Gestrüpp dem Boden große Mengen Wasser.

Zwischen Hamburg und Namibia: Memorandum of Understanding

Im vergangenen Mai wurde zwischen Hamburg und Namibia bereits ein sogenanntes Memorandum of Understanding unterzeichnet. Umwelt-Staatsrat Michael Pollmann (Grüne) hatte damals erklärt: „Energie aus namibischer Biomasse könnte uns helfen, bei der Fernwärme-Versorgung schneller aus der Kohle auszusteigen.“

Die angestrebte „Biomasse-Partnerschaft“ ist nicht einfach: Vertreter von Regierungs- und Nichtregierungsorganisationen aus Namibia und Hamburg, darunter die Initiative „Tschüß Kohle“, haben drei Arbeitsgruppen gebildet. Delegationen beider Länder haben sich schon mehrfach besucht. „Weitere Konferenzen sind terminiert“, hieß es.

Senat: Namibia kann Holz nicht selbst verfeuern

Demnächst soll intensiv diskutiert werden, in welchem Maße Viehhirten, Farmer und Holzerntehelfer in Namibia von dem Projekt profitieren könnten. Klar ist für den Senat, dass Namibia sein Holz nicht einfach selbst verfeuern kann. Der Strombedarf des Landes sei so niedrig, dass sich ein Biomassekraftwerk nicht lohne. Photovoltaik und Windkraft seien günstiger.

„Der Senat hat noch viele offene Fragen zu klären“, meinte der CDU-Abgeordnete Sandro Kappe. Das Projekt dürfe auf keinen Fall zu sozialen Schieflagen oder Umweltzerstörungen in Namibia führen. „Wir werden den Prozess kritisch und konstruktiv begleiten“, versicherte der CDU-Umweltpolitiker Jörg Meyer.

Breiter Protest gegen Buschholz aus Namibia

Anfang Oktober regte sich bereits breiter Protest gegen die Verwendung der Biomasse: Mehrere Hamburger Organisationen sprachen sich in einer gemeinsamen Stellungnahme gegen den Ersatz von Steinkohle durch Buschholz aus Namibia in Hamburger Kraftwerken aus. Experten und Vertreter etwa vom Hamburger Energietisch, der Universität Hamburg sowie der Universität Kassel sehen dem Import aus Afrika als "nicht klimaverträglich" an.

"Das liege nicht nur am langen Transportweg, sondern vor allem an den Veränderungen der Landnutzung in Namibia", hieß es in dem öffentlichen Schreiben.